Rapper drehte Drohvideo im Kölner Gericht

Zeugen schwiegen aus Angst. Flüchtige mutmaßliche Goldräuber sind schon lange justizbekannt

Bonn. Der wegen des Überfalls auf einen Ludwigsburger Goldtransporter im Dezember 2009 gesuchte Giwar Hajabi aus Bonn hat zuvor als Rapper Xatar die Kölner Justiz für seine Zwecke benutzt und für einen bislang verschwiegenen Skandal gesorgt:

Im Oberlandesgericht Köln hat er mit Genehmigung der dort Verantwortlichen ein Musikvideo gedreht, in dem er völlig unverhohlen bereits inhaftierte Zeugen von anscheinend gemeinsam begangenen Straftaten bedroht, falls sie auspacken.

Auspacken gegen seinen nun ebenfalls wegen des Goldraubs gesuchten Freund Kawa Homam-Ghazi aus Rheinbach, dem damals bereits ein umfangreiches Verfahren wegen Ebay-Betruges drohte und der das Video finanziert haben soll.

Der Titel des fünfminütigen Videos: Paragraf 31. Das ist der sogenannte Kronzeugenparagraf, wonach Zeugen mit Strafmilderung rechnen können, wenn sie gegen Mittäter auspacken. "Ich dulde nichts mehr, du Dummkopf musstest rein, beichtest beim Feind und fängst an zu unterschreiben was für Anwalt und Richter, ich hab nichts zu berichten, denn nur Gott kann mich richten", rappt er dort.

Und droht: "Bei uns ist Schweigen wie Gold, denn Blei kann folgen." Und: "Ich erzähl von Verrätern, Freunde werden Gegner." Und denen droht er weiter mit Rache, dem Verlust von Hand und Zunge und verklausuliert mit möglicher Vergewaltigung durch Mithäftlinge.

Das Video zeigte Wirkung: Wie der GA erfuhr, trauten sich die potenziellen Zeugen bei den Ermittlern kein einziges Wort mehr zu sagen und schwiegen. Homam-Ghazi wird von der zuständigen Strafkammer mit Haftbefehl gesucht.

Auch auf dem Video zu sehen ist der ebenfalls des Goldraubs verdächtige Sami Abdel Hadi aus Bonn, der nicht nur mitsingt, sondern auf dem Video auch einen Polizisten überwältigt, um an dessen Uniform zu kommen.

Ein besonders pikantes Detail angesichts dessen, dass die Goldräuber sich als Polizisten in Uniform ausgaben. Dass die Rapper auch den Bonner Anwalt Michael Hakner, der einige aus der Szene vertritt, zur Mitwirkung an dem Video gewinnen konnten, ist dem nun mehr als unangenehm. Hakner war nach eigenen Angaben von Xatar gebeten worden, im Video mitzuspielen. "Ich habe gedacht, ich tue etwas Gutes, hole die Kinder vom Brüser Berg mit einem Musikvideo, in dem sie mitspielen, von der Straße."

Die anderen beiden mutmaßlichen Goldräuber (21, 24) aus Bonn, die am Donnerstag in Wesseling und Gummersbach festgenommen wurden, haben sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Die Räuber hatten bei dem Überfall laut Polizei Schmuck und Zahngold im Wert von 1,8 Millionen Euro erbeutet. Die Ermittler vermuten, dass die Täter einen Insider-Tipp erhielten, ob von einem Mitarbeiter des Transportunternehmens oder jemandem aus dessen Umfeld, ist unklar.

Auf die Spur waren die Beamten den Verdächtigen durch ein SU-Autokennzeichen und eine DNA-Spur gekommen. In Haft in Stuttgart-Stammheim sitzt neben dem 24-Jährigen auch ein 21-Jähriger. Dabei soll es sich um den Zwillingsbruder des vierten flüchtigen Sidar Coskum handeln.

Hakner ist nun der Anwalt des 24-Jährigen, den ein Spezialeinsatzkommando aus einer Wohnung in Wesseling geholt hatte. Sein, wie er sagt, nicht vorbestrafter Mandant schweigt.

In einem früheren Video der nun gesuchten Rapper Xatar und Samy heißt es: "Ich will nicht weg, weil mich die Kripo seit 15 Jahren kennt, prominent, woanders wär' ich doch der Kripo fremd."

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