Kommentar Knapper Triumph

Es war ein unglaublich knapper Sieg, und doch ein Triumph für Ulrich Kelber: Zum vierten Mal hat der SPD-Mann den Wiedereinzug in den Bundestag geschafft. Damit spielt er in einer Liga mit Konrad Adenauer, der fünf Mal für Bonn im Parlament saß, und mit Alo Hauser (CDU), den die Bonner zwischen 1969 und 1980 vier Mal in den Bundestag schickten.

Für Kelber ging es um alles oder nichts, weil seine Partei ihn nicht auf der Landesliste abgesichert hatte. Er kämpfte mit hohem Einsatz, absolvierte zahllose Termine, war omnipräsent in der Stadt. Das und seine 13 Jahre Bundestagserfahrung überzeugten die Wähler offenbar.

CDU-Konkurrentin Claudia Lücking-Michel - politisch eher unerfahren, intellektuell brillant, aber keine Menschenfischerin - war dem SPD-Schwergewicht dicht auf den Fersen. Doch am Ende nützte auch die umstrittene Wahlabsprache mit der FDP nichts mehr. Für die Bonner CDU ist das nach der bitteren Niederlage bei der Landtagswahl 2012, als sie beide Bonner Wahlkreise an die SPD verlor, eine weitere Schlappe - auch wenn sie wie bei der Bundestagswahl 2009 bei den Zweitstimmen dominiert.

Brutal abgestürzt: Guido Westerwelle. Holte der Noch-Außenminister vor vier Jahren in Bonn satte 19 Prozent der Erststimmen für die FDP, waren es diesmal nur sechs Prozent.

Gegen den desaströsen Bundestrend zog nicht einmal sein Promi-Bonus. Mit Westerwelle verliert die Stadt einen starken Mann im Parlament und der Bundesregierung, der um die Einhaltung des Berlin/Bonn-Gesetzes gekämpft hat. Das tut auch Kelber seit Jahren, lautstark und vehement. Die Versuche, das Gesetz auszuhöhlen, werden sich in der neuen Legislaturperiode wahrscheinlich verstärken. Da ist es hilfreich, dass mit Lücking-Michel und Katja Dörner (Grüne) zwei weitere Bonner Abgeordnete über die Landeslisten in den Bundestag einziehen.

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