"100 Köpfe: Wir sind Bonn" Karin Robinet: Ihr Herz gehört dem Ehrenamt

BONN · Karin Robinet stand lange in der ersten Reihe der Bonner Grünen. Heute engagiert sie sich für ältere Menschen.

Karin Robinet hat sich mit dem Rückzug aus der parlamentarischen Arbeit neue Freiräume geschaffen.

Karin Robinet hat sich mit dem Rückzug aus der parlamentarischen Arbeit neue Freiräume geschaffen.

Foto: Barbara Frommann

"Pflege ist mir ein ganz wichtiges Anliegen", sagt Karin Robinet. Dabei ist die Frau erst 56 Jahre alt, putzmunter, mit wachen Augen und gern mit einem fröhlichen Lachen unterwegs. "Lebensgeschichtlich" habe sie schon mit Pflege zu tun gehabt, bekennt die studierte Wirtschaft- und Politikwissenschaftlerin, die als Referentin beim Bundesamt für Naturschutz arbeitet und dort 2012 den Personalratsvorsitz übernahm.

Bonner kennen Karin Robinet als engagierte Grünen-Lokalpolitikerin. In der ersten Reihe der Partei steht sie jedoch nicht mehr. "Der Rückzug aus dem Parlamentsbetrieb hat mir neue Möglichkeiten des Engagements eröffnet", sagt Robinet. Sie hat die Weichen neu gestellt: Sie arbeitet weiter im Sozialausschuss und ist frisch gewählte Aufsichtsratsvorsitzende der Vebowag. "Ich will dazu beitragen, dass das Unternehmen wirtschaftlich auf Kurs bleibt. So kann die Vebowag ihre Rolle als größter Anbieter von Sozialwohnungen in Bonn halten und ausbauen."

2011 hatte Robinet zudem schon im Kuratorium der Stiftung Bonner Altenhilfe bis 2016 den Vorsitz übernommen. "Denn Pflege und Altenhilfe, dies sind doch die Themen unserer Generation." Robinet ist in ihrem Element, wenn sie über ihr Herzensthema spricht. "Würdiges Altern zeigt sich doch in der Pflege- und Betreuungssituation, in der wir am stärksten auf die Unterstützung anderer angewiesen sind. Deswegen müssen wir uns heute Gedanken darüber machen, wie wir ein System etablieren, das die Solidaritätsbereitschaft nicht überfordert." Deshalb sei die Altenhilfe - und damit auch die Stiftung - so wichtig.

Die Infrastruktur für Begegnung, Betreuung und gegenseitige Unterstützung und die Öffentlichkeitsarbeit für die Belange der älteren Bonner würden durch den Markt der Möglichkeiten und die Kampagne zur Aufwertung der Pflegeberufe gefördert. "Außerdem sind wir Herausgeber der Bonner Seniorenzeitschrift "Mitten im Leben - Mitten in Bonn".

Und warum steckt ihr Herzblut auch in der von ihr mit gegründeten Initiative Lebensqualität im Alter (LeA)?"Mein Herz gehört meinem Mann", sagt Robinet und lacht. Um dann fortzufahren, dass LeA wichtige Tagesbetreuungsangebote zur Entlastung der Angehörigen biete und Träger der Demenz-WG im Quartier Bonn-Pennenfeld sei. "Hier wird der Versuch unternommen, neue Wege in der Verbesserung der Betreuung von Demenzkranken zu gehen, in dem man Angehörige einbindet und gleichzeitig durch engagierte Laien entlastet." Zudem tariere man hier das Verhältnis zwischen Ehrenamt und professioneller Unterstützung neu aus, wobei klar sei: "Auch Ehrenamt erfordert professionelle Begleitung und Koordination."

Zu Bonner Hauptstadtzeiten war Robinet als Koordinatorin Wirtschaft und Finanzen bei der Grünen-Bundestagsfraktion und dann auch in Berlin tätig. "Ich bin dann gerne an den Rhein zurückgekehrt und bleibe mit meinem Mann hier", sagt sie mit dem Brustton der Überzeugung. Als sie den rheinischen Tonfall wieder hörte, als plötzlich das WDR-Programm aus dem Radio schallte, habe sie sich zu Hause gefühlt. Das hiesige Naturell gefalle ihr, obwohl sie lange in Hamburg gelebt hat. Dort hat sie auch studiert. "Auf dem zweiten Bildungsweg. Ich komme aus einer Familie mit vielen Kindern." Robinet erzählt gerne von ihrem nicht direkten Weg in Politik und Bundesamt. Sie danke deshalb den Gewerkschaften sehr, dass die ihr als Industriekauffrau durch ein Stipendium der Hans-Böckler-Stiftung zum akademischen Abschluss verhalfen.

Gleich wird sie wieder in eine Sitzung eilen und sich für den sozialen Wohnungsbau stark machen. "Wir brauchen auch eine Liegenschaftsverwaltung und ein Bauordnungsamt, die durch Grundstücksbereitstellung und zügige Baugenehmigungen in die gleiche Richtung arbeiten." Und was macht Karin Robinet in der Freizeit? "Ich liebe meinen kleinen Garten", kommt sofort. Gemüse und Obst pflanze sie mit Leidenschaft an. "Ich mache sogar ein", verrät sie und grinst. Außerdem sei sie gerne mit ihrer Wandergruppe unterwegs: in der Eifel, an Sieg oder Ahr.

Mit ihrem Mann unternehme sie Radtouren. "Und dann darf ich nicht meinen Chor Evergreen vergessen", ergänzt sie. Diese Tannenbuscher Sängergruppe stimme alles an, was Spaß mache: vom Musical bis zu Kirchenliedern des 15. Jahrhunderts. "Und natürlich Evergreens", fügt Robinet hinzu. Und schickt ihren Worten ein typisches, ansteckendes Lachen hinterher.

Typisch bönnsch

Das sagt Karin Robinet über ihre Heimat:

An Bonn gefällt mir... die landschaftliche Einbindung. Man ist immer schnell im Grünen - auch mit dem Fahrrad oder Bussen und Bahnen.

Ich vermisse... nichts - außer einer kompetenten Bäderverwaltung.

Mein Lieblingsplatz... ist die"Naturinsel Pennenfeld": das Gemeinschaftsgartenprojekt von Quartiersmanagement Pennenfeld und dem Verein LeA.

Typisch bönnsch... ist für mich: Es gibt keine Bonner. Nur Poppelsdorfer, Bad Godesberger, Kessenicher oder Plittersdorfer. Und dass man als Immi trotzdem schnell dazu gehört.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Von GA-Redakteur
Philipp Königs
zur Klimaplan-Bilanz
Erfolg bemisst sich an Taten
Kommentar zur Bonner Klimaplan-BilanzErfolg bemisst sich an Taten
Zum Thema
Aus dem Ressort