Nicht alle Moschee-Standorte kommen für Muslime in Frage

Vertreter des Vereins Al-Muhajirin diskutierte mit Integrationsexperten aus Bonn und Köln

Nicht alle Moschee-Standorte kommen für Muslime in Frage
Foto: Frommann

Bonn. Nicht alle von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen sechs Moschee-Standorte ( der GA berichtete) sind für den Bauherren, den Verein Al-Muhajirin, attraktiv: "Der eine oder andere Ort kommt in Frage", sagte der Rechtsanwalt des Vereins, Baasem Jürgen Kannich, Dienstagabend bei einer Podiumsdiskussion in der Uni zum Thema Moscheebau in Bonn.

Zwei Standorte seien aber indiskutabel, darunter der an der Justus-von-Liebig-Straße. In dieser Woche werde sich der Verein mit der Stadt in Verbindung setzen, um Wünsche und Anregungen vorzubringen.

Die Integrations-Initiative "Gemeinsam in Bonn" hatte Kannich zu der von Esra Sezer moderierten Podiumsdiskussion eingeladen, an der auch Integrationsrats-Mitglied Rahim Öztürker und die Kölner SPD-Ratsfrau Susana dos Santos Herrmann teilnahmen.

Kannich sagte, der Verein wolle eine Moschee als Gebets- und Begegnungsstätte einrichten, um endlich das aus allen Nähten platzende Domizil in der Theaterstraße verlassen zu können. "Das wird aber keine Großmoschee", sagte der Anwalt. Zunächst einmal gehe es darum, einen Gebetsraum zu schaffen und kein Bildungszentrum.

Kannich sagte weiter, der Verein wolle nun sachlich begründete Vorbehalte ausräumen, etwa in Hinsicht auf Parkplätze oder Lärm. Ein Gebetsruf sei absolut verzichtbar.

Öztürker riet der Moscheegemeinde, die Themen Religion und Integration zu trennen. Integration und damit verbundene Schulungen seien in erster Linie Aufgabe des Staates. Bei einer Moschee gehe es zunächst um die Funktion als Gebetsraum. Dos Santos sagte dazu: "Man kann niemanden zwingen, den Bau eines Gotteshauses mit einem Bildungszentrum zu verknüpfen."

Wenn eine Moscheegemeinde staatliche Aufgaben übernehme, sei das aber bestimmt integrationsfreundlich. Schließlich sei es "ein Stück deutsche Tradition", dass katholische und evangelische Gemeinden Bildungsarbeit leisten.

Öztürker lud dazu ein, mit den Muslimen ohne Vorurteile auf Augenhöhe miteinander zu sprechen: "Sie brauchen keine Angst zu haben. Wir sind Teil der Gesellschaft. Wir bekennen uns zu den Gesetzen und der Verfassung - ohne Wenn und Aber."

Die Integrationspolitikerin dos Santos berichtete von ihren Erfahrungen mit der umstrittenen DITIB-Moschee in Köln-Ehrenfeld. Sie riet den Bonnern, einen neutralen Moderator von kirchlicher oder besser noch städtischer Seite einzusetzen. Zu Vorurteilen sagte sie: "Je näher Menschen an einer Moschee leben, desto geringer sind die Vorbehalte."

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