Universitätsklinikum Bonn Pflegedirektor Alexander Pröbstl über die aktuelle Situation

BONN · Alexander Pröbstl ist Pflegedirektor am Universitätsklinikum Bonn. Im Interview erklärt, was sich seit dem Frühjahr im Bereich der Pflege zumindest in Bonn verändert bzw. sogar verbessert hat.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Pflegesituation im Universitätsklinikum Bonn?
Pröbstl: Seit Mai konnte das Bonner Universitätsklinikum Bonn die Anzahl der Pflegekräfte um 37 Stellen auf derzeit 1311 erhöhen. Aus dem Bereich der Krankenpflegeschule konnten alle Auszubildende übernommen werden, die am Klinikum bleiben wollten. Dadurch ist die Pflegesituation entspannter als im Frühjahr.

Ist auch in den Randzeiten abends und am Wochenende jederzeit eine adäquate Versorgung aller Patienten gewährleistet – oder sind Sie wie viele andere Krankenhäuser auch gezwungen, Krankenpflege zu rationieren?
Pröbstl: Alle Stationen am Universitätsklinikum sind in den Randzeiten und am Wochenende bedarfsangepasst mit Pflegepersonal besetzt. Unsere Patienten werden auch bei Spitzenbelastungen, auf die ein Haus der Maximalversorgung wie wir immer eingestellt sein muss, sowie zu allen anderen Zeiten bedarfsgerecht versorgt.

Herr Bahr sagt im Interview, dass das System der pauschalierten Abrechnung nicht zu Qualitätseinbußen bei der Patientenversorgung führt. Stimmen Sie dem zu?
Pröbstl: Dieses System spiegelt den Aufwand einer adäquaten Pflege von schwerstkranken Patienten, die ein Universitätsklinikum üblicherweise versorgt, nicht wider. Die von der Politik versprochenen bundesweit 17.500 zusätzlichen Pflegestellen bis Ende 2011 sind 2012 gekürzt worden. Auf der anderen Seite stehen die hohen Qualitätsansprüche an die Krankenpflege seitens der Politik.

Die personelle Situation in den deutschen Kliniken ist angespannt, der Kostendruck ist enorm. Sehen Sie tendenziell eine Verbesserung oder eher nicht?
Pröbstl: An unserem Klinikum haben wir einen guten Mix an jungen Fachkräften und sehr erfahrenem Personal. Wir stehen in der Zukunft vor der Aufgabe, uns auf die demografische Entwicklung sowohl in der Gesellschaft als auch bei den eigenen Mitarbeitern einzustellen. Deshalb ist der eingeschlagene Weg, unsere über 300 Ausbildungsplätze zu besetzen und auf eine exzellente Ausbildung zu setzen absolut richtig. Dies ist eine sehr gut Voraussetzung für fachlich hoch qualifizierte Arbeit, die täglich von unseren Beschäftigten an unserem Klinikum geleistet wird. Es ist wichtig, die Prozesse im Blick zu behalten und auch zu verstehen, dass die Herausforderungen nicht über Nacht gelöst werden können. Denn sie betreffen die gesamte Gesellschaft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort