Panoramabad: Im Flug durch die Punktwolke

Das Panoramabad ist bis in den letzten Winkel per Laser gescannt worden. Damit haben die Katasterdaten auf Papier bald ausgedient. Fliegen Sie im Video durch die Punktwolke.

Panoramabad: Im Flug durch die Punktwolke
Foto: Büro Pilhatsch

Bad Godesberg. Marek Dymel steht auf der Brücke des Rüngsdorfer Freibads. Auf einem Stativ vor ihm ein zylinderförmiger Kasten, darauf aufgesetzt eine Kamera. Sie dreht sich um 360 Grad. Es surrt leise.

Die gleiche Prozedur wiederholt der Vermessungsingenieur 30 Mal, jeweils an anderen Standorten. Am nächsten Tag sitzt er vor seinem PC, fügt mit Hilfe ausgeklügelter Software alle Informationen zusammen. Dann wird er langsam sichtbar: der Flug durch die Punktwolke.

VideoFliegen Sie im Video durch die PunktwolkeTheodolit, Messlatte und Maßband waren gestern. Was Dymel am Computer soeben fertigstellt, heißt 3-D-Laserscanning. Das Funktionsprinzip: Per Lichtreflexion wird im Umkreis von 600 Metern alles Erkennbare abgetastet und über ein GPS-Koordinatensystem mit dem Kamerabild in Einklang gebracht.

Heraus kommen Millionen von Punkten, die zusammengesetzt ein genaues Abbild der Umgebung ergeben. Im Fall des Panoramabads bedeutet das: Vom Sprungturm bis zum Papierkorb wird alles maßstabsgetreu dokumentiert, sämtliche Größen und Längen sind auf Knopfdruck ablesbar - ob Wettkampfbecken oder Duschkopf, bis auf den Millimeter.

Für wen und weshalb? Das Bad Godesberger Ingenieurbüro Walter und Martin Pilhatsch arbeitet für die Stadt Bonn. Der Leiter des Sport- und Bäderamtes, Hans-Jürgen Hartmann, nennt es Referenzprojekt.

Wie das Rüngsdorfer Freibad könnten in Zukunft alle öffentlichen Immobilien, ob Grundstücke oder Gebäude, für die Nachwelt als Dateien gespeichert werden. Und mehr noch: "Die geläufigen Kataster- und Vermessungskarten auf Papier haben irgendwann ausgedient", sagt Hartmann.

Gastronomiekonzept Pläne, den Gebäuderiegel entlang der Straße "Am Schwimmbad" gewinnbringend zu vermarkten, gibt es bei der Stadt schon seit dem Tag, an dem die Gastronomie ("Nautilus") vor Jahren die Segel strich. Verhindert haben das bislang auch die sich anschließenden rechtlichen Auseinandersetzungen mit dem damaligen Pächter. Auch ein Verkauf war zwischenzeitlich im Gespräch. Von dieser Idee nahm man im Stadthaus jedoch wieder Abstand. Jetzt macht die Stadt ernst. Sie arbeitet nach Angaben von Sportamtsleiter Hans-Jürgen Hartmann an einem Gastronomie-Konzept. Die Ausschreibung soll in wenigen Wochen fertig sein.Umbauten und Ergänzungen kann das System integrieren, heißt: wichtige Bauprojekte könnten künftig in ihre tatsächliche Umgebung eingepasst und in ihr abgebildet werden. Nachmessungen an Ort und Stelle sind nicht mehr notwendig. Die Daten sind jederzeit abrufbar, die Bilder von außen nicht zu beeinflussen. "Man denke nur an den Trick, in Modellen oder Computervisualisierungen die Bäume viel größer darzustellen, als sie tatsächlich sind", erklärt Martin Pilhatsch. Das neue System ist unbestechlich.

Das Rüngsdorfer Panoramabad soll für die Stadt den Anfang mit dieser neuen Technik machen. Zwar wird zurzeit noch heftig diskutiert, welche Freibäder in Bonn überhaupt in dieser Saison und darüber hinaus öffnen, mit dem "Rüngsi" hat Hartmann jedoch noch einiges vor. Als erstes: die Vermarktung des Gebäuderiegels auf der Nordseite (siehe untenstehenden Artikel). Die 3 D-Abbildung soll mit in die Ausschreibungsunterlagen.

Pilhatsch hat schon eine ganze Reihe von Objekten gescannt. Unter anderem das Kölner Opern- und Schauspielhaus samt Umgebung und zahlreiche Kiesgruben. Klare Vorzüge hat die neue Technik, die es seit etwa einem Jahr gibt, vor allem aber auch in unbegehbaren Regionen, zum Beispiel bei der Dokumentierung von Gletschern. Einsetzbar ist die übrigens auch auf ganz anderem Gebiet: bei Spurensicherung sowie Unfall- und Tatortvermessung der Polizei.

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