Keinkultur-Festival erregt Aufmerksamkeit der Godesberger Polizei

Nach der Ankündigung des Konzerts mit dem Untertitel "auf die Fresse" meldete sich die Polizei beim Veranstalter. Das sei ein Aufruf zur Gewalt, meinten die Beamten. Es werde Pogo getanzt, sagten sie und vergrößerten damit nur die Verwirrung. Die Polizei fuhr sicherheitshalber Streife.

Bad Godesberg. (guf) Die Schlachtenbummler kamen aus allen Himmelsrichtungen. Singend stiegen sie am Godesberger Bahnhof aus dem Zug und marschierten auf direktem Weg in die Klangstation. Dort fand zum ersten Mal das Punkfestival "Keinkultur" statt.

Die Veranstalter, der Kopfnuss-Verlag und die Plattenfirma "Disentertainment", hatten zur Premiere ein ansehnliches Programm auf die Beine gestellt. Die lokalen Größen der Punk- und Hardcoreszene gaben sich die Klinke in die Hand. Dass die Punkbewegung sich unter anderem durch ihren - zugegeben nicht immer feinen - Sinn für Humor auszeichnet, hatte sich bis zum Wochenende im beschaulichen Bad Godesberg offenbar noch nicht herum gesprochen.

Punk war und ist immer Provokation und eine bewusste Abkehr von gesellschaftlichen Konventionen. Jedenfalls meldete sich nach der Ankündigung des Konzerts mit dem Untertitel "auf die Fresse" die Polizei beim Veranstalter. Das sei ein Aufruf zur Gewalt, meinten die Beamten.

Die Organisatoren erklärten daraufhin, dass diese Aussagen nicht für bare Münze zu nehmen seien. Es werde Pogo getanzt, sagten sie und vergrößerten damit nur die Verwirrung. "Was ist das?", fragte die Polizei und fuhr sicherheitshalber Streife.

Was sich beim Festival "Keinkultur" vor der Bühne abspielte, war mit Worten schwer zu beschreiben. Das Publikum schob und schubste sich hin und her, ruderte mit den Armen, stampfte mit den Füßen, grölte, johlte, jubelte. Doch wer sich in das Menschenknäuel wagte, stellte überrascht fest, dass in all dem Chaos jeder auf den anderen achtete. Wer stürzte, wurde wieder auf die Beine gehoben und tanzte weiter.

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