Haus der Geschichte zeigt Nachlass von Kameramann Borchardt

BONN · Im Haus der Geschichte steht jetzt eine legendäre Arriflex 16-Kamera, einer dieser im Journalistenjargon "alten Mühlen", ohne die die deutsche Fernsehberichterstattung der 1960er Jahre nicht denkbar war. Sie ist die nächsten drei Monate Teil der Ausstellungsreihe "Das aktuelle Objekt", mit der an wichtige Momente auch der deutschen Mediengeschichte erinnert wird.

 Manfred Borchardt ist im Haus der Geschichte eine Ausstellung gewidmet: Die Witwe des Kameramanns, Käthe Borchardt, übergibt mit Rainer Kitz (links) einen Teil des Nachlasses an Dietmar Preißler.

Manfred Borchardt ist im Haus der Geschichte eine Ausstellung gewidmet: Die Witwe des Kameramanns, Käthe Borchardt, übergibt mit Rainer Kitz (links) einen Teil des Nachlasses an Dietmar Preißler.

Foto: Barbara Frommann

Hinter der auf ein Stativ gesetzten Arriflex ist auf einem Foto Einer zu sehen, der genau die "alte Mühle" und andere Kameras jahrzehntelang auf der der Schulter getragen hat: Manfred Borchardt, einer der herausragenden Vertreter der Kameramann-Generation der 1950er und 1960er Jahre.

Auch seine diversen Presseausweise liegen in einer Vitrine im Haus der Geschichte aus, quittegelbe Filmtüten liegen daneben, die der Journalist dann nach den Terminen für den Expressversand in die Redaktionen nutzte, und auch sein Bundesverdienstkreuz an rotem Band.

Zudem sind Fotos mit Borchardt in Aktion neben bedrohlichen Panzern und prominenten Politikern zu sehen. Ob bei der chinesischen Kulturrevolution, im Sechstagekrieg im Nahen Osten, bei den Studentenunruhen in Frankreich, bei allen Staatsbesuchen in Bonner Hauptstadtzeiten, beim Mauerbau in Berlin und sämtlichen Kanzlerwahlen, der 1931 geborene Borchardt war immer dabei, wo Weltgeschichte passierte.

Die Beiträge des Pioniers der Fernsehberichterstattung flimmerten damals noch Schwarz-Weiß auf den Fernsehern der Deutschen. "Damals hatte eine Tagesschau-Berichterstattung ja noch exklusiven Wert. Und da war das Fernsehen längst kein belächeltes Mäusekino mehr", erinnerte Rainer Kitz, Geschäftsführer der Argus Film & Video Produktion, an den 2009 verstorbenen Borchardt, für den er einst als Assistent gearbeitet hatte.

88 Objekte aus dem Nachlass des renommierten Kameramanns übergab Kitz gemeinsam mit der Witwe Käthe Borchardt dem Museum. Darunter auch vertiefende Dokumente wie Tagebücher und Filmmaterial aus Borchardts Ausflügen in den avantgardistischen Kunstfilm und den Industriedokumentarfilm.

Er sei stolz, hiermit weitere aussagekräftige Objekte über die deutsche Mediengeschichte in die Stiftung Haus der Geschichte einfügen zu können, erklärte Dietmar Preißler als Sammlungsdirektor. "Ohnehin habe ich ja den schönsten Job des Hauses, wenn so wertvolle Stücke zu uns kommen."

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