Missbrauch am CoJoBo-Internat: Pornos für den Pater

Die Vorwürfe, dass zwei Redemptoristen-Pater des ehemaligen Collegium-Josephinum-Internats vor vielen Jahren Schüler sexuell und körperlich misshandelt haben, stimmen.

Missbrauch am CoJoBo-Internat: Pornos für den Pater
Foto: Barbara Frommann

Bonn. Die Vorwürfe, dass zwei Redemptoristen-Pater des ehemaligen Collegium-Josephinum-Internats vor vielen Jahren Schüler sexuell und körperlich misshandelt haben, stimmen.

Nach Gesprächen mit Opfern stellt der vom Orden mit der externen Untersuchung beauftragte Direktor des Amtsgerichts Leverkusen, Hermann-Josef Merzbach, jetzt fest: Es gab auch einen dritten Fall, bei dem - wie schon bei einigen früheren Taten - "folterähnliche Mittel" angewandt wurden.

Damit sind drei Pater beschuldigt. Der erste soll in den 50er Jahren ein Opfer sexuell missbraucht und andere Schüler intim angefasst haben, und seine "unfassbaren Verbrechen noch durch folterähnliche Züchtigungsmaßnahmen untermauert" haben. Das sah dann so aus, dass er sein Opfer "inquisitorisch" befragte, ob es auch schweige, berichtet Merzbach. Von dieser Befragung "Stirn an Stirn" sei das Opfer bis heute erschüttert.

Der zweite Fall ereignete sich in den 60er Jahren, als ein anderer Pater mindestens zwei Schüler mehrfach über einen längeren Zeitraum sexuell missbrauchte und ein "perfides Überwachungssystem" installierte, so der Bericht. Die Opfer des Pädophilen mussten jüngere Schüler überwachen und erhielten dafür Privilegien.

Es sei auch an der Tagesordnung gewesen, dass die Minderjährigen auf Wunsch des Paters pornografische Schriften einkauften, die sich dann alle gemeinsam ansehen mussten. Merzbach rechnet mit weiteren Opfern, denn dieses Wechselspiel aus Abhängigkeit, Privilegien und Missbrauch könne nicht unbemerkt geblieben sein - vor allem nicht der Kauf der Pornohefte.

Der Pater wurde später versetzt, der Grund dafür bleibt bis heute im Dunkeln. Ein Opfer habe in einem persönlichen Brief an die Ordensoberen, der auch dem Heiligen Stuhl vorgelegen hatte, damals den Missbrauch beschrieben. Eine Antwort gab es nicht, auch keine Kontakte zu Strafverfolgungsbehörden.

Der dritte Fall datiert ebenfalls aus den 60er Jahren. Ein Pater, der im Gegensatz zu den beiden anderen beschriebenen Personen noch leben soll, hörte von "sexuellen Unregelmäßigkeiten" unter Schülern. Was dann kam, bezeichnet Merzbach als "folterähnliche Befragung" und "unglaubliche Verhöhnung" der Kinder: Der Pater konfrontierte sie nämlich mit den Verdächtigungen und forderte sie auf zu gestehen.

Dabei leuchtete er ihnen mit einer Lampe ins Gesicht und hielt sie so lange fest, bis sie ein falsches Geständnis ablegten, nur um der Situation zu entkommen. Das erpresste Geständnis führte zum Verweis von der Schule - und Problemen im Elternhaus. Merzbach berichtet, der Täter habe die Vorfälle zugegeben, "wenn er sich auch im Detail nicht erinnerte". Den Opfern teilte er mit, er bedauere seinen Fehler und bitte um Vergebung.

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