Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW Historische Gebäude in Bonn werden saniert

BONN · Etliche Sanierungsarbeiten an historischen Gebäuden, die dem Land gehören, stehen für das nächste Jahr an. Die Niederlassung Köln des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW hat nicht nur mit dem Alten Zoll zu tun. Die gute Nachricht von BLB-Sprecher Frank Buch: "Die Finanzierung ist klar, und wir werden alle Arbeiten durchführen."

Alter Zoll: Und noch eine gute Nachricht für die Besucher, die gerne das Rheinpanorama vom Alten Zoll aus genießen wollen: Die Aussichtsplattform wird, anders als zunächst angekündigt, doch für die Öffentlichkeit offen bleiben. "Wir hatten zunächst die Befürchtung, dass die Platten oben an dem Mäuerchen lose sein könnten, doch das hat sich nicht bewahrheitet", sagte Karl-Heinz Müller, Objektmanager beim BLB. In Absprache mit dem Statiker müsse die Plattform deshalb nicht abgesperrt werden. Auch später in der Sanierungsphase werde der Platz nur abschnittsweise gesperrt.

Die Sanierungsarbeiten sollen im Frühjahr starten, denn der Spezialmörtel, mit dem die Auswaschungen im Gemäuer ausgebessert werden sollen, kann nur bei einer Mindesttemperatur von zehn Grad Celsius verarbeitet werden. Für die Wintermonate ist in diesen Tagen eine optisch auffällige Sicherung angebracht worden. Der Alte Zoll ist in ein "engmaschiges, weißes Gewebe" eingepackt, um mögliche abfallende Steine aufzufangen.

Auf diese Schutzeinrichtung haben sich der BLB, Fachingenieure und die Denkmalschutzbehörde geeinigt. "Die Entscheidung zu diesem Gewebe beruht unter anderem auf statischen Anforderungen und stellt neben den Sicherheitsanforderungen auch die wirtschaftlichste Variante dar", so Buch. "Der Vorteil dieses Netzes liegt unter anderem darin, dass es abfallende Steine auffangen und es darüber hinaus später als Staubschutz während der Instandsetzungsphase genutzt werden kann." Die Kosten dieser Sicherungseinrichtung belaufen sich auf 20.000 bis 30.000 Euro.

Der schlechte Zustand des Mauerwerks war bei einer Routinebegehung aufgefallen. Daraufhin war als erste Maßnahme der Efeu entfernt worden. "Der Efeu hat mit dazu beigetragen, dass die Fugen so in Mitleidenschaft gezogen wurden", sagt Müller. Bei der Sanierung der bis zu 16 Meter hohen Mauer werden die Steine gleichzeitig gereinigt. Die Kosten für die Gesamtmaßnahme lässt sich laut Buch zurzeit noch nicht benennen. Die beiden Kanonen, die übrigens im Eigentum der Stadt Bonn sind, sind zurzeit deswegen weg, weil sie bei einem Stellmacher in Kommern überarbeitet werden.

Historisches Seminar: Das ehemalige Dienstgebäude des Oberbergamtes Bonn an der Konviktstraße 11 ist ein richtiges Sorgenkind: Die nach dem Krieg in Stand gesetzte Fassade muss komplett saniert werden. "Da haben wir massive Schäden festgestellt", so Müller. Einzelne Steine drohen bereits abzufallen. 1901 bis 1903 erbaut, war das Gebäude im Zweiten Weltkrieg erheblich beschädigt worden. Als es 1950 wieder aufgebaut wurde, hat man "der Not gehorchend am Material gespart", erklärt Müller.

Die ursprünglichen Verblendsteine waren 20 Zentimeter dick, die neuen nur sieben. "Der Unterschied wurde einfach mit einem Batzen Mörtel ausgeglichen. Mit der Zeit drang Feuchtigkeit ein, und die nicht homogene Fassade begann sich zu bewegen." Über den Winter wird die Fassade gesichert und ab Frühjahr in Absprache mit dem Denkmalpfleger saniert. Das Schieferdach muss ebenfalls komplett erneuert, die Fenster überarbeitet werden. Kosten: rund 2,5 Millionen Euro.

Lennés Geburtshaus: Probleme an der Putzfassade gibt es auch gleich gegenüber. Das Geburtshaus des Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné (1789-1866) wird heute vom Personalrat der Universität, den Japanologen und der Gleichstellungsstelle genutzt. "Die Fassade ist durchfeuchtet. Lose Stellen haben wir bereits abgeschlagen. Ein Gutachter prüft zurzeit, wie es weitergehen soll", sagt Müller. Während das Dach in einem guten Zustand sei, müssten die Fenster überarbeitet werden.

Universitäts-Hauptgebäude: Eine böse Überraschung erlebten die Fachleute vom BLB während der Sanierung des Westturms am Unihauptgebäude. Eigentlich sollte die Maßnahme bereits im September abgeschlossen sein. "Wir wollten nur die Fassade etwas ausbessern und den Anstrich aufhübschen", sagt Werner Runden, Projektverantwortlicher beim BLB. Aber dann stellte man fest, dass die Fassade stark beschädigt war. "Der komplette Putz war nicht mehr tragfähig und musste runter", so Thomas Weiler vom Büro Koopmann.

Die weiße Thermofolie ist erst jüngst am Gerüst angebracht worden. "Diese Spezialfolie sorgt dafür, dass es darunter gut fünf Grad wärmer ist als draußen. Anders könnten wir sonst nicht weiterarbeiten", erklärt Weiler. Zurzeit werde die Farbe mit Uni und Denkmalpflege abgestimmt. Die Fenster werden auch noch aufgearbeitet, und die Bleiarbeiten an den Ziergesimsen stehen ebenfalls noch an. Die Sanierungskosten für den Turm sind somit um rund 700.000 Euro auf 2,4 Millionen Euro angestiegen. Wenn das Wetter einigermaßen mitspielt, sollen die Arbeiten im Januar abgeschlossen sein. Dann geht es im Frühjahr weiter mit der Sanierung des Südturms.

Akademisches Kunstmuseum: Der klassizistische Solitärbau am Hofgarten vis à vis des Universitäts-Hauptgebäudes wurde 1823 bis 1830 vom Bonner Universitätsarchitekten Friedrich Waesemann als Anatomisches Institut errichtet. Seit 1872 ist dort unter anderem die Gipsabguss-Sammlung untergebracht. Auffällig ist die Rotunde, die zurzeit ganz eingepackt ist. Bei einer Begehung wurden Mängel an der Fassade und am Dach festgestellt.

"Durch Wassereintritte und sonstige schadensbildende Ereignisse sind Teile des Dachtragwerks, insbesondere am ältesten Gebäudeteil oberhalb der Rotunde, aber auch weiterführend bis in die Querbauten geschädigt und zum Teil nicht mehr hinreichend standsicher", so Buch. Die Schäden an der Dachkonstruktion der Rotunde waren derart gravierend, dass der Bereich sofort gesperrt werden musste.

Als Sofortmaßnahme wurde eine speziell entwickelte Gerüstkonstruktion in das Rotundengebäude eingefügt, um einerseits die Abhangdecke zu stützen und gleichzeitig eine Arbeitsebene zur Beseitigung der Schäden zu schaffen. Voraussichtlich ab März soll die Rotunde wieder nutzbar sein. Die übrigen Teile der Sammlung in Bonns ältestem Museum sind weiterhin geöffnet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort