Bonnerin in Haiti Rebekka Toyka arbeitet im Erdbebengebiet beim Wiederaufbau

BONN · Die Bonnerin Rebekka Toyka lebt seit August mit ihrer Tochter in Haiti. Bei der Organisation Help - Hilfe zur Selbsthilfe hat Toyka für ein Jahr als Koordinatorin für ein EU-Projekt in der Stadt Petit Goâve 70 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Port-au-Prince angeheuert.

 Herzlichen Glückwunsch Kiana! Ihren dritten Geburtstag hat die Tochter von Rebekka Toyka in Petit Goâve mit sechs Freundinnen - und Schokoladenkuchen - gefeiert.

Herzlichen Glückwunsch Kiana! Ihren dritten Geburtstag hat die Tochter von Rebekka Toyka in Petit Goâve mit sechs Freundinnen - und Schokoladenkuchen - gefeiert.

Die kleine Kiana hat ihren dritten Geburtstag gefeiert. Sie bekam einen Roller geschenkt und einen Hexenbesen in Lila und Rosa, ihren Lieblingsfarben. Kiana, die sicher noch viele Spielgefährten aus dem "Münstermäuse"-Kindergarten kennen, wird mit sechs Freundinnen Schokoladenkuchen essen und mit Transparentpapier Laternen für Adventslichter basteln. "So kommt ein wenig deutsche Weihnachtsstimmung auch zu uns", sagt ihre Mutter Rebekka Toyka.

Die Bonnerin lebt seit August mit ihrer Tochter in Haiti. Bei der Organisation Help - Hilfe zur Selbsthilfe hat Toyka für ein Jahr als Koordinatorin für ein EU-Projekt in der Stadt Petit Goâve 70 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Port-au-Prince angeheuert.

"Die Entscheidung, mit meiner Tochter nach Haiti zu gehen, war schwer", gibt die 36-Jährige zu. Doch sie hat sie nicht bereut. Denn wenn etwas klappe, dann Kianas Anpassung an das Land, die Menschen und die Sprache. "Kiana hat sich in Nullkommanix an die Nanny Matilde gewöhnt, die auch gleichzeitig unsere Köchin ist, und ich konnte ab dem zweiten Tag ganztags arbeiten", sagt Toyka.

Die Mutter koordiniert also, während die Tochter im neuen Kindergarten spielt, ein Projekt, bei dem 250 Familien, also gut 1250 Menschen, semi-permanente Häuser und Latrinen gebaut bekommen. Sie haben im Epizentrum des verheerenden Erdbebens 2010 ihre Häuser verloren und leben in Camps. ,"Ziel ist es, die Übergangs-Camps zu schließen, um allen Betroffenen wieder würdiges Wohnen zu ermöglichen", sagt Toyka.

Mit einem hoch motivierten und sehr professionellen haitianischen Team arbeite sie. Wenn da die Zusammenarbeit mit lokalen Autoritäten nur nicht so oft von Stimmungen und Materialengpässen abhängig wäre, so dass der Stillstand der Bauarbeiten drohe, fügt sie dann seufzend hinzu. "Wir sind aber weiterhin im richtigen Zeitfenster, so dass das Projekt Ende April abgeschlossen sein wird." Und da es noch weitere Camps gebe, schreibe sie gerade an einem Folgeantrag.

Derweil lerne Kiana als einziges weißes Kindergartenkind in rasantem Tempo Französisch und Creole mit, berichtet die Mutter stolz. Die Lieblingsbeschäftigung der Dreijährigen sei Malen. Mithilfe von mitgebrachten Fenstermalfarben verziere sie sämtliche Fenster, mit Kreide die Außenwände des Hauses, mit Wasserfarbe ihre Beine.

Ihr sei klar gewesen, dass sie in ein erdbebengefährdetes und politisch unsicheres Land gingen, in denen Kinderärzte weit seien. "Wir beide haben in den letzten vier Monaten schon zwei Wirbelstürme und die Malaria hinter uns gebracht", sagt Toyka. Demonstrationen und steigende Cholerafälle im Ort seien ohnehin präsent.

Bleiben wir? Bleiben wir nicht?, frage sie sich oft. Aber sie sei im Hinblick auf ihre familiäre Situation hin frei, zurück nach Deutschland zu kommen, wenn sie merke, dass es eben nicht mehr passe. "Ich bin bereit, den Vertrag auszuführen, solange ich ruhig dabei schlafen kann," resümiert Rebekka Toyka. Und dann bemalt sie ihrer Tochter mit Farben noch als Überraschung ein lila Osterei. "Denn das hat sich Kiana zum Geburtstag gewünscht."

Help in Haiti
Haiti ist ein auf der Insel Hispaniola in den Großen Antillen gelegener Inselstaat. Er umfasst den westlichen Teil der Karibikinsel, deren Ostteil die Dominikanische Republik einnimmt.Nach dem schweren Erdbeben 2010 leistete Help mit einem Ärzteteam Nothilfe und ist seither im Wiederaufbau tätig.

Die Organisation mit Sitz in Bonn hat schon mehr als 1100 erdbebensichere Häuser gebaut, darunter 120 barrierefreie. Vor kurzem wurde Haiti schwer vom Hurrikan Sandy getroffen. Infrastruktur und Häuser wurden zerstört. Laut Raphael Göpel, Help Bonn, will man nun die beschädigten Häuser und Latrinen reparieren, um Choleraausbrüchen entgegenzuwirken. Kontakt im Internet über die Adresse

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