Gedenkstunde an die Bonner Opfer des Nationalsozialismus Not, Elend und Leid verfolgter Juden

BAD GODESBERG · Mit einer ergreifenden Feier haben Bonner am Dienstagabend des Jahrestags der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz - der Millionen Verfolgten und Ermordeten des Nationalsozialismus gedacht. Zur Veranstaltung hatte Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch gemeinsam mit der Initiative zum Gedenken an die Bonner Opfer des Nationalsozialismus in die Kammerspiele eingeladen.

 Die Bonner Schauspielerin Birte Schrein trug gestern Abend Gedichte vor, musikalisch begleitet von Matthias Höhn.

Die Bonner Schauspielerin Birte Schrein trug gestern Abend Gedichte vor, musikalisch begleitet von Matthias Höhn.

Foto: Ronald Friese

Die Gestaltung der Gedenkstunde übernahmen großteils Schülerinnen und Schüler des Kardinal-Frings-Gymnasiums, die in selbstverfassten Texten die Lebenswege zahlreicher Angehöriger der Familie Klaber nachzeichneten. Die ersten Klabers ließen sich im 18. Jahrhundert in Zülpich nieder und gründeten eine große, sich zutiefst als Deutsche empfindende Familie. So dienten viele von ihnen im Ersten Weltkrieg. Doch dann wurden sie unter der NS-Herrschaft ihrer bürgerlichen Rechte beraubt, ausgegrenzt, verfolgt, drangsaliert. Der Deportation und Vernichtung entkamen nur wenige. Von den elf Geschwistern der Mutter von Margot Holländer, die 1921 in Bonn geboren wurde, und 1939 fliehen konnte, überlebten nur zwei. "Die Geschichte dieser Familie steht stellvertretend für die Geschichten vieler jüdischer Familien aus Bonn", unterstrich Astrid Mehmel, Leiterin der Gedenkstätte an der Franziskanerstraße.

Die Szenen wechselten sich mit Gedichten von Dan Pagis, gelesen von Birte Schrein, ab. Der israelische Schriftsteller wurde 1930 in Rumänien geboren. Seine frühen Lebensjahre verbrachte er in einem nationalsozialistischen Konzentrationslager im damaligen Rumänien. Andrej Kaminsky las Gedichte von Mascha Kaléko, der in den 1930er Jahren bekannten Berliner Dichterin, der 1938 die Flucht nach Amerika gelang.

Die Not, das Elend und das Leid der Verfolgten bekamen durch die auf die Leinwand projizierten Fotografien ein Gesicht und durch die Texte der Kinder eine Stimme. Die nostalgische Weisen von Matthias Höhn und seiner Concertina unterstrichen die ergreifende Gedenkstunde.

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