Mordanschlag auf PRO NRW-Chef geplant Polizei nahm Salafisten in Bonn fest

Bonn · Polizei hat offenbar einen Mordanschlag mutmaßlicher Salafisten gegen den Chef der rechtsextremen Partei Pro NRW, Markus Beisicht, vereitelt. Nach Angaben der Polizei Essen wurden in der Nacht zum Mittwoch vier mutmaßliche Islamisten festgenommen, einer davon in Bonn.

Die Polizei hat möglicherweise eine Serie von Anschlägen radikal-islamischer Salafisten auf Mitglieder der rechtsextremen Partei Pro NRW verhindert. Dem Pro-NRW-Politiker Markus Beisicht drohte akute Gefahr. Spezialeinheiten nahmen gestern am frühen Morgen in Leverkusen, Bonn und Essen insgesamt vier Verdächtige fest. Sie fanden über 600 Gramm Sprengstoff-Zutaten, einen Totschläger, eine scharfe Pistole und eine Liste mit neun rot markierten Namen, darunter dem von Beisicht, wie der Ermittlungsleiter Rainer Pannenbäcker am Abend in Essen sagte.

Ob dies eine Art Todesliste war, wollte Pannenbäcker nicht kommentieren. Jedenfalls habe die Polizei nach "operativen Maßnahmen" Hinweise auf eine drohende Gefahr für den Politiker gehabt und deshalb zwischen 0.30 Uhr und 3.30 Uhr kurzfristig reagiert: In der Nähe des Hauses von Beisicht in Leverkusen stellte die Polizei zwei der vier Islamisten. Die beiden anderen seien bei Wohnungsdurchsuchungen in Essen und Bonn festgenommen worden. Zuvor habe die Polizei die Gruppe schon länger mit operativen Mitteln verfolgt, sagte Pannenbäcker. Sie sollen abgehört worden sein.

Die Verdächtigen sind zwei 23 und 24 Jahre alte türkischstämmige Deutsche, ein 43 Jahre alter Albaner und ein 25 Jahre alter Deutscher. Bei den Festnahmen durch Spezialeinheiten hätten sich die vier nicht gewehrt. Er rechne nicht mit weiteren Mitgliedern des Täterkreises, sagte Pannenbäcker. Die Verdächtigen werden heute dem Haftrichter vorgeführt.

Nach Angaben der Polizei gibt es derzeit keine Hinweise darauf, dass unter den Festgenommenen der Mann ist, der am 10. Dezember einen Sprengstoffanschlag auf den Bonner Hauptbahnhof verüben wollte und seither mit Hochdruck gesucht wurde. Die Bombe in einer Sporttasche auf dem Bahnsteig wurde zwar gezündet, detonierte aber nicht.

Die beiden in Leverkusen gefassten Salafisten hatten vermutlich den Pro-NRW-Vorsitzenden ausgekundschaftet. In der Bonner Wohnung, nach GA-Informationen in Tannenbusch, fanden die Ermittler die Waffe und das Sprengmaterial. Es sollte untersucht werden. Möglich ist, dass die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen an sich zieht.

Früher am Tag waren die Sicherheitsbehörden mit Razzien und Vereinsverboten gegen die Salafisten-Szene in NRW und Hessen vorgegangen. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sagte gestern in Berlin, es gebe keinen unmittelbaren Zusammenhang mit der länderübergreifenden Razzia. Die möglichen Anschlagspläne zeigten aber, "dass es richtig und konsequent ist, gegen salafistische Vereine vorzugehen". Polizisten hatten gestern einen Vereinsraum und Wohnungen von Salafisten in Nordrhein-Westfalen und Hessen durchsucht.

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