WCCB Insolvenzverwalter erhofft sich weitere fünf Millionen Euro für die Baupläne

BONN · Wann drehen sich nun die Baukräne wieder am World Conference Center Bonn (WCCB)? Hinter dieser Frage steckt auch die nach den Bauplänen. Die spielten kürzlich auch eine Rolle bei der Gläubigerversammlung der insolventen UN Congress Center Bonn GmbH (UNCC), bei der die Würfel für die WCCB-Zukunft gefallen waren.

Lieber heute als morgen würde die Stadt mit dem Weiterbau des WCCB beginnen.

Lieber heute als morgen würde die Stadt mit dem Weiterbau des WCCB beginnen.

Foto: Volker Lannert

Damit wurde der WCCB-Heimfall vollzogen, und die Stadt Bonn kann in Eigenregie und auf eigene Kosten weiterbauen. Als Sieger der "Gläubiger-Veranstaltung" fühlt sich Insolvenzverwalter Christopher Seagon. Er meldete den Gläubigern des Bauherrn UNCC und der Baufirma (SMI Hyundai Europe) seine Erfolgsnachrichten. Darunter die Aussicht, neben der städtischen Zahlung von 8,5 Millionen Euro weitere fünf Millionen Euro einzunehmen, die diesmal nicht die Stadt Bonn, sondern jene Firma zu zahlen hätte, die das WCCB fertig baut - für die Pläne, die im Besitz Seagons sind.

Am Rande erwähnte Seagon, dass die "Sache WCCB" für ihn zudem noch nicht beendet sei. Argusäugig werde seine Kanzlei Wellensiek (Heidelberg) verfolgen, wie sich der strafrechtliche Gang der Dinge entwickele. Dann könnte er manche neue Rechnung unter der Überschrift "Schadensersatz" aufmachen.

Zu den Bauplänen: Sollte eine Baufirma darauf angewiesen und bereit sein, fünf Millionen an Seagon zu zahlen, würde dieser von dem Planverkaufs-Ertrag eine Million an die Sparkasse KölnBonn abführen, die immerhin zwei Millionen Euro in die Hand nahm, um den Finanzinvestor Arazim B.V. (Holland) zum Verlassen des Grundbuchs zu bewegen. Auch möglich: Hinter den Kulissen werden bereits Allianzen zwischen bisherigen WCCB-Nachunternehmern geschmiedet, die ihre Teilpläne gerade zu einem Gesamt-Puzzle zusammenfügen, um Seagons Offerte nicht annehmen zu müssen.

Der Insolvenzverwalter meldet auch, dass 75 bis 80 Prozent des WCCB, Kongresszentrum und Hotel, fertiggestellt seien. Die Stadt Bonn hinterfragt diese Darstellung indirekt, indem sie mitteilt, dass nun geprüft werden müsse, "auf welchem Stand der Bauarbeiten das Gebäude tatsächlich ist".

[Inline: Wccb] Seagon hatte ein Gutachten, das angeblich 600.000 Euro gekostet haben soll, anfertigen lassen, um diesen "Leistungsfeststellungsstand" zu ermitteln. Bauexperten beurteilen dieses Papier, das dem General-Anzeiger vorliegt, hingegen zurückhaltend.

Es handele sich lediglich um eine Zusammenfassung der Leistungen, wie sie sich aus dem Rechnungswesen der insolventen Baufirma SMI Hyundai Europe ergebe. Deren Geschäftsführer Young-Ho Hong hatte Seagon vorab 3,4 Millionen Euro überwiesen, um Prozesse über überhöhte Abrechnungen und Planungshonorare zu vermeiden.

So ist die Wahrscheinlichkeit nicht gerade gering, dass am Rhein weit weniger Bausubstanz steht als sich aus Hongs Rechnungswesen ablesen lässt. Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass die Stadt, will sie bei den Fertigstellungskosten keine böse Überraschung erleben, sich nicht auf Seagon verlässt, sondern selbst oder durch einen von ihr beauftragten Dritten eine große Bau-Inventur - die Ist-Bestimmung - angeht.

Erst wenn diese Bestandsaufnahme verlässlich vorliegt, können Bau-Soll und Fertigstellungspreis bestimmt werden. Wie die Stadt mitteilt, haben sich im Zuge eines "Interessenbekundungsverfahrens für die Projektsteuerung 21 Unternehmen und für die Generalplanung sechs Firmen gemeldet". Ob Hong oder einer seiner ehemaligen Bauleiter auch dabei ist, wurde nicht mitgeteilt. Nach GA-Informationen herrscht hinter den Kulissen ein reges Treiben um den Millionenauftrag zur WCCB-Fertigstellung.

Stadtsprecherin Monika Hörig zufolge nimmt seit Montag ein vom WCCB-Zwangsverwalter beauftragtes Büro bei Seagon Einsicht in die Bauunterlagen. Zeitnah soll zudem als erstes das Parkhaus am WCCB fertiggestellt werden.

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