Schwimmen in Bonn Immer mehr Therapiebecken schließen

BONN · Wenn Stadtrat und Verwaltung über Schwimmen in Bonn diskutieren, haben sie die Frei- und Hallenbäder im Blick. Doch es gibt noch andere Becken, die häufig genutzt werden, aber in der Betrachtung meist außen vor bleiben. Das sind die sogenannten Lehrschwimmbecken in Grundschulen, Krankenhäusern, Altenheimen und Hotels, die zum Teil auch von Patienten und Gästen genutzt werden.

 Nicht nur Rollstuhlfahrer, Rheuma- und Schmerzpatienten brauchen warmes Wasser für ihre therapeutischen Schwimmkurse. Auch die Eltern, die wie hier in der Kaiser-Karl-Klinik zum Babyschwimmen gehen, wissen: Das Wasser muss wohltemperiert sein.

Nicht nur Rollstuhlfahrer, Rheuma- und Schmerzpatienten brauchen warmes Wasser für ihre therapeutischen Schwimmkurse. Auch die Eltern, die wie hier in der Kaiser-Karl-Klinik zum Babyschwimmen gehen, wissen: Das Wasser muss wohltemperiert sein.

Foto: Horst Müller

Nicht zum Bahnenschwimmen, sondern vorwiegend für therapeutische Zwecke für behinderte Menschen oder aber zum Baby- und Kleinkinderschwimmen. Diesen Becken ist gemein, dass das Wasser nicht sehr tief und um die 30 Grad warm ist. Doch das ist teuer. Die Folge: Immer mehr dieser Therapiebecken machen zu oder haben es schon getan. Einige Beispiele:

Johanniter-Krankenhaus: Das Becken ist seit sieben Monaten nicht mehr in Benutzung, weil man intern die Wirtschaftlichkeit des Angebots prüft. Angeblich soll es aber wieder öffnen.

Petrus-/Elisabeth-Krankenhaus: Auch dort wurde schon vor einigen Jahren geschlossen, auch hier aus Kostengründen.

Rheinische Kliniken: Im Zuge der Asbestsanierung wurde das Becken vor mehr als zwei Jahren zugemacht. Es soll aber kurz vor der Wiederöffnung stehen.

Universitäts-Klinikum: Das Therapiebecken der Orthopädie auf dem Venusberg machte zu, als vor einiger Zeit der zuständige Betreuer in Pension ging.

Hans-Aengenendt-Wohnanlage, Newtonstraße 5: Das Therapiebad in dem Mehrfamilienhaus der Selbsthilfe Körperbehinderter, einst als Mustereinrichtung gepriesen, wurde vom Privateigentümer vor mehr als einem Jahr stillgelegt.

Gustav-Heinemann-Haus: Das Schwimmbad dort wird rege genutzt, wurde aber für den Individualbetrieb eingeschränkt, weil es ausgelastet ist.

Viktoriabad: Als es 2010 schloss, fiel das Lehrschwimmbecken für Therapiezwecke weg. Dabei war dem Behindertenverband zugesagt worden, es erst zuzumachen, wenn ein barrierefreies Bad als Ersatz gestellt wird.

Malteser-Krankenhaus: Das Therapiebecken im Keller wurde kurz vor Weihnachten geschlossen, weil die Filteranlage defekt war. Das Becken ist am 3. März wieder in Betrieb genommen worden. Für den Behindertenverband der Stadt Bonn steht daher außer Frage.

"Wir brauchen mehr Becken, um in etwa 30 Grad warmem Wasser in kleinen Gruppen Wassertherapie für Behinderte durchführen zu können", sagt Constanze Rolff, die auch die Behindertenbeauftragte Bonns ist. Für die Betroffenen seien diese Kurse wichtig für ihre Behandlung (siehe Kasten). Rolff würde sich wünschen, dass die Stadt das Frankenbad rollstuhlgerecht erweitern würde, so dass auch der Zugang ebenerdig erreichbar ist.

Das derzeit knapp gewordene Angebot an Wasserflächen merken jene Anbieter, die solche Kurse durchführen. "Bei uns stehen 500 Menschen auf der Warteliste und ich kann ihnen seit einem halben Jahr nichts anbieten, weil es nicht mehr genügend Becken in Bonn gibt", sagt Burkhard Lammsfuß vom Verein für Behindertensport.

So viele sind es zwar bei der Rheumaliga Bonn nicht, sagt deren Vorsitzende Gertraud Hempel. "Aber wegen der vorübergehenden Schließung des Beckens im Malteser-Krankenhaus sind bei uns zurzeit auch 120 Personen nicht versorgt. Das ist kein schöner Zustand für die betroffenen Menschen."

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