Michael Aggelidis: Parteipolitiker mit Leib und Seele

Der Kandidat der Linken für den Wahlkreis 29, Michael Aggelidis, engagiert sich seit 30 Jahren gegen Atomkraft und für erneuerbare Energien.

Bonn. Die Stimmung unter den Wahlkämpfern ist gut, im Büro der Linken an der Vorgebirgsstraße ist man mit Blick auf die Landtagswahlen zuversichtlich: "Was wir so von den Wählern auf der Straße mitbekommen, gibt es da viel Zustimmung", berichtet Jürgen Repschläger von der Linkspartei, die in den Landtag einziehen will. "Auch die Aussichten für unseren Kandidaten sind gut."

"Unser Kandidat" - das ist Michael Aggelidis, der neben Repschläger sitzt und sich ein siegessicheres Lächeln nicht verkneifen kann. "Die Meinungsumfragen zeigen die Linken zurzeit zwischen fünf und acht Prozent. Bei Platz 10 auf der Landesliste sieht's ganz gut aus für mich", erklärt Aggelidis und wirkt entspannt.

Zur Person Michael Aggelidis wurde 1962 in Dormagen geboren. Nach dem Abitur studierte er in Köln und Berlin Jura. 1995 eröffnete er eine Anwaltskanzlei in Bonn, wo er heute als selbstständiger Anwalt in Fragen des Familien- und Betreuungsrechts berät. Aggelidis ist Mitglied des Landesvorstandes der Linkspartei und energiepolitischer Sprecher sowie Justiziar des Landesverbandes. Er ist verheiratet und hat einen siebenjährigen Sohn.Die Entspannung weicht aber schnell, wenn das Gespräch auf Politik kommt. Da tritt die Leidenschaft eines politisch interessierten Menschen zutage, die über die Jahrzehnte hinweg nicht nachgelassen zu haben scheint: Seit seiner Jugend ist der heute 47-Jährige parteipolitisch aktiv. Wenn der Sohn eines Griechen und einer Deutschen auch nicht immer zu hundert Prozent von den Programmen der Parteien, denen er angehörte, überzeugt gewesen war - "keiner Partei anzugehören kam für mich nie infrage". So konnte auch der eine oder andere Zweifel seiner grundsätzlichen Protesthaltung nichts anhaben.

Im Gegenteil: Mitte der 70er Jahre trat Aggelidis als Schüler in die SPD ein - und engagierte sich aus parteiinternem Protest gegen den Befürworter des atomaren Gleichgewichts, Bundeskanzler Helmut Schmidt, bei den Jungsozialisten. Die Anti-Atomkraft-Bewegung war damals Aggelidis' politische Hauptmotivation. "Trotzdem kamen die Grünen für mich nicht infrage, weil sie es nicht verstanden haben, die ökologische mit der sozialen Frage zu verbinden."

Zum Thema Mehr zur Landtagswahl in NRW in unserem SpecialAls ihm die SPD 1992 mit der Petersberger Wende zu pro-militärisch wurde, gab Aggelidis "zähneknirschend" sein Parteibuch zurück und trat in die PDS ein. Auch dort fühlte er sich politisch nicht wirklich aufgehoben, weshalb er die Gelegenheit nutzte, mit anderen Verdrossenen die "Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit" (WASG) mitzugründen, die 2007 mit der PDS zur Linkspartei verschmolz. Dort steht der Rechtsanwalt als energiepolitischer Sprecher im Landesvorstand vor allem für den Ausbau der erneuerbaren Energien - "und zwar zu 100 Prozent".

Denn seine ablehnende Haltung der Atomenergie gegenüber ist geblieben, seine größte umweltpolitische Sorge gilt der Klimaerwärmung. "Dagegen müssen wir etwas tun, koste es, was es wolle." Auch deshalb will er die großen Stromkonzerne "vergesellschaften", sprich verstaatlichen. Eine solche demokratische Kontrolle wünscht sich Aggelidis auch bei kommunalen Infrastrukturprojekten wie dem World Conference Center. "Das WCCB zeigt exemplarisch, dass vieles falsch läuft, wenn Private investieren", sagt der 47-Jährige.

"Große Sponsoren sollten sich auch aus der Kultur heraushalten", sagt er mit Blick auf das geplante Festspielhaus, das die drei Daxe bauen wollen. Diese hätten nur steuerliche Interessen im Sinn.

Bei so viel politischem Engagement bleibt dem Schostakowitsch-Fan kaum freie Zeit. Er spielt schon mal Fußball oder geht mit seinem Hund spazieren. Und er liest - zurzeit ein politisches Buch über Afghanistan. So wundert es nicht wirklich, wenn Aggelidis erzählt, dass er auch im Urlaub täglich die Tageszeitung kauft.

Kurz gefragtGA: Worüber können Sie lachen?

Aggelidis: Über das Duo Priol/Schramm in der Satire-Sendung "Neues aus der Anstalt".

GA: Was machen Sie, um mal abzuschalten?

Aggelidis: Mit meinem Hund im Kottenforst spazieren oder joggen.

GA: Was lesen Sie gerade?

Aggelidis: "Operation Kundus" von Achim Wohlgethan.

GA: Was würden Sie gerne (besser) können?

Aggelidis: Kochen.

GA: Wohin wollten Sie immer schon mal reisen?

Aggelidis: Auf die Malediven.

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