Diamorphinambulanz in Bonn Heroinabhängigen eine Perspektive bieten

Bei ihrem Besuch findet Mechthild Dyckmans lobende Worte für die Arbeit der Bonner Diamorphinambulanz. Um den Start ähnlicher Einrichtungen in anderen Städten zu fördern, denkt die Bundesdrogenbeauftragte eine übergangsweise Anpassung der strengen Anforderungen an.

 Im Gespräch: (von links) Sozialdezernentin Angelika Maria Wahrheit, Caritasdirektor Jean-Pierre Schneider und die Bundesdrogenbeauftragte Mechthild Dyckmans.

Im Gespräch: (von links) Sozialdezernentin Angelika Maria Wahrheit, Caritasdirektor Jean-Pierre Schneider und die Bundesdrogenbeauftragte Mechthild Dyckmans.

Foto: Frommann

Das bereits zehnte Jahr ihres Bestehens begeht die Bonner Diamorphinambulanz in diesen Tagen. Im Rahmen einer klinischen Studienreihe hatte sie erheblichen Anteil daran, dass Diamorphin - ein synthetisch hergestelltes Heroin - mittlerweile als Medikament zur Behandlung Schwerstheroinabhängiger zugelassen worden ist.

Seit dieser Zulassung zum 1. Januar 2011 ergeben sich für die Beschäftigten der Ambulanz allerdings neue Herausforderungen, die im Verlauf der Studie so nicht absehbar waren. "Unter den neu hinzugekommenen Patienten befinden sich Menschen mit schweren, mehrfachen Nebenerkrankungen", berichtet Dr. Christoph Dilg. Im Vergleich zur Studie bedeute diese einen erheblichen Mehraufwand.

Auch derlei Probleme standen im Mittelpunkt der Gespräche, zu denen Mechthild Dyckmans nach Bonn gereist war. Ziel war ein Erfahrungsaustausch mit Vertretern der Träger der hiesigen Diamorphinambulanz. Am Ende stand die Erkenntnis, dass sich die Arbeit im ersten Jahrzehnt der Ambulanz mehr als nur gelohnt habe.

"Unser Erfolg ist für mich vor allem ein menschlicher", betonte etwa Achim Schaefer, Leiter der Ambulanten Suchthilfe. Doch auch Freunde der nackten Zahlen kommen nicht umhin, diesen Erfolg einzugestehen: Die Zahl der Drogentoten ist gesunken, die suchtbegleitende Kriminalität nimmt ab.

Sozialdezernentin Angelika Maria Wahrheit äußerte den Wunsch, dass andere Kommunen mit ähnlichen Einrichtungen nachzögen. Neben Bonn bestehen deutschlandweit noch sechs weitere Ambulanzen. Ein Start scheitere vielerorts an den strikten Anforderungen, die an derlei Einrichtungen gestellt würden. Zur Überbrückung der Startphasen kündigte Dyckmans an, eine übergangsweise Anpassung dieser Anforderungen im Bundestag anzuregen. Andererseits seien die Hürden für derlei lobenswerte Projekte schlicht zu hoch.

Bei der Therapie Schwerstheroinabhängiger stellt Diamorphin die letzte echte Alternative dar, falls andere Substitutionsbehandlungen, wie etwa die mit Methadon, nicht den gewünschten Effekt erzielen. In Bonn arbeiten gleich mehrere Einrichtungen Hand in Hand am erfolgreichen Verlauf einer solchen Therapie. So erfolgt die Herausgabe des Medikaments durch die Diamorphinambulanz.

Eine interdisziplinäre Behandlung somatischer und psychischer Begleiterkrankungen wird im Universitätsklinikum Bonn vorgenommen, während die psychosoziale Betreuung in den Händen der Ambulanten Suchthilfe - einer Kooperation von Caritas und Diakonie - liegt. In ihrer Summe geben diese Maßnahmen den Schwerstheroinabhängigen neue Perspektiven des Lebens.

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