Landgericht Kupfer von Baustellen gestohlen

Bonn · Sieben Angeklagte sitzen seit Mittwoch vor den Richtern der 1. Großen Strafkammer am Landgericht. Die Männer im Alter zwischen 24 und 36 Jahren sollen Mitglieder einer auf Kupferdiebstähle spezialisierten Bande gewesen sein, die im vergangenen Jahr in Bonn ihr Unwesen getrieben hat.

 Wertvolles Kupfer: Vor dem Landgericht Bonn hat am Mittwoch der Prozess gegen sieben Männer begonnen, die wegen einer Serie von Edelmetall-Diebstählen angeklagt sind.

Wertvolles Kupfer: Vor dem Landgericht Bonn hat am Mittwoch der Prozess gegen sieben Männer begonnen, die wegen einer Serie von Edelmetall-Diebstählen angeklagt sind.

Foto: dpa

Zwei Stunden brauchten die beiden Staatsanwältinnen, um die insgesamt drei Anklagen zu verlesen. Den Beschuldigten werden bandenmäßige und gewerbsmäßige Diebstähle, Einbruchsdiebstähle, Hehlerei und Kreditkartenbetrug zur Last gelegt.

In wechselnder Beteiligung sollen sie zwischen Juli und Oktober 2011 in insgesamt 31 Fällen vor allem auf Baustellen und auf Bahngleisen Kupferkabel gestohlen und etliche Lauben in Kleingartenanlagen aufgebrochen haben. Dabei sollen die Diebe Kupfer im Gesamtwert von mehr als 100.000 Euro erbeutet haben.

Dieses haben sie dann laut Anklage bei Metallhändlern zu Geld gemacht. Der dabei erzielte Erlös für das Kupfer soll sich auf etwa 30.000 Euro belaufen. Unter anderem sollen die Männer auf einer Großbaustelle der Telekom gleich mehrfach zugeschlagen haben. Zunächst sollen sie schwere Kupferkabel im Wert von 30.000 Euro entwendet haben.

Es folgten in weiteren Nächten 100 Meter Starkstromkabel im Wert von 10.000 Euro sowie wenige Tage später 180 Meter Starkstromkabel - die aus Gründen des Diebstahlschutzes extra im Erdreich vergraben worden waren. Auch vor Friedhöfen soll die Bande nicht halt gemacht haben: Auf dem Zentralfriedhof Gotenstraße, dem Südfriedhof und dem Waldfriedhof Heiderhof sollen sie Grabschalen aus Messing, Kupfer und Bronze von den Grabsteinen abgeflext oder mit Brechstangen herausgebrochen haben.

Besonders ertragreich war offenbar der Einbruch in einen Kiosk in der Nacht auf den 12. Oktober: Dabei hatten die Täter fast 700 Stangen Zigaretten im Wert von 32.000 Euro erbeutet. Doch ein Bandenmitglied - inzwischen bereits vom Amtsgericht zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe verurteilte - war den Ermittlern bei dem gescheiterten Versuch, Kupfer vom Rückleitungskabel an den Straßenbahngleisen auf der Südbrücke abzuschälen, ins Netz gegangen.

Daraufhin waren die Telefone überwacht sowie der Transporter der Bande, die sich offenbar in einem verlassenen Lagergebäude niedergelassen hatte, mit einem Sender versehen worden. So konnten die Ermittler einige Bandenmitglieder in der Nacht auf den 28. Oktober auf frischer Tat erwischen. Den Männern werden zudem 61 Kreditkartenbetrügereien vorgeworfen, bei denen sie Waren im Wert von knapp 15.000 Euro gekauft haben sollen.

Belastet werden sie auch durch DNA-Spuren: Bei den Ermittlungen in den Schrebergärten hatten die Fahnder angelutschte Bonbons, angebissenes Obst und angetrunkene Bierflaschen in den aufgebrochenen Lauben gesichert. Am ersten Verhandlungstag kündigten die Verteidiger der sechs aus dem südosteuropäischen Ausland stammenden Angeklagten an, dass ihre Mandanten derzeit keine Angaben zu den Taten machen werden. Lediglich ein hier aufgewachsener und in Bonn lebender 25-Jähriger will reden.

Er hat bereits im Ermittlungsverfahren mehr als 30 Fälle der Hehlerei gestanden. Sein Anwalt teilte allerdings die Befürchtung mit, dass der junge Mann möglicherweise um sein Leben fürchten muss. Die Hintermänner der Bande würden im Ausland sitzen und alles beobachten. Der Prozess wird fortgesetzt.

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