Muslime nehmen Stellung zu Islamist Harrach

El-Kaida-Terrorist war 2006 im Vorstand einer Bonner Moschee - "Zuweilen war er ein Hitzkopf"

Gilt als neuer Propagandist der Al Kaida:  Bekkay Harrach, der in Bonn aufgewachsen ist.

Gilt als neuer Propagandist der Al Kaida: Bekkay Harrach, der in Bonn aufgewachsen ist.

Foto: ap

Bonn. Ist Bonn eine Islamisten-Hochburg oder nicht? Selbst vom Verfassungsschutz kommen dazu unterschiedliche Aussagen. Auffallend häufig jedoch traten in den vergangenen Monaten radikale Muslime - zumeist per Videobotschaft - in Erscheinung, die aus Bonn kommen.

Einer von ihnen ist der in Tannenbusch aufgewachsene Deutsch-Marokkaner Bekkay Harrach. Mitte September, kurz vor der Bundestagswahl, hatte der 2007 untergetauchte Al-Kaida-Propagandist via Internet mit Anschlägen in Deutschland gedroht - was die Polizei sehr ernst nimmt.

In Bonn ist der 32-Jährige vielen bekannt. Der frühere Sprecher des Bonner Rats der Muslime, Haluk Yildiz, hat ihn 2001 kennengelernt und begegnete ihm im Laufe der Jahre immer wieder in verschiedenen Bonner Moscheen, sagte er im GA-Gespräch. In der Ar-Rahma-Moschee in Pennenfeld war Harrach sogar im Vorstand des Trägervereins Deutsche Muslime Bonn, als stellvertretender Vorsitzender von März '06 bis März '07.

Immerhin: Der am 6. September neu gewählte Sprecher des Rats der Muslime, Belal Al Kadry, ist seit März 2009 Erster Vorsitzender dieses Vereins. Er selbst habe aber von der Person Harrach und seiner Bonner Zeit erst mit dem Drohvideo Mitte September erfahren, sagte Al Kadry dem GA. "Ihn selbst habe ich nie persönlich kennen gelernt, weil ich erst Mitte 2007 nach Bonn gekommen bin", so der gebürtige Syrer mit deutschem Pass.

Warum er nichts von Harrachs Aktivitäten im Trägerverein gewusst habe, erklärt Al Kadry auch damit, dass bei einer Zwangsräumung der Moscheeräume kurz nach seiner Wahl zum Vorsitzenden die meisten Dokumente verschütt gegangen seien. Gesprächsthema sei Harrach bis Mitte September auch nicht gewesen.

Yildiz ergänzte: "Als Zweiter Vorsitzender spielte Harrach damals ohnehin praktisch keine Rolle." Er selbst lernte Harrach vor Jahren als jemanden kennen, der gerne über den Islam diskutierte: "Zuweilen war er ein Hitzkopf, bei jungen Leuten beliebt."

In der Zeit, bevor Harrach abtauchte, "war er eher ein stiller Einzelgänger". Dass Harrach als Freiheitskämpfer für die muslimische Sache im Nahen Osten gekämpft hatte, habe man in der Moscheegemeinde hingenommen.

Doch die Ereignisse haben den Rat der Muslime sensibilisiert: "Jeder Moscheevorstand ist jetzt beispielsweise gehalten, auf Gruppen in Moscheen zuzugehen, die verdächtig sind", sagte Al Kadry. Jede Mitteilung am Schwarzen Brett müsse in seiner Moschee zuvor genehmigt werden.

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