Telekom wirft Manager raus

Eine hochkarätige Führungskraft hat die Deutsche Telekom vor die Tür gesetzt. Der Mann, der seinem Anwalt zufolge ein Jahresgehalt in sechsstelliger Höhe bezieht, hat gegen die fristlose Kündigung geklagt.

Bonn. Eine hochkarätige Führungskraft hat die Deutsche Telekom vor die Tür gesetzt. Der Mann, der seinem Anwalt zufolge ein Jahresgehalt in sechsstelliger Höhe bezieht, hat gegen die fristlose Kündigung geklagt. Am Donnerstag war Gütetermin im Arbeitsgericht Bonn vor der dritten Kammer.

Der Kläger selbst hatte sich entschuldigen müssen. Er sitzt zurzeit in Polen fest. Dort war der 56-Jährige - einst von der Telekom entsandt - im Management der polnischen Mobilfunktochter der Deutschen Telekom, Polska Telefonia Cyfrowa (PTC) tätig.

Im April hatte die "Poslkaweb News" im Internet gemeldet, dass im Zusammenhang mit Ermittlungen wegen des Verdachtes von Betrug und Steuerhinterziehung zwei Manager der PTC in Polen verhaftet worden seien. Darunter war auch der 56-Jährige. Im Bericht heißt es, Polizei und Staatsanwaltschaft würden den Managern vorwerfen, ihr Unternehmen und den polnischen Fiskus um Millionen betrogen zu haben.

Sein Mandant sei inzwischen gegen Zahlung einer Kaution von 100 000 Euro wieder auf freiem Fuß. Er musste allerdings seinen Pass abgeben, erklärt sein Anwalt vor der Kammer. Am Rande der Sitzung erzählt er dann, er sei ziemlich sicher, die Ermittlungen gegen den Manager würden eingestellt. An den Vorwürfen sei nichts dran. Auch die Vorwürfe der Telekom, die zur fristlosen Kündigung führten, bestreitet er. Immerhin 20 Jahre sei sein Mandant Angestellter bei der Telekom gewesen.

Der Rechtsbeistand der Telekom spricht zwar nicht von Betrug, aber von "schwer wiegenden Pflichtverletzungen". Er führt zudem aus, der Kläger habe sich vielfach über Regularien hinweggesetzt und seine Kompetenzen weit überschritten. Unter anderem habe er einen drei Millionen Euro schweren Werbevertrag mit einem TV-Sender abgeschlossen, ohne den PTC-Aufsichtsrat zu informieren. Der Sender habe kurz darauf Insolvenz anmelden müssen, damit sei der PTC ein immenser Schaden entstanden.

Zudem habe der Mann offensichtlich Geschäfte mit Partnern abgeschlossen, mit denen er enge Freundschaften pflegte. Einen habe er sogar samt Ehefrau auf Firmenkosten nach China zur Olympiade eingeladen. Erkenntnisse, die unter anderem auf einem Prüfbericht beruhen, den der Aufsichtsrat der PTC in Auftrag gab.

"Wir warten händeringend auf die englische Übersetzung", so der Klägeranwalt. Bisher habe er noch keine Akteneinsicht bei der polnischen Staatsanwaltschaft nehmen dürfen. "Das liegt in Polen im Ermessen der Staatsanwaltschaft." Eine Einigung erzielten die Parteien am Donnerstag nicht. Der Prozess wird fortgesetzt.

"Für uns sind die Vorwürfe klar unterlegt, so dass als einzige Kosequenz die fristlose Kündigung infrage kam", sagte Telekom-Sprecher Andreas Leigers dem GA auf Nachfrage. Details wollte er unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht nennen.

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