Freizeitaktivitäten für Flüchtlingsfamilien Raus aus der Isolation

BEUEL · "Das ist ein Fußabdruck", strahlt Said und schlägt mit Hammer und Meißel geschickt auf das Stück Tuffstein ein, das vor ihm auf einem Holzblock liegt.

 Bildhauer Klaus Limberger gibt einer Flüchtlingsfamilie genaue Anweisungen.

Bildhauer Klaus Limberger gibt einer Flüchtlingsfamilie genaue Anweisungen.

Foto: Max Malsch

Der 12-Jährige, der aus dem syrischen Aleppo stammt und mit seinen Eltern und den beiden Schwestern vor dem Bürgerkrieg in seiner Heimat geflohen ist, macht unter der fachkundigen Anleitung von Bildhauer Klaus Limberger seine ersten Schritte in der Kunst der Steinbearbeitung.

Seit sieben Monaten lebt die Flüchtlingsfamilie jetzt in Beuel und alle nutzen gemeinsam das Freizeitangebot, das der Verein "Abenteuer Lernen" am Dienstag bereits zum vierten Mal für Flüchtlingsfamilien in Beuel anbot. In Zusammenarbeit mit der Beueler Initiative gegen Fremdenhass und mit finanzieller Unterstützung durch das Bonner Spendenparlament haben Kinder, Jugendliche und Erwachsene jeden Dienstagnachmittag auf dem Künstlerhof der Tapetenfabrik Gelegenheit gemeinsam zu werken, zu basteln oder zu experimentieren.

Einen regelmäßigen Treffpunkt für Flüchtlinge anzubieten, und die aus ihrer Heimat geflohenen Menschen durch gemeinsame Aktivitäten zusammenzuführen - das hat sich Vereinsleiterin Erika Luck-Haller mit ihrem Projekt "Gemeinsam - Together" auf die Fahnen geschrieben. "Die meisten Beueler Flüchtlinge sind ja dezentral untergebracht", weiß Luck-Haller. "Da ist es besonders wichtig, niederschwellige Aktivitäten, anzubieten um das soziale Umfeld kennenzulernen."

"Das Projekt ist ganz im Sinne der vielzitierten Willkommenskultur darauf angelegt, die Flüchtlinge aus der Isolation zu führen und ihre schwierigen Lebensumstände ein wenig zu erleichtern", zeigt sich auch Wolfram Schmuck vom Vorstand des Spendenparlaments überzeugt. Der Verein unterstützt das Projekt mit 1500 Euro. Und das Angebot wird offenkundig dankbar angenommen: Bis zu 50 Teilnehmer treffen sich inzwischen bei den Veranstaltungen im Siebenmorgenweg.

Außer in Bildhauerei können sich die Kinder und Jugendlichen auch noch in künstlerischem Gestalten und Akrobatik üben oder unter Anleitung diverse physikalische Experimente machen: So lässt der 15-jährige Qlerim Kuqishta eine umgedrehte, zu einem Drittel mit Wasser gefüllte, PET-Flasche mit einer Luftpumpe als Rakete steigen und lernt so etwas über Über- und Unterdruck. Und auch Saids Vater Abdin Dado ist begeistert von dem Angebot. "So können wir zusammen als Familie etwas unternehmen", freut er sich. "Die Kinder sind beschäftigt und meine Frau lernt beim gemeinsamen Kochen andere Frauen kennen."

Und alle zusammen lernen ein bisschen Deutsch. Dolmetscher ermöglichen die Verständigung über die verschiedenen Sprachen hinweg, und davon hört man viele an den Nachmittagen: Von Kurdisch über Albanisch und Russisch bis zu Englisch. Denn natürlich geht es während der Treffen sehr international zu, aber alle Anwesenden lernen bei den gemeinsamen Tätigkeiten schnell, sich irgendwie zu verständigen.

Weitere Informationen gibt es unter Tel. 0228/442903 oder nach einer E-Mail an info@abenteuerlernen.org.

Informationen zu weiteren Projekten auf www.abenteuerlernen.org

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