Bonn im Sparzwang Stadtsportbund-Funktionär gründet Bürgerinitiative

BONN · Rainer Wolff, zweiter Vorsitzender im Stadtsportbund Bund Bonn (SSB), will dort streichen, wo viel Geld fließt - bei Oper und Kunstmuseum. Selbst ein Bürgerbegehren ist dafür nicht ausgeschlossen.

 Achim Dehnen (links) und andere Mitglieder des SSB-Vorstands überlegten gestern Abend mit rund 60 Vereinsvertretern, was die Sportvereine angesichts der städtischen Finanzmisere tun sollen.

Achim Dehnen (links) und andere Mitglieder des SSB-Vorstands überlegten gestern Abend mit rund 60 Vereinsvertretern, was die Sportvereine angesichts der städtischen Finanzmisere tun sollen.

Foto: Horst Müller

Vor dem Hintergrund der Bonner Finanzmisere zeichnet sich ein erneuter Verteilungskampf zwischen Sport und Kultur ab. Rainer Wolff, zweiter Vorsitzender im Stadtsportbund Bund Bonn (SSB), kündigte am Montagabend die Gründung der Initiative "Bonner Bürger wehren sich" an, die sich noch in diesem Jahr zum ersten Mal treffen soll.

"Keiner hat etwas gegen Kultur, solange sie bezahlbar ist", sagte Wolff bei einem Treffen mit rund 60 Vereinsvertretern im Haus des Bonner Tennis- und Hockeyvereins an der Christian-Miesen-Straße. "Aber Bonn muss da sparen, wo das meiste Geld verbraten wird - in der Oper und im Kunstmuseum!"

Wenn man jetzt nicht auf die Straße gehe, könne man auch für immer schweigen, appellierte Wolff, Organisator der Sportler-Protestdemo vor zwei Jahren, an die Gäste im Saal. Er brachte ein Bürgerbegehren gegen die Sparpläne der Stadtverwaltung ins Spiel. Er selbst werde aus dem SSB-Vorstand austreten, um "Bürgerbewegung" und Stadtsportbund voneinander zu trennen.

SSB-Chef Michael Scharf machte trotzdem deutlich, dass der Vorstand hinter Wolffs Vorstoß steht. "Ich denke, wir brauchen ein Bürgerbegehren als Ultima Ratio, um ein Signal zu setzen, dass man nicht an uns vorbei Politik machen kann", betonte der Vorsitzende.

Er plädierte dafür, sich in der Bürgerinitiative Verbündete aus allen betroffenen Gesellschaftsgruppen zu suchen. Das war auch überwiegender Tenor der wenigen Wortmeldungen der Vereinsvertreter, deren Meinung der SSB-Vorstand an diesem Abend erfahren wollte. "Wir müssen sehen, dass wir die freie Kultur mit ins Boot bekommen", meinte etwa Jürgen Harder vom Bonner SC.

"Unser Fokus sollte darauf liegen, gemeinsam mit der Stadt intelligente Lösungen zu suchen", fasste Achim Dehnen vom Stadtsportbund die Haltung des Vorstands zusammen. Es solle aber auch die neue Bürgerinitiative unterstützt werden. Ein Bürgerbegehren wolle man "nicht ausschließen", etwa um die Einführung einer Sportstättennutzungsgebühr zu verhindern.

Mit dieser Gebühr will die Stadtverwaltung 750 000 Euro jährlich einnehmen. Die Hälfte soll in die Sportstättensanierung, der Rest in die Stadtkasse fließen. Außerdem will die Stadt vier Schwimmbäder schließen und schwach genutzte Sportplätze aufgeben.

Würde der Rat das komplette Sparpaket beschließen, wäre die Belastung für den Sport innerhalb der nächsten zehn Jahre mit 14 Prozent der bisherigen Ausgaben deutlich höher als in der "Prestigekultur" mit neun Prozent, rechnete Dehnen vor. Vereinzelt gab es gestern trotzdem warnende Stimmen: Ein Bürgerbegehren werde "viel Porzellan zerschlagen", warnte ein Vereinsvertreter.

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