"Kim blendet, Stadt blutet"

Zunehmend beschäftigen sich auch andere Medien mit den mysteriösen Vorgängen rund um das World Conference Center Bonn (WCCB), eines der zurzeit größten kommunalen Infrastrukturprojekte in Deutschland.

Heute nicht mehr für Bonn und das WCCB unterwegs: (von links) Arno Hübner, Eva-Maria Zwiebler und Bärbel Dieckmann. Fotos: Volker Lannert/Barbara Frommann

Heute nicht mehr für Bonn und das WCCB unterwegs: (von links) Arno Hübner, Eva-Maria Zwiebler und Bärbel Dieckmann. Fotos: Volker Lannert/Barbara Frommann

Bonn. Zunehmend beschäftigen sich auch andere Medien mit den mysteriösen Vorgängen rund um das World Conference Center Bonn (WCCB), eines der zurzeit größten kommunalen Infrastrukturprojekte in Deutschland.

Im WDR-Fernsehen sagte Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD): In dem Projekt seien "offenbar kriminelle Machenschaften angelegt" gewesen, was für den städtischen Steuerungsprozess "eine Nummer zu groß war".

Das könne man keinem vorwerfen, denn niemand "konnte annehmen, dass von vorneherein kriminelle Energie im Spiel ist". Das sieht das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" völlig anders und fragt unter der Überschrift "Der Märchenmann" (Man-Ki Kim / Anm. d. Red.): "Wie dumm darf sich eine Stadtverwaltung anstellen, bevor es kriminell wird?"

O-Ton Das Interview von OB Nimptsch mit dem WDRDas Blatt, das in seiner jüngsten Ausgabe den WCCB-Skandal nur in städtischer Hinsicht aufarbeitet, meint: "Vieles spricht dafür, dass die Bonner Stadtspitze schon sehr früh und dann immer wieder vor dem Risiko Kim gewarnt wurde. Dass ihr klar hätte sein müssen, wie gefährlich jeder weitere Kredit sein würde. Trotzdem bürgte und bürgte sie."

"Der Spiegel" widmet sich vor allem der angespannten Beziehung zwischen der Sparkasse KölnBonn und den handelnden Personen der Verwaltung: Eva-Maria Zwiebler (WCCB-Projektbeauftragte), Arno Hübner (WCCB-Projektleiter) und Bärbel Dieckmann (ehemalige Oberbürgermeisterin).

Wer konnte wie früh wissen, dass die Bonner Pro-Kim-Entscheidung ein Himmelfahrtskommando war? Warum wurde Kim nicht gestoppt, sondern statt dessen mit immer mehr Millionen, für die die Stadt bürgt, ausgestattet?

Die Hanseaten beschreiben das südkoreanische Geschäftsmodell für Bonn: "Kim blendet, Stadt blutet." Das Blatt zitiert aus zugespielten Unterlagen. Gegen die Verpflichtung des Beraters und Investorenauswählers Michael Thielbeer, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Bestechlichkeit ermittelt, hatten bereits das Liegenschafts- und Rechnungsprüfungsamt in einer Mail an Zwiebler frühzeitig Bedenken angemeldet: "Es passt schlecht in den Rahmen dessen, was Verwaltungsvorstand wie auch Rechnungsprüfungsausschuss und Rechnungsprüfungsamt im Rahmen der Korruptionsprävention miteinander vereinbart hatten. Ihre Stellungnahme vermag nur sehr vage zu belegen, dass dies alles beachtet wurde."

Aus einem vertraulichen Revisionsbericht der Sparkasse: "Die SMI Hyundai Corporation führt derzeit gemäß Internetauftritt Bauprojekte in Dubai, Uganda, Nigeria, Korea und Vietnam durch. In Bezug auf Referenzobjekte wirkt der Internetauftritt wenig überzeugend, da überwiegend Zeichnungen der Objekte abgebildet sind. Einziges mit einer Webcam zu verfolgendes Objekt ist das Kongresszentrum in Bonn."

Der "Spiegel" schreibt: "Den Bericht behielt die Sparkasse für sich, nicht gerade ein feiner Zug gegenüber der Stadt, einer ihrer Anteilseigner. Gut möglich, dass die Stadt deshalb die Sparkasse auch noch mal verklagen wird. Andererseits: Hätte die Stadt nicht fragen müssen, warum die Sparkasse für Kim kein Geld mehr herausrücken wollte, es sei denn, die Stadt bürgt?"

Die Journalisten sehen im Frühjahr 2008 eine Zeit anbrechen, "wegen der es heute eng wird für Bärbel Dieckmann. Wusste sie schon damals über Kims Chaos Bescheid?"

Immer wieder, wie in der GA-Serie "Die Millionenfalle" seit August 2009 mehrfach berichtet, plagt Kim chronische Geldnot. Erst das fehlende Eigenkapital, dann die ominöse Baukostenexplosion. Immer wieder finde sich da in den Zwiebler-E-Mails, so "der Spiegel", dasselbe Muster: "Stadt haftet, Dieckmann informiert." Das Blatt resümiert über das WCCB und die ehemalige Oberbürgermeisterin: "In der Stadt sagen sie, es sollte ihr Denkmal werden, jetzt bringt es sie möglicherweise vor Gericht, wegen Untreue."

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