Retter von Baby Paul "Ihr seid Jungs mit Charakter"

BONN · Gut eine Woche schon liegt das Findelkind "Paul" im Krankenhaus. Seine drei Retter Max (16), Yassine (19) und Florian (16) haben das Baby bisher nicht wieder gesehen. Ein Besuch vorige Woche scheiterte am Veto des städtischen Jugendamtes.

Ein Versehen, jetzt sollen die jungen Männer doch noch einen Besuchstermin erhalten, berichtet Florian dem GA. "Ein Mann vom Jugendamt hat mich angerufen und gesagt, sie hätten uns nicht vergessen und würden sich wegen des Besuchstermins melden", sagt der Junge. Seitdem haben er und seine Freunde nichts mehr gehört.

Sie wissen nur aus der Zeitung, dass es dem Neugeborenen, das sie Samstagnacht vor einer Woche in einem Rucksack im Gebüsch nahe der Stadtbahnlinie in Küdinghoven dank puren Zufalls gefunden haben, gut geht. Wenigstens das Geschenk, das die Mutter von Max besorgt hatte, durften sie an der Klinikpforte abgeben. "Das waren ein Bärchen mit unseren Namen und Jäckchen, Höschen und eine Mütze", erzählt Max.

Immer noch stehen die drei jungen Männer sichtlich unter dem Eindruck jener denkwürdigen Nacht, als sie wegen einer geschlossenen Schranke an den Gleisen entlang zur nächsten Haltestelle gingen und dabei das Kind fanden. "Ohne uns wäre der Kleine nicht mehr am Leben", sagt Yassine nachdenklich. Wie Helden werden er und seine Freude von Verwandten und Bekannten gefeiert.

Das ist ihnen schon fast zu viel des Guten. "Das war doch klar, dass wir das Kind da nicht liegen lassen und einfach weitergehen würden", meint Max. Stattdessen haben sie sofort die Polizei gerufen und damit alles richtig gemacht. "Ihr seid Jungs mit Charakter", schreibt ein Mann, der davon aus der Zeitung erfahren hat. Dem Brief beigelegt hat er als "persönliches Dankeschön" für jeden 50 Euro.

"Darüber haben sie sich sehr gefreut", sagt die Mutter von Max. Denn Geld könnten Jungs in dem Alter immer brauchen, sagt sie. "Deshalb wären wir froh, wir fänden noch einen Ferienjob", meint Max, der mit Florian im neuen Schuljahr die zehnte Klasse der Realschule Beuel besucht und dann eine Ausbildung als Mechatroniker anstrebt. Auch Yassine würde bis zum Beginn seiner Ausbildung als Elektrotechniker in einigen Wochen noch etwas jobben. "Können Sie das in Ihrem Artikel erwähnen?", fragen sie. Diesem Wunsch sei hiermit gerne Rechnung getragen.

Auf jeden Fall wollen die Drei wissen, wie es mit Paul und seinem Leben weitergeht. "Ich bin gespannt, was er später zu der ganzen Geschichte sagt, wenn er größer ist", meint Yassine.

Nicht verstehen können sie, wie man ein neugeborenes Baby aussetzen und dabei bewusst seinen Tod in Kauf nehmen kann. Florian vermutet, dass die Mutter noch sehr jung ist, "so um die 16 Jahre", und deshalb völlig verzweifelt gewesen sein muss. Er hofft, der Junge kommt nun in eine Familie, die sich gut um ihn kümmert. "Das konnte seine leibliche Mutter ja wohl nicht."

Yassine spekuliert ebenfalls über die Gründe der Mutter, das Kind auszusetzen. Eine Erklärung, meint er, gibt es eigentlich nicht. "Also ich nehme ihr das sehr, sehr übel", sagt Max.

Wie berichtet, ist das Bonner Jugendamt als Vormund zurzeit mit einem Ehepaar im Gespräch, das das Kind eventuell adoptieren wolle. Nähere Angaben dazu wird die Stadt Bonn zum Schutze der Persönlichkeitsrechte des Jungen grundsätzlich nicht machen, sagte Elke Palm vom städtischen Presseamt. Auch von der Polizei war am Dienstag noch nichts Neues zum Ermittlungsstand hinsichtlich der bislang unbekannten leiblichen Mutter des Kindes zu erfahren.

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