Iillegale Graffiti in Bonn Polizei, Stadt, Bahn und Hauseigentümer starten Aktionswoche

BONN · Graffiti können lebensgefährlich werden: Sprayer machen oft waghalsige Klettermanöver oder bewegen sich nah an Starkstrom-Oberleitungen der Bahn. "Je riskanter einer Aktion ist, desto mehr Anerkennung erntet der Sprayer in seiner Gruppe", sagte Mario Becker vom Kommissariat Kriminalitätsprävention der Bonner Polizei, bei einer Pressekonferenz im Stadthaus.

Gemeinsam stellten Stadt Bonn, Bundespolizei, Polizei Bonn, Deutsche Bahn und der Eigentümerverein Haus & Grund Bonn/ Rhein-Sieg das Programm für einen Aktionswoche gegen illegale Graffiti und Farbschmierereien vor, die im Juli stattfindet.

Mit gezielten Informationen für Jugendliche, Eltern und Hausbesitzer packen die Ordnungspartner vom 12. bis 17. Juli das Thema an. Ein Aspekt sind sind die immensen Kosten, die durch die Schmierereien entstehen. Die Deutsche Bahn zum Beispiel gibt bundesweit im Jahr 50 Millionen Euro für die Beseitigung von Graffitischäden aus, der Deutsche Städtetag schätzt die Kosten auf insgesamt 200 Millionen Euro pro Jahr.

Was viele nicht wissen: "Jugendliche, die irgendwo etwas draufkritzeln, können noch 30 Jahre später haftbar gemacht werden", sagte Jörg Ackmann von der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin. Oft kommt zur Sachbeschädigung noch Hausfriedensbruch, Tätern drohen bis zu zwei Jahre Haft.

Laut Becker lässt sich aus der Bonner Kriminalitätsstatistik einen fallende Tendenz bei den Schmierereien ablesen. 2011 wurden bei der Polizei Bonn 818 Fälle angezeigt, 2012 waren es 593 und in diesem Jahre bis Ende Mai 220. Selten werden Sprayer auf frischer Tat ertappt, was auch daran liegt, dass sie oft in sogenannten Crews unterwegs sind. Ein Gruppe Gleichgesinnter mit wechselnder Beteiligung steckt laut Polizei auch hinter dem Kürzel "inf", das in Bonn besonders oft auftaucht.

Für die Polizei hat der Kampf gegen illegale Graffiti auch damit zu tun, das Sicherheitsgefühl in der Stadt zu verbessern. "Die Flächen wirken verwahrlost. Wir möchten im Stadtgebiet keine Orte haben, die gemieden werden", sagte Becker. Die Bahn entfernt Schmierereien innerhalb von fünf Tagen, um den Sprühern den Ruhm in der Szenen zu nehmen. "Wir müssen immer einen Farbtopf mehr zur Verfügung haben als der Sprayer Dosen", sagte Bernhard Christ, Leiter des Bahnhofsmanagements Bonn der DB Station & Service AG. An besonders markanten Stellen habe die Bahn einen Graffitischutz aufgetragen.

Das Programm der Aktionswoche wird am Freitag, 12. Juli, um 14 Uhr mit eine Ausstellung im Stadthaus eröffnet. Sprayer kommen aus allen sozialen Schichten, sind oft männlich und zwischen 14 und 21 Jahren alt. Deshalb wird in der Ausstellung ein komplettes "Jugendzimmer" eingerichtet, in dem Eltern anhand der Ausstellungsstücke erfahren, wie sie Warnsignale für Sprayer-Aktivitäten ihrer Kinder erkennen können.

"Es geht nicht darum, Kinder und Jugendliche auszuspionieren, sondern das Gespräch zu suchen. Eltern sollen ihre Kinder vor Unfallgefahren und finanziellen Folgen schützen", sagte Becker. Eine aufgeschnittene Getränkeflasche zum Beispiel sei ein sehr einfaches Rauchgerät. "Jugendliche aus der Sprayerszene konsumieren häufig auch Cannabisprodukte, zeigt die polizeiliche Erfahrung."

Bei der Aktionswoche demonstrieren außerdem Experten, wie Schmierereien richtig entfernt werden. Haus & Grund informiert über die Strategie "Vermeiden, Sanieren, Verfolgen". Das Programm gibt es auf www.bonn.de@farbschmierereien.

Graffito entdeckt - was tun?

Die Mitglieder der Ordnungspartnerschaft "Gemeinsam gegen Graffiti" empfehlen folgendes Vorgehen, wenn man einen Sprayer erwischt oder ein neues Graffito entdeckt:

  • Generell: Polizei über die 110 informieren und die Farbschmiererei fotografieren. Hinweise auf Graffiti und Sprayer auf Bahnanlagen nimmt die Bundespolizei unter 0800/6888000 entgegen.
  • Am eigenen Gebäude: Strafanzeige stellen und so schnell es geht reinigen oder reinigen lassen.
  • An städtischen Gebäuden: Graffiti-Hotline der Stadt Bonn, 0228/775576, anrufen oder alle Informationen mit Fotos per E-Mail an graffiti@bonn.de senden.
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