Kommentar: Unselige Tradition

Eigentlich war Donnerstag ein guter Tag für Bonn. "Engagement global", die neue Servicestelle für Entwicklungshelfer, hat nicht nur eine hehre Aufgabe, sondern stärkt auch die Internationalität der Bundesstadt.

Was bürgerlichen und kommunalen Einsatz auf der ganzen Welt angeht, laufen nun alle Fäden in Bonn zusammen. Auch wenn Nichtregierungsorganisationen vor einer "Verstaatlichung" der Entwicklungshilfe warnen - effizienter dürfte die Arbeit dank der neuen Organisation allemal werden.

Jammerschade, dass das Projekt gleich zu Beginn durch eine hässliche Personaldebatte beschädigt wird. Es kann gut sein, dass Gabriela Büssemaker den Job als Geschäftsführerin tatsächlich bekommen hat, weil sie die Beste unter 133 Bewerbern war - und eben nicht, weil sie wie Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel ein FDP-Parteibuch besitzt.

Ihr großes Pech (und das der Servicestelle) ist jedoch, dass eine solche Kungelei ins Bild passen würde. Niebel tut nichts anderes als Minister aus anderen Parteien vor ihm: Er besetzt Schaltstellen im Ministerium mit eigenen Gefolgsleuten. Langgediente "politische Beamte" aus solchen Gründen auch dann in den einstweiligen Ruhestand zu schicken, wenn sie erstklassige Fachleute sind, ist eine unselige Tradition in deutschen Regierungen.

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