Vier Abgeordnete in Düsseldorf Hochstimmung und Katzenjammer

BONN · SPD, Grüne, FDP und Piraten freuen sich über ihre Wahlerfolge, CDU und Linke analysieren ihre Wahlniederlage. Bei CDU und Linken war am Montag nach den niederschmetternden Ergebnissen bei der Landtagswahl Katzenjammer angesagt, bei SPD, FDP, Grünen und auch Piraten herrschte dagegen Hochstimmung.

 Blumen vom Enkel für Renate Hendricks nach dem Wahlerfolg.

Blumen vom Enkel für Renate Hendricks nach dem Wahlerfolg.

Foto: Roland Kohls

Einer der eindeutigsten Gewinner der Wahl, SPD-Mann Bernhard von Grünberg, dessen Spitzname Felix, der Glückliche, wohl selten passender war, freut sich zwar, wie er sagt, sehr. Und er habe Sonntagabend auch kräftig gefeiert.

Aber dieser Tag danach sei für ihn ein ganz normaler Arbeitstag mit vielen Terminen, der wie immer montags im Mieterbund begonnen habe. Nachmittags macht Integrationspolitiker von Grünberg Nachbarschaftsbesuche mit Mitarbeitern der König-Fahad-Akademie in Lannesdorf, um im Nachgang der Ereignisse vom 5. Mai "vertrauensbildende Gespräche" zu führen. Eine Bürgernähe, die mit zu seinem Erfolg geführt haben dürfte.

Seine Kollegin Renate Hendricks spricht von einer Sensation, und ihre Bonner Genossen jubeln: "Ein historisches Ergebnis. Die Bonner SPD hat bei der Landtagswahl zum ersten Mal beide Wahlkreise in Bonn direkt gewonnen und erstmals in allen Stadtbezirken eine Mehrheit bei den Zweitstimmen." Parteichef Ernesto Harder erklärt: "Die Stimmung in der Bonner SPD ist hervorragend. Renate Hendricks und Felix von Grünberg haben mit ihrer Glaubwürdigkeit überzeugt."

Auch Rolf Beu, der für die Grünen in den Landtag einzieht, hat sich "sehr gefreut über die Unterstützung von allen Seiten und über das zweitbeste Ergebnis in Bonn für seine Partei", das er auch als Zustimmung für seine kommunalpolitische Arbeit werte. Er wolle sich für die weitere und nachhaltige Finanzentlastung für die Städte und Gemeinden, für Atomausstieg, mehr Anreize für den sozialen Wohnungsbau und den Ausbau des NRW-Schienennetzes vor allem im Rheinland einsetzen.

Bonns Grünen-Sprecherin Julia Mayer teilt mit: "Wir freuen uns, dass die Bonner Grünen nun in Bundestag und Landtag vertreten sind. Das stärkt die Position unserer Stadt." Für heute um 19 Uhr laden Beu und seine Parteifreundin Angelica Maria Kappel zur Wahlnachlese ins "Anno" an der Kölnstraße ein.

In schöner Eintracht gratulieren Bonns Bundestagsabgeordnete Katja Dörner (Grüne) und Ulrich Kelber (SPD) den Wahlsiegern Felix von Grünberg, Renate Hendricks, Rolf Beu und auch dem FDP-Kandidaten Joachim Stamp. "Bonn wird gleich mit vier Abgeordneten in Düsseldorf vertreten sein, das ist gut für unsere Stadt", so Dörner und Kelber.

Sie sehen das Ergebnis gar als Signal dafür, "dass auch bei der Bundestagswahl 2013 eine rot-grüne Mehrheit möglich ist". Ihr Versprechen: "Die rot-grüne Landesregierung wird sich mit dem starken Wind im Rücken weiter kraftvoll für die Interessen Bonns in Berlin einsetzen."

Einsetzen will sich auch der frischgebackene FDP-Landtagsabgeordnete Joachim Stamp: "Ich freue mich riesig. Die 15,8 Prozent für die FDP in Bonn sind das beste Zweitstimmenergebnis im ganzen Land." Nach 25 Jahren in der Partei sei das "jetzt eine ganz neue Herausforderung".

Für frischen Wind im Land wollen die Piraten sorgen, wie Bernhard Smolarz versichert. Seine Partei, die den Landtag erstmals enterte, wolle nun erst einmal den Politikbetrieb in Düsseldorf erkunden. "Und natürlich unsere Vorstellung von Transparenz dort hineinbringen."

Keine Stimme mehr im Land haben die Linken. Und deren gescheiterter Kandidat Michael Aggelidis gibt unumwunden zu: "Das ist eine klare Niederlage, da gibt es nichts zu diskutieren." Jetzt müssten erst einmal die Gründe analysiert werden. Das Aus sei das aber nicht. Das sieht sein Bonner Parteifreund Michael Faber genauso: "Ein wenig Hoffnung macht der Umstand, dass wir hier in Bonn erstmals überhaupt über dem Landesdurchschnitt liegen."

Und während die einen noch Ursachenforschung betreiben, machen sich die vier Landtagsabgeordneten aus Bonn bereit für ihre Arbeit in Düsseldorf.

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