Newroz-Fest in Bonn Rund 200 Demonstranten zogen durch die Innenstadt

Bonn · Der Mann, für dessen Freiheit die rund 200 Demonstranten lauthals skandieren, sitzt seit rund 14 Jahren in einer Zelle auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali.

Wie am Mittwoch zum Auftakt des kurdischen Newroz-Festes in der Bonner Innenstadt zu hören und auf Transparenten mit dem Konterfei des Inhaftierten zu sehen war: Für viele Kurden bleibt der umstrittene Abdullah Öcalan, langjähriger Chef der durch zahlreiche Anschläge bekannt gewordenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), so etwas wie die Ikone des Strebens ihres Volkes nach Unabhängigkeit von der türkischen Staatsmacht.

Polizisten sicherten den Demonstrationszug vom Frankenbad in Richtung Münsterplatz, der laut Leitstelle friedlich verlief. Jamal Mousa und Mehmet Semocak, nach eigener Auskunft die Organisatoren des Demonstrationszugs, wollen mit dem traditionellen Neujahrsfest Newroz nicht nur den Frühlingsanfang feiern.

Sie verstanden das Fest vor allem als Symbol für den lebendig gebliebenen Widerstandsgeist des kurdischen Volkes. Zumal sich unter dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan nicht viel zum Besseren für ihr Volk verändert habe: "Erdogan redet viel, aber es passiert leider nichts", sagte Mousa.

So könnten die Kurden beispielsweise nach wie vor ihre eigene Kultur, insbesondere ihre Sprache, nicht ungehindert praktizieren. Für eine seit langem geforderte kurdische Selbstverwaltung im türkischen Staat gebe es laut Mousa keinen Platz. "Erdogan spricht immer nur von einem Volk, einer Flagge und einer Sprache."

Zum Newroz-Fest ein Zeichen setzen gegen die Gewalt in Syrien wollte eine Privatinitiative, die ebenfalls Richtung City zog. Am Samstag wird es anlässlich des Newroz-Festes zwei weitere Demonstrationszüge geben. Um 11 Uhr zieht eine Gruppe durch die City über die Kennedybrücke nach Beuel. Zeitgleich startet der zweite Zug in Pützchen. Treffpunkt ist die Beueler Rheinaue.

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