Kuriose Spitznamen aus der Region

Murreknepper, Ledderköpp, Bottermelecher. Diese Begriffe haben definitiv nichts mit Karneval zu tun, allerdings mit Mundart und heimischem Brauchtum. Übersetzung gefällig? Und kennen auch Sie Spitznamen für Straßen und Orte in Bonn?

Bonn. Murreknepper, Ledderköpp, Bottermelecher. Diese Begriffe haben definitiv nichts mit Karneval zu tun, allerdings mit Mundart und heimischem Brauchtum. Übersetzung gefällig? Möhrenknabberer, Lederköpfe und Buttermilcher - so die hochdeutschen Varianten. Diese und ähnlich kuriose Spitznamen stehen in der Region zwischen Rhein und Sieg auf keinem Stadtplan, auf keinem Ortsschild.

Dennoch trägt fast jeder Ort nicht nur seine offizielle Bezeichnung, sondern auch einen mehr oder weniger witzigen Mundartnamen. So hießen in Sankt Augustin die Mendener früher "Heuessele" (Heuesel), die Meindorfer, Altenrather und Oberlarer waren die Sandhasen und in Bonn hießen die Vilich-Müldorfer "de Bottermelecher".

Polizei und Feuerwehr Die Bonner Polizei hat in ihrem Computer-Einsatzsystem CEBIUS die gängigsten Bezeichnungen von Orten in Bonn und der Region vermerkt.

"Die Beamten in der Leitstelle können Spitznamen, die sich eingebürgert haben, dort abrufen", sagte Sprecherin Daniela Lindemann, "und darauf legen wir auch großen Wert, denn nicht jeder Kollege ist mit jeder Bezeichnung vertraut."

Anders ist es bei der Feuerwehr. Dort sind keine Spitznamen im Computer hinterlegt. "Notrufmeldungen müssen exakt mit Straßennamen und Hausnummer angegeben werden. "Ist das nicht der Fall, wird nachgefragt", so Elke Palm vom Presseamt.Doch was steckt dahinter? Der Bonner Autor und Regisseur Georg Divossen nimmt sich seit mehr als zehn Jahren des Themas an und hat 2006 einen Film über die rheinischen Necknamen gedreht.

Rund anderthalb Jahre benötigte Divossen für die Recherchen und Dreharbeiten zu seinem Werk "Kappesbuur & Lederköpp", das an diesem Sonntag nonstop zwischen 11.30 und 17 Uhr im Stadtmuseum Bonn, Franziskanerstraße 9, gezeigt wird. Der Eintritt kostet inklusive Museumsbesuch 2,50 Euro.

Der Film zeigt die Geschichte der Ortschaften und die Mentalität ihrer Bewohner. In Bonn erhielten die Duisdorfer etwa vor vielen Jahren von den Nachbargemeinden den Spitznamen "Düsdorfer Äsele" (Duisdorfer Esel). Denn als die Duisdorfer Bauern ihr Getreide noch in der Lessenicher Wassermühle mahlen ließen und immer pünktlich um 11 Uhr zur Mühle wanderten, riefen die Bauern auf den umliegenden Feldern: "Do komme de Düsdorfer Äsele, et es Meddach!"

Die Bottemelech's Jonge aus Vilich-Müldorf sind ein lockerer Männerverbund, der seinen Ursprung im letzten Jahrhundert hat. Damals zogen meist nicht organisierte Junggesellengruppen zum Tanz von Dorf zu Dorf. Die Junggesellen hatten Spitznamen wie "Hangelörer Morre" (Hangelarer Möhren) oder Bottemelech's Jonge (Buttermilchjungen).

Dieser Name wurde in den sechziger und siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts auf einen Stammtisch übertragen, der sich regelmäßig in der heutigen Dorfschänke traf. 1981 wurde die jetzige Gruppe der Bottemelch's Jonge letztlich aus einer Bierlaune heraus im Karneval gegründet.

Als "Windbüggel" (Windbeutel) wurden die Troisdorfer und Mehlemer von den umliegenden Ortsteilen bezeichnet. Den "Windbüggelen" wird mit rheinischem Humor unterstellt, hochnäsig und angeberisch zu sein. In dem 56-minütigen Streifen erläutern die drei Moderatoren Werner Groß-Heitfeld, Karl Kaldeich und Jutta Stark rund 100 rheinische Necknamen. "Eigentlich wollte ich einen Film über die gewöhnlichen Ortsnamen an Rhein und Sieg drehen", sagte Divossen, der seine Werke, darunter auch Krimis, unter dem Pseudonym Georg Renard veröffentlicht. Bei den Recherchen sei er erstmals auf die Necknamen gestoßen.

"Zu dem Thema gab es aber keine Bücher und auch so gut wie keine Zeitungsartikel, selbst Stadtarchive konnten mir nicht helfen", sagte der gebürtige Beueler. Zurzeit dreht Divossen einen Film über die "arme Zick". Bonner Zeitzeugen berichten über das Leben in den Nachkriegsjahren von 1945 bis 1949.

Der Autor will seine Zuschauer über die schweren Jahre, das Überleben im zerstörten Bonn informieren. Begriffe wie "maggeln" und "fringsen" werden erklärt. Der Film soll im Frühjahr 2011 veröffentlicht werden. "Ich suche Zeitzeugen, vor allem aus Bonn und dem rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis. Ich habe noch mehrere Projekte in der Pipeline, bin froh über jeden Originalton, jede Erinnerung", so Divossen.

Der Film "Kappesbuur & Lederköpp" von Georg Divossen ist auf DVD erschienen und für 19,80 Euro im Buchhandel erhältlich. Mehr unter www.rheinland-im-film.de.

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