Nach Doppelmord Festnahme im Gefängnis

Bonn · Der Mörder tötete, weil er Geld brauchte. Der 56-Jährige, der ein Geständnis abgelegt hat, wählte seine Opfer zufällig aus.

Mit einer Walther Kaliber 22 samt Schalldämpfer in der Hand. Der nächste, das war Jürgen Hofmann. Der Verwaltungsleiter des Pützchener Adelheidisvereins wollte seine Mittagspause auf dem Parkplatz verbringen. Und im Auto ein Brötchen essen. Dazu kam er nicht. Laut Staatsanwaltschaft ging der 56-Jährige zur Fahrertür und schoss dem 49-Jährigen durch die Scheibe in den Kopf.

Der Täter, der auch gestand, am 2. Februar den 42-jährigen Verkäufer im Matratzengeschäft Concord am Belderberg erschossen zu haben, tötete aus Habgier. Das gaben Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag bekannt.

Jetzt prüfen die Ermittler, ob der Mann für weitere Taten infrage kommt und ob er Komplizen hatte. Auf beides gebe es aber keine konkreten Hinweise, sagte Oberstaatsanwalt Robin Faßbender. Er beantragte Haftbefehl wegen zweifachen Mordes in Tateinheit mit versuchter räuberischer Erpressung beziehungsweise vollendetem schwerem Raub. "Er hat in seiner Vernehmung zwölf Details genannt, die nur der Täter wissen kann. Das belegt, dass sein Geständnis plausibel ist."

  • Der Täter: Als die Ermittler den 56-Jährigen als Täter ermittelt hatten, saß er in Bielefeld hinter Gittern. Der Grund: Er hatte 2007/2008 mehrere Versicherungen betrogen, dabei rund 670 000 Euro ergaunert. Eine Zeit lang war er flüchtig, saß dann in U-Haft, und wurde schließlich wieder auf freien Fuß gesetzt.Am 26. November 2010 allerdings wurde er wegen Betrugs zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Seine Strafe sollte er Monate später antreten. Bis es so weit war, reiste er auf die Philippinen. "Dort hat er seinen zweiten Lebensmittelpunkt und im weitesten Sinne Familie", berichten die Ermittler.

Schließlich beschloss er, nach Deutschland zurückzukehren, um durch bewaffnete Raubüberfälle an Geld zu kommen. Dafür brauchte er seine Pistole. Die Walther schickte er per Kurierdienst in einem Reiskocher nach Rumänien, holte sie dort ab und fuhr nach Österreich. Dort kaufte er 500 Schuss Munition und kam schließlich Anfang Februar nach Deutschland.

Nach dem zweiten Mord ging er mit seiner Strafverteidigerin zur Staatsanwaltschaft - seine Haftstrafe stand ja noch aus. Warum er das tat, dazu gibt es laut Faßbender "unterschiedliche Angaben, das wird geprüft". Er holte seine Ladung zum Strafantritt ab, kam erst in die JVA Siegburg, dann nach Bielefeld.

  • Tathergang Belderberg: Der 56-Jährige ging laut Georg Jahn, Leiter der Mordkommission "Belderberg", am 2. Februar um 14.30 Uhr mit dem Vorsatz in den Matratzenladen, diesen zu überfallen. Er gab vor, einen Lattenrost kaufen zu wollen.Als der 42-jährige Verkäufer die Kasse öffnete, um eine Anzahlung von 20 Euro entgegenzunehmen, zog der Täter seine Waffe. Reflexartig schloss der Verkäufer die Lade. Das war sein Todesurteil. Der 56-Jährige schoss dem Mann in die Brust und den Kopf - und flüchtete ohne Beute. In seiner Vernehmung gab er laut Faßbender an, die Schüsse hätten sich gelöst.
  • Tathergang "Talsperre": Am 22. Februar verließ der 49-jährige Dernauer um 12.45 Uhr seinen Arbeitsplatz in Pützchen und fuhr nach Angaben von Reinhold Jordan, Leiter der Soko "Talsperre", mit seinem schwarzen Audi Q 5 zum Waldparkplatz am Ennert.Dort wartete der 56-Jährige auf sein nächstes Opfer. Er schoss dem Dernauer in die linke Schläfe und packte die Leiche in den Kofferraum. "Er erbeutete das Auto und einige Wertgegenstände, die er jedoch nach eigenen Angaben entsorgt hat."

Der Täter fuhr zu seinem "Aufenthaltsort in Vilich". Am 23. Februar wurde das Auto zwischen 8.30 und 9 Uhr an der Talsperre im belgischen Eupen gesehen - dort, wo drei Joggerinnen wenig später die Leiche entdeckten.

Jordan: "Der Täter gab an, das Opfer dorthin gebracht zu haben, weil Eupen der am weitesten noch mit dem Auto erreichbare Punkt sei, an dem er sich einigermaßen auskennt." Den Audi stellte er am selben Tag am Michaelsberg in Siegburg ab. Dort entdeckten ihn Zeugen am 27. Februar. Im Wagen fanden die Ermittler Blutspuren.

  • Die Zusammenhänge: Beide Opfer wurden mit einer Walther Kaliber 22 erschossen. Das stellte sich bei den Obduktionen heraus, bei denen die Projektile gefunden wurden. Ein Schusswaffenexperte fand heraus, dass bei beiden Morden ein Schalldämpfer benutzt wurde. Außerdem fanden die Ermittler an beiden Tatorten identische DNA-Spuren, ein Abgleich mit der DNA-Datenbank des BKA ergab jedoch keinen Treffer.

"Wie wir die Person ermittelt haben - dazu machen wir keine Angaben. Wir wollen zukünftigen Straftätern nicht mitteilen, wie sie es besser machen können", bat Faßbender um Verständnis. Zwischen der Auswahl der Opfer und den Örtlichkeiten gab es keinen Zusammenhang. "Wir haben zu keiner Phase der Ermittlungen festgestellt, dass der Mann einen Bezug zur Homosexuellen-Szene hat", sagte Jordan.

Zeugen hatten angegeben, den 49-jährigen Familienvater am Dornheckensee, einem beliebten Schwulentreffpunkt, gesehen zu haben. Kurios: Laut Jordan hat der Festgenommene keine Ähnlichkeit mit dem veröffentlichten Phantombild.

Auch eine Verbindung des 56-Jährigen mit der Messerattacke auf dem Dornheckensee-Parkplatz im November 2009 konnte bisher nicht gefunden werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort