Kirche in Bonn Ostertage gelten als beliebte Termine zur ersten Taufe

BONN · Wenn am Ostersonntag in der Lutherkirche in der Südstadt mitten im Gottesdienst eine Glocke geläutet wird, dann ist es soweit. Vincent Schrade, fünf Monate und einige Tage alt, hat seinen großen Moment. Er wird von Pfarrerin Ulrike Veermann mit etwas vorgewärmtem Wasser getauft und damit in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen.

 Vorfreude auf den großen Tag: Hanno Schneiders und Christine Schrade feiern am Ostersonntag in der Lutherkirche die Taufe ihres Sohnes Vincent. Bruder Frederic hält die Taufkerze.

Vorfreude auf den großen Tag: Hanno Schneiders und Christine Schrade feiern am Ostersonntag in der Lutherkirche die Taufe ihres Sohnes Vincent. Bruder Frederic hält die Taufkerze.

Foto: Barbara Frommann

"Die Glocke soll nach alter Tradition zum einen den heiligen Moment der Taufe nach außen tragen", erläutert Joachim Gerhardt, Pressepfarrer des Evangelischen Kirchenkreises Bonn. "Sie ist außerdem das Symbol dafür, dass sich der Himmel öffnet."

So wie Vincent werden am Sonntag einige Kinder und Erwachsene in Bonner Kirchen getauft. Ostern ist ein beliebter Termin für Taufen. Und das nicht nur, weil sich viele Familien ohnehin treffen. Das höchste Fest der Christenheit war schon unter den Urchristen ein besonderer Zeitpunkt für die Taufe, sagt Gerhardt.

Vincents Eltern, Christine Schrade und Hanno Schneiders, haben sich diesen Tag deshalb ganz bewusst ausgesucht. "Es ist das Fest, in dem Leben und Tod ganz nah beieinander liegen", begründet Christine Schrade ihre Entscheidung. Deshalb sei Ostern der richtige Zeitpunkt für die Taufe. "Ich freue mich riesig. Es ist der Tag, an dem noch einmal betont wird, du bist ein Kind Gottes, du wirst gesegnet", sagt die Mutter und drückt strahlend ihr Baby an sich.

Das Babyalter ist für Pfarrer Joachim Gerhardt genau das richtige für die Taufe. "Dann haben die Kinder die Chance, von Anfang an in die christlichen Traditionen hineinzuwachsen." So sehen es auch Vincents Eltern. Sie haben sich gezielt junge Paten ausgesucht, damit diese ihr Kind in Glaubens- und Lebensfragen möglichst lange begleiten können. "Ich habe das nicht erlebt, weil es in unserer Familie eher ältere Paten gab. Aber ich wünsche mir das für meine Kinder", sagt Hanno Schneiders.

Seine Frau hat sich lange auf den Ostersonntag und das Familienfest im kleinen Rahmen vorbereitet. Liebevoll hat sie die Taufkerze gestaltet. Wie die Kerze ihres fünfjährigen Sohnes Frederic hat auch die von Vincent einen Regenbogen, Sonne und Regen bekommen. "Das Wasser bedeutet Leben und Reinigung - das ist ein schönes Symbol", findet Christine Schrade. Deshalb spielt das Element auch im Taufspruch für ihren Sohn eine Rolle. Er steht in der Bibel beim Propheten Jeremia: "Gesegnet ist der, der sich auf Gott verlässt und dessen Zuversicht der Herr ist. Der ist wie ein Baum am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach streckt."

In vielen Familien ist es Brauch, Babys im Taufkleid taufen zu lassen, das über Generationen weitergegeben wurde. Das haben Christine Schrade und Hanno Schneiders nicht. Trotzdem wird Vincent am Ostersonntag etwas Besonderes tragen: das blaue Wolljäckchen, das auch schon Bruder Frederic zu seiner Taufe trug.

Das sei beinahe schiefgegangen, erzählt Christine Schrade. Denn das Jäckchen war eingelaufen und passte höchstens noch einer Puppe. Sie habe aber gelesen, dass ein Bad in weißen Bohnen das wieder rückgängig machen könne. So hat die Jacke eine Woche lang unter fürchterlichem Gestank im Keller der Familie verbracht. "Es hat geholfen", erzählt die Mutter begeistert. "Sie sieht aus wie neu." Der große Tag von Vincent kann kommen.

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