Unfall im Umspannwerk in Buschdorf Mann erleidet 10.000-Volt-Schlag

BONN · Nach einem schweren Unfall im Umspannwerk Buschdorf ist am Freitagvormittag für mehrere Stunden der Strom im Bonner Nordwesten ausgefallen.

Zu einem folgenschweren Unfall kam es am Freitag gegen 9.45 Uhr bei Wartungsarbeiten im Umspannwerk der Stadtwerke (SWB) im Gewerbegebiet Buschdorf. Ein 42 Jahre alter Elektriker der SWB erlitt dabei so schwere Brandverletzungen, dass er mit einem Hubschrauber in eine Spezialklinik geflogen werden musste. Außerdem hatten mehr als 32.000 Kunden im Nordwesten Bonns bis kurz vor 15 Uhr keinen Strom.

Mitarbeiter der externen Wartungsfirma hatten nach dem Unfall sofort die Feuerwehr und den Notarzt alarmiert. Bis zum Eintreffen der Wehrleute hatten sie den Brand, der mutmaßlich nach einem Kurzschluss im Umspannwerk ausgebrochen war, bereits gelöscht.

Zeugen des Unfalls und die Mitarbeiter wurden von der Feuerwehr und zwei Notfallseelsorgern betreut. Weil die Polizei und der Arbeitsschutz umgehend die Ermittlungen zur Ursache aufnahmen, war eine umgehende Schadensbehebung nicht möglich, erklärte Theo Waerder bei einer Pressekonferenz am Mittag.

Eine Stunde später, als der Geschäftsführer der SWB-Tocher Bonn-Netz GmbH gegen 15 Uhr in der Netzleitwarte eintraf, waren so gut wie alle betroffenen Betriebe und Haushalte wieder am Netz. Die Polizei hatte ihre Ermittlungen abgeschlossen. "Ein strafrechtlich relevantes Verhalten wurde nicht festgestellt. Wir gehen von einem Unfall aus", sagte Polizeisprecher Christoph Schnur. Die genaue Ursache stehe noch nicht fest.

"Unsere Sorge gilt jetzt in erster Linie dem Mitarbeiter", betonte Waerder. Passiert sei der Unfall offensichtlich bei regulären Wartungsarbeiten in der Umspannanlage im Block B. Der danebenliegende Block A sei nicht betroffen gewesen, daher hätten einige Kunden, vor allem Großbetriebe und die LVR Landesklinik, weiterhin Strom beziehen können.

Wie Waerder hat auch Stefan Mökesch, Bereichsleiter bei der SWB-Tochter Energie und Wasser, keine Erklärung für den Unfallhergang. Der SWB-Mitarbeiter habe die Kollegen der externen Firma bei der Wartung des Leistungsschalters zur Umspannung von 110.000 Volt auf 10 000 Volt beaufsichtigt und dabei eigene Wartungsarbeiten ausgeführt. "Es handelt sich um einen äußerst erfahrenen Mann, er ist seit 15 Jahren mit diesen Aufgaben betraut", sagte Möckesch.

Wegen des Stromausfalls blieben in einigen Gebäuden die Aufzüge stecken. In vier Fällen musste Feuerwehrleute die Personen befreien. Wie SWB-Sprecher Werner Schui mitteilte, konnten die Bahnen ungehindert rollen. Lediglich die Anzeigetafeln an den Haltestellen fielen aus. Nach Angaben von Marc Hoffmann, stellvertretender Stadtsprecher, blieben etwa 30 Ampelanlagen im Nordwesten Bonns während des Stromausfalls dunkel.

Betroffen waren neben Privatleuten und Firmen auch Altenheime, Supermärkte und Tankstellen. Die Kunden mussten teilweise volle Einkaufswagen stehen lassen, weil die Kassen nicht funktionierten. Die Polizei verstärkte mit Motorradstreifen die Kontrollen, um "potenziellen Plünderungen" vorzubeugen, wie ein Beamter erklärte. Viele Läden behalfen sich mit Notstromaggregaten. Trotzdem mussten in verschiedenen Geschäften Lebensmittel weggeworfen werden. An den Tankstellen funktionierten weder Zapfsäulen noch Waschanlagen.

Pech hatte auch, wer an Geldautomaten Bares ziehen wollte. "Wir mussten die Geschäftsstelle komplett schließen", sagte ein Mitarbeiter der Auerberger Sparkassen-Filiale. "Es ist erschreckend, wie eingeschränkt das Leben ohne Strom heute ist. Es funktioniert ja gar nichts mehr", sagte Elisa Meyer, als sie gegen 15 Uhr den Kaiser's in Auerberg wieder betreten konnte.

Ein Unternehmen neben dem Umspannwerk, das LED-Lichttechnik herstellt, schickte alle Mitarbeiter nach Hause. "Der wirtschaftliche Schaden ist noch nicht abzuschätzen", sagte ein Mitglied der Geschäftsführung. Ruhig ging es in der benachbarten Werkstatt des Karosserie- und Lackunternehmens Kaschub zu. Sämtliche Maschinen blieben stumm. "Die Arbeit ist wichtig, das Leben ist aber wichtiger. Dass wir jetzt hier nicht erreichbar sind und nicht voll arbeiten können, ist Nebensache", sagte ein Mitarbeiter mit Blick auf den Schwerverletzten.

Nur in Notfällen 112

Wegen des Stromausfalls gingen mehrere Hundert Anrufe bei der Leitstelle der Bonner Feuerwehr und beim Rettungsdienst ein. In den meisten Fällen teilten die Betroffenen mit, bei ihnen sei der Strom ausgefallen. Das nimmt die Feuerwehr zum Anlass und appelliert an alle Bürger, nur in wirklichen Notfällen die Feuerwehr unter der 112 zu kontaktieren. Sonst müssten tatsächlich dringende Notrufe wegen der Vielzahl der eingehenden Anrufe warten.

Kühlung ohne Strom

Etwa fünf Stunden dauerte der Stromausfall am Freitag. Das ist auch die Zeitspanne, die ein Kühlschrank und ein Tiefkühler ohne Strom bleiben können. Denn moderne Geräte sind sehr gut isoliert, so dass sich die Kälte lange hält. Bei tiefgekühlten Lebensmittel gilt: So lange die Oberfläche noch hart ist, besteht kein Grund zur Sorge. Auch nicht bei Geflügel und Fleisch. Sind die Lebensmittel bereits aufgetaut, dann sollten sie innerhalb von 24 Stunden zubereitet werden. (far)

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