Plan der NRW-Landesregierung Kapazität des Rheins soll für den Güterverkehr erweitert werden

DÜSSELDORF/KÖLN · Die NRW-Landesregierung will die Kapazität des Rheins für den Güterverkehr erweitern. Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) hat deshalb beim Bundesverkehrsministerium das Projekt "Rheinvertiefung" angemeldet.

Künftig soll von der niederländischen Grenze bis nach Köln - später sogar bis Bonn - eine Fahrrinnentiefe von 2,80 Meter garantiert werden. Bis zu Europas größtem Binnenhafen Duisburg ist das schon heute der Fall: Richtung Moselmündung bei Koblenz ist der Rhein aber nur 2,50 Meter tief. Als Maßstab gilt der Pegelstand bei mittlerem Niedrigwasser.

"Der Rhein hat seine Kapazitätsgrenze noch nicht erreicht. Er kann ungefähr die doppelte Verkehrsmenge aufnehmen", heißt es im rot-grünen NRW-Koalitionsvertrag. Ein Binnenschiff kann immerhin 150 Lkw-Ladungen befördern - bei Niedrigwasser aber sinkt die Ladekapazität.Verständlich, dass Schiffsreeder auch in den Niederlanden und in Belgien Druck machen, den Rhein bis Köln tiefer auszubaggern, um mehr Ladung transportieren zu können.

Da der Bund die Kosten für das Ausbaggern tragen müsste, lässt der Bundesverkehrsminister zunächst vom zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamt in Duisburg eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellen. NRW-Verkehrs-Staatssekretär Gunther Adler pocht aber schon jetzt auf eine Tieferlegung des Rheins.

"Der Anteil der Binnenschifffahrt am Gesamtgütertransport in Deutschland liegt derzeit bei nur rund zehn Prozent und das trotz bester Ökobilanz gegenüber Lkw und Bahn." Der Bund soll deshalb "das Ruder rumreißen", damit auch der Rhein mehr Transportaufgaben wahrnehmen kann.

Ende 2013 hat NRW die Tieferlegung des Rheins zwischen Duisburg und dem Niehler Hafen in Köln für den Bundesverkehrswegeplan 2015 angemeldet. In einem zweiten Schritt können sich die Planer auch eine Rheinvertiefung bis nach Bonn vorstellen. Über den Rhein läuft der Zubringerverkehr zu den Nordseehäfen - nicht nur der Kölner Autokonzern Ford verschifft große Teile der Exporte Richtung Rotterdam. Nach dem Ausbaggern auf 2,80 Meter Wassertiefe könnten Schiffe schwerer beladen werden - das senkt die Frachtkosten.

Auch die Risiken von Havarien könnten bei tieferen Fahrrinnen gesenkt werden. Als im August 2013 innerhalb von zwei Tagen vier Schiffe auf dem Rhein in Köln auf Grund liefen, musste Europas am stärksten befahrene Wasserstraße 36 Stunden gesperrt werden. Die späteren Abbaggerungen auf der Deutzer Platte kosteten 1,2 Millionen Euro.

Die Piratenpartei begrüßte Pläne für eine Rheinvertiefung. Die Piraten fordern aber eine Prüfung der ökologischen Folgen für die Natur und verlangen auch schadstoffärmere Binnenschiffe. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) lehnt die Pläne zum Ausbaggern gleich ganz ab. Begründung: Die Auenlandschaft entlang des Rheins sei gefährdet, wenn das Fließtempo des Rheins nach der Vertiefung steigt.

Eine Allianz der Rheinanlieger-Länder hat sich auf einer Konferenz im November aber für eine schnelle Erreichbarkeit der Umschlagzentren an den Binnenhäfen stark gemacht. In einer "Düsseldorfer Liste" haben Verkehrsexperten 36 Projekte zur verstärkten Nutzung der Binnenschifffahrt aufgeführt. Das wichtigste Projekt von NRW und Rheinland-Pfalz: "Sicherstellung der Fahrrinnentiefe von 2,80 m auf dem Rhein stromaufwärts bis Koblenz".

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