Jugendkriminalität am Brüser Berg: "Wir geben ein schlechtes Vorbild"

Diskussionsveranstaltung der CDU

Jugendkriminalität am Brüser Berg: "Wir geben ein schlechtes Vorbild"
Foto: Barbara Frommann

Brüser berg. "Die Situation auf dem Brüser Berg ist haarsträubend. Zwar ist sie nicht gleichzusetzen mit Tannenbusch, aber ich sage nur, wehret den Anfängen. Und die sind hier schon fortgeschritten", sagte ein Brüser Berger.

Mit seiner Meinung stand er nicht alleine da. Im Gegenteil: Er erntete zustimmendes Kopfnicken von den gut 30 Hardtbergern, die am Mittwochabend ins Ortsteilzentrum gekommen waren.

Dort veranstaltete die Hardtberger CDU eine Diskussion zum Thema Jugendkriminalität, bei der Hermann-Josef Borjans, Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), und Torsten Verrel vom Kriminologischen Institut der Universität Bonn den Bürgern Rede und Antwort standen.

Hat Jugendkriminalität zugenommen, sind Richter zu nachsichtig und was sind die Ursachen der Jugendkriminalität? Diese Fragen versuchte Verrel in seinem Vortrag zu beantworten. Wenige Täter begehen viele Straftaten, stellte Verrel fest. "Zirka fünf Prozent eines Jahrgangs begehen bis zu 60 Prozent aller Straftaten", so Verrel. Auffällig sei, dass Jugendliche meist in Gruppen straffällig würden, Männer und Jungen begingen deutlich mehr Straftaten als Frauen und Mädchen.

Jugendkriminalität habe viele Ursachen. Dazu zählen laut Verrel zum Beispiel familiäre Gewalt, mangelnde Aufsicht, unzureichende schulische und berufliche Qualifizierung und der "schlechte" Freundeskreis. Außerdem spiele Alkohol eine große Rolle. "Wir geben den jungen Menschen ein schlechtes Vorbild. Man bringt Alkohol mit Jugend und Erfolg in Verbindung." Dabei sei Alkohol die kriminologische Droge überhaupt, viele Straftaten würden spontan und unter Einfluss von Alkohol und Drogen begangen.

"Es gibt einen Anstieg, aber auch eine vermehrte Registrierung von Jugendkriminalität", so Verrel. Die Bürger seien sensibilisiert, es gebe bessere technische Einrichtungen wie Videokameras. Härtere Strafen seien nicht die Lösung. Es müsse konsequent und schnell gehandelt, die Gerichte mit ausreichend Personal ausgestattet werden.

Eigentlich sollte auch Kriminalhauptkommissarin Iris Wegner als Diskussionspartnerin ins Ortsteilzentrum kommen. Sie musste aber Zuhause bleiben. Denn Bedienstete des Staates dürfen fünf Monate vor Wahlen nicht mehr an Parteiveranstaltungen teilnehmen. So will es ein Erlass des NRW-Innenministeriums. Vorher galt eine Frist von drei Monaten.

Wann genau die Änderung in Kraft trat, darüber konnte das Innenministerium am Mittwoch keine Auskunft geben. "Ich habe die Veranstaltung ordnungsgemäß beantragt", sagte Inge Stauder. Das sei Ende Januar oder Anfang Februar geschehen.

Sie habe eine Zusage der Polizei bekommen, die dann aber am Mittwoch absagte. "Wir bedauern, dass wir so kurzfristig absagen mussten, aber die Neutralität verpflichtet uns dazu", sagte Polizeisprecher Frank Piontek.

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