Hilfe für Waisenkinder in Haiti

Die Gruppe "action five" mit der Godesbergerin Marie-Josée Franz unterstützt eine Schule im Erdbebengebiet

Bad Godesberg. Marie-Josèe Franz lächelt gerne. Doch als das Gespräch auf die furchtbare Erdbebenkatastrophe im Januar in ihrer Heimat Haiti kommt, wird sie sehr ernst. "Ich habe doch viele Verwandte da, meine Mutter, meine Schwester", kommt nach einem Schweigen.

Als sie am Morgen nach dem verheerenden Beben die ersten Fernsehaufnahmen mit dieser beängstigenden riesigen Schuttwolke über Port-au-Prince sah, konnte es die Biologin, die vor 20 Jahren der Liebe wegen nach Deutschland kam, nicht fassen. "Zum Glück ist meiner Familie nichts direkt passiert", sagt Marie-Josée Franz dann.

Das Leid vor Ort sei aber unvorstellbar groß, hört sie, die in ständigem Kontakt mit der Heimat ist, von ihren Leuten. Ihr Engagement in der Kerngruppe der Bonner Hilfsorganisation "action five" ist seither noch mehr angewachsen. Die Bad Godesbergerin ist seit 2008 die Gewährsfrau des Hilfsvereins für das Projekt Slumschule und Waisenhaus in Cap Haitien.

Die Organisation "action five" "action five e.V. Bonn" ist seit 1977 eine gemeinnützige Nicht-Regierungs-Organisation mit ausschließlich ehrenamtlichen Mitarbeitern. "Five" steht für die Idee, symbolisch fünf Prozent von Einkommen oder Zeit für Selbsthilfeprojekte in Entwicklungsregionen einzusetzen. Etwa 100 Spender unterstützen jährlich mit bis zu 40 000 Euro ausgesuchte Projekte etwa in Haiti, Nepal und Namibia. Kontakt über Mail info@action5.de oder im Fall Haiti direkt unter der Rufnummer (02 28) 36 68 91 oder per E-Mail an MJFranz@t-online.de."Das liegt im Norden Haitis, der vom Erdbeben nicht so betroffen ist", erklärt Marie-Josée Franz. Sie kennt sich in der 2001 von der katholischen Laienorganisation "Notre Dame de la Médaille Miraculeuse" (CLCH) und der amerikanischen Hilfsorganisation "Food for the Poor" gebauten Schule für derzeit 400 Slumkinder der Umgebung bestens aus.

Ihre ältere Schwester Claudette Leconte ist Gründerin der CLCH. Seit 2007 hat Leconte vor Ort auch ein Heim für derzeit 32 besonders gefährdete Kinder und Waisen angeschlossen. "Beides ist für Familien gedacht, die am Rande der Gesellschaft leben und sonst keinen Zugang zu Schulbildung haben", erklärt die jüngere Schwester in Deutschland.

Seit 2009 ist der Bonner Verein "action five" in die Förderung von Schule und Heim eingestiegen. Jetzt kommen auf beide von der Katastrophe verschonten Einrichtungen Flüchtlingskinder aus den südlicher gelegenen Erdbebengebieten zu. "Das Heim und die Schule haben 45 durch das Beben obdachlosen Kindern aus Port-au-Prince direkte Aufnahme versprochen", berichtet Marie-Josée Franz.

So könne nach der lebenswichtigen Nothilfe in den ersten Wochen nach der Katastrophe nun punktuell hier Aufbauhilfe beginnen. "Jetzt kommt der Zeitpunkt für den Wiederaufbau. Jetzt müssen die Projekte nachhaltiger Hilfe ansetzen", argumentiert Franz temperamentvoll dafür, dass das Leid der Überlebenden in Haiti nicht wieder in Vergessenheit gerät.

In den kommenden Jahren sei so viel Arbeit zu bewältigen, dass sich weltweit viele Menschen mit engagieren müssten. Der weitere Ausbau der Slumschule und des Waisenheims sei dabei eben ein kleines Projekt. Wer helfen wolle, könne für 500 Euro jährlich die Patenschaft für ein elternloses Kind im Heim übernehmen.

Wer einem Slumkind die Schulbildung ermöglichen wolle, brauche jährlich nur 150 Euro zahlen. Und auch jede Einzelspende sei gerade in der jetzigen verzweifelten Lage Haitis sehr willkommen. "Es ist so viel an der Infrastruktur zu tun, also auch am Aufbau von Toiletten, einer Kantine für die Kinder und erst einmal, erschrecken Sie bitte nicht, am Bau einer Mauer um die Gebäude."

Marie-Josée Franz schaut wieder ernst. Die Anlage vor Ort sei bislang zwar noch sehr rudimentär, also in aller einfachstem Zustand, obwohl man sehr gute schulische und erzieherische Arbeit leiste. Und trotzdem locke sie in der jetzigen Lage verzweifelt plündernde Gruppen an.

Die Schule für die Slumkinder sei kostenlos, da die Eltern dieser Kindern zu arm sind, Schulgeld zu bezahlen. Sie müsse geschützt werden. Man sei daher wie beim Waisenhaus auf Spenden angewiesen, um nun auch den 45 kommenden Flüchtlingskindern aus dem Epizentrum des Erdbebens eine Zukunft zu bieten.

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