Mutter erstattet Anzeige gegen Pater

BONN · Die Mutter eines ehemaligen Schülers des Collegiums Josephinum (CoJoBo) hat Anzeige gegen einen Pater der katholischen Privatschule erstattet.

"Es geht mindestens um den Verdacht der Körperverletzung", erklärte Wolf Torge Büsing, der Anwalt der Familie. "Es wurde ein Medikament ohne Einwilligung der Eltern verabreicht, was einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit des Kindes darstellt."

Hintergrund ist die seit Jahren geübte Praxis im CoJoBo-Schulsanitätsdienst, erkrankten Jungen auch Zäpfchen zu verabreichen. Ende November sprachen Schülervertreter einen jungen Vertrauenslehrer auf dieses Thema an. Der Lehrer war irritiert darüber, dass Jungen im Gymnasiastenalter Zäpfchen bekommen.

Schüler berichteten zudem, der nun angezeigte Pater gebe den Jungen gelegentlich "einen Klaps auf den Hintern". Der Lehrer informierte die Schulleitung. Der Redemptoristenorden als Schulträger schaltete später zwei externe Beauftragte ein, die den Schulsanitätsdienst am CoJoBo untersuchen sollen. Dabei steht auch ein zweiter Pater im Fokus. Die Schulaufsicht in der Bezirksregierung Köln prüft die Vorgänge ebenfalls.

Zum Medikamenteneinsatz an Schulen existieren nach Auskunft der Bezirksregierung Vorgaben des NRW-Schulministeriums. Zäpfchen sollen nur verwendet werden, wenn es keine Alternativen gibt. Die Eltern müssen vorher zustimmen.

Das ist im Fall der Mutter, die Anzeige erstattet hat, offenbar nicht geschehen. "Ich bekam vor drei Jahren einen Anruf auf der Arbeit, dass es meinem damals elfjährigen Sohn nicht gut gehe", berichtete die Bonnerin dem GA. Der Pater habe den Jungen nach Hause gebracht. Erst vor wenigen Tagen habe ihr Sohn erzählt, dass er damals auch ein Zäpfchen bekommen habe. "Ich will dem Pater nichts unterstellen", betonte die Mutter.

"Ich möchte im Sinn der anderen Schüler, dass die Sache geklärt wird." Der Junge ist diese Woche an eine andere Schule gewechselt. Die Mutter: "Er wollte dem Pater nicht mehr begegnen." Anwalt Büsing kennt eine weitere Familie, deren Sohn am CoJoBo ohne Rücksprache ein Zäpfchen verabreicht bekommen haben soll. Diese Eltern seien bereit, als Zeugen auszusagen, so der Jurist.

"Wir warten die unabhängige Untersuchung ab", erklärte Schulleiter Peter Billig am Donnerstag. Beauftragt sind die Kölner Pädagogin Michaela Schumacher sowie der Direktor des Amtsgerichtes Leverkusen, Hermann-Josef Merzbach. Billig weiß nach eigenen Angaben von drei Zäpfchen-Einsätzen in den vergangenen drei Jahren.

"Bei einer Reise nach Dänemark geschah dies nach einer Operation auf Anraten des Krankenhauses", so Billig. "In den anderen Fällen waren die Eltern meines Wissens informiert." "Inhalt und Gebrauch" der Schulapotheke sind Billig zufolge mit dem Schulsanitätsdienst der Malteser abgestimmt. Ein Malteser-Sprecher sagte am Donnerstag, die Sache werde geprüft.

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