LVR-Museum: Wieder Scheibe abgestürzt

BONN · Nach fünf Jahren, als sich zwei zirka ein mal drei Meter große und etwa 50 Kilogramm schwere Scheiben der Glasfassade des Landesmuseums an der Colmantstraße gelöst und zu Boden gefallen waren, ist vor einigen Wochen erneut eine Glasscheibe herausgefallen.

Der Vorfall liegt bereits einige Wochen zurück, war aber nach außen verschwiegen worden. Man solle die Sache vertraulich behandeln, hieß es nach GA-Informationen in einer internen E-Mail an alle Mitarbeiter.

Auf Nachfrage des General-Anzeigers beim Träger des Museums, dem Landschaftsverband Rheinland (LVR), bestätigte Pressesprecherin Birgit Ströter jetzt aber den erneuten Glasbruch. Sie versicherte, der LVR habe alles getan, damit bei einem weiteren Bruch kein Besucher gefährdet werde. So ist die Fassade rechts neben dem Haupteingang mit einem Zaun abgesperrt. Der darunter liegende Eingang ist mit einem Holzvorbau gesichert.

Der LVR habe bereits 2006 beim ersten Glasschaden die Fassade im Bereich der Durchgänge zum Museum mit statischen Netzen und zusätzlichen engmaschigen Bannern gesichert, so dass keine Glassplitter mehr herunterfallen könnten.

Insgesamt eine Million Euro hat die Glasfassade laut Ströter gekostet. Sie war Bestandteil der umfangreichen Modernisierungs- und Erweiterungsarbeiten am Museum vor gut zehn Jahren. Damals war es in die Schlagzeilen geraten, weil sich die Baukosten nahezu verdoppelt hatten und am Ende bei mehr als 70 Millionen Euro lagen.

Inzwischen weiß der LVR, dass die beauftragte Fassadenfirma damals entgegen der Vereinbarung in dem betroffenen Fassadenteil nicht die gleiche Glasqualität verwendet hat, wie sie im Abschnitt, wo sich das Restaurant befindet, eingebaut worden ist. Dort hat es bisher noch keine Schäden gegeben. Diese Firma könne allerdings nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden, weil sie seit einigen Jahren insolvent sei, bedauert Ströter.

Bis heute sei nicht klar, warum sich plötzlich das Glas aus der Fassade gelöst hat. Der LVR hat bereits 2007 ein Beweissicherungsverfahren beim Landgericht Bonn angestrengt. In dem Beweisverfahren sollen Ströter zufolge die Ursachen und die Verantwortlichkeiten "für Mängel" festgestellt werden. Dabei gehe es ausschließlich um die "technische Seite des Sachverhalts und um die Untersuchung der Glasqualität unter besonderen extremen Witterungsverhältnissen und die notwendigen Testverfahren".

Gegen wen das Verfahren läuft, konnte sie am Mittwoch nicht sagen. Die Pressestelle des Landgerichts konnte im Lauf des Tages nicht in Erfahrung bringen, bei welcher ihrer Zivilkammern das Verfahren anhängig ist.

Wegen des laufenden Verfahrens seien die Scheiben noch nicht ersetzt worden, erklärte Ströter. Es werde allerdings an einem umfangreichen Sanierungskonzept gearbeitet. Angaben zu den Kosten könnten erst gemacht werden, wenn das Konzept auf dem Tisch liege.

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