Guido Westerwelle feiert 50. Geburtstag

BONN · Guido Westerwelle wird am Dienstag 50 Jahre alt: Der GA begleitete ihn auf einem Spaziergang zu Stationen seines Lebens in Bonn.

 Besuch im EMA: Marion Dickmeis und ihr inzwischen pensionierter Kollege Helmut Lennarz führten Guido Westerwelle zum Abitur.

Besuch im EMA: Marion Dickmeis und ihr inzwischen pensionierter Kollege Helmut Lennarz führten Guido Westerwelle zum Abitur.

Foto: Barbara Frommann

Guido Westerwelle kennt in Bonn jeder. Der Außenminister hat hier die längste Zeit seiner Kindheit und Jugend sowie seiner bisherigen beruflichen und politischen Laufbahn verbracht. Am Dienstag vor 50 Jahren wurde er in Bad Honnef als erstes gemeinsames Kind des Rechtsanwaltspaars Heinz und Erika Westerwelle geboren. Seine Eltern hatten aus vorherigen Partnerschaften jeweils einen Sohn mit in die Ehe gebracht. Kurz vor seinem 50. Geburtstag hat der FDP-Politiker, begleitet vom General-Anzeiger, Stationen seines Lebens in Bonn besucht.

Die Nordstadt: Westerwelle war noch keine zehn, als seine Eltern sich trennten und der Vater mit ihm und den drei Brüdern in die Heerstraße zog. Im Erdgeschoss befand sich die Kanzlei, darüber wohnte Heinz Westerwelle mit seinen Söhnen Henrik, Stefan, Guido und Kai. Guido Westerwelles Patentante Tini führte den Haushalt in der "Männerwirtschaft." Das Haus ist inzwischen verkauft. "An eine Familie mit mehreren Kindern", sagt der Außenminister. Und freut sich, dass "mein altes Zuhause wieder mit so viel Leben gefüllt ist." Vorbeigehen will er nicht. Das fände er nicht passend.

Die Schule: Sichtlich gerührt ist der Liberale, als Helmut Lennarz (75) ihn im Foyer des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums (EMA) an der Endenicher Allee begrüßt. Der Empfang ist herzlich. Der inzwischen pensionierte Mathe- und Religionslehrer nimmt seinen ehemaligen Schüler freundschaftlich in den Arm und drückt ihn fest. Westerwelle hat 1980 am EMA Abitur gemacht. "Ich habe Ihr Zeugnis rausgesucht. Wollen Sie es mitnehmen?", fragt Schulleiter Uwe Bettscheider - übrigens ein Parteifreund. "Bloß nicht", wehrt Westerwelle lachend ab. "Und sie verraten auf keinen Fall die Note", sagt er mit einem Seitenblick zu seinen Begleitern.

"Also, bei mir in Erdkunde hatten Sie eine eins im Abi", sagt EMA-Lehrerin Marion Dickmeis (60). "Das wusste ich schon gar nicht mehr", sagt der Außenminister sichtlich überrascht. Und gesteht: " Mathe und Chemie waren meine Angstfächer" Das weiß Lennarz noch gut. Auch, dass Westerwelle anfangs ein ziemlich schwieriger Schüler war. Er kam als 15-Jähriger von der Freiherr-vom-Stein-Realschule in die Oberstufe des EMA. "Ich war ein dünnes, pubertierendes Kerlchen mit Pickeln im Gesicht", sagt Westerwelle.

Mit dem Lernen wollte es zunächst nicht so recht klappen. Sein Glück: Lennarz war sein Jahrgangsstufenleiter und mochte den Jungen trotz seiner "eckigen Art". "Er hat dann ein sehr, sehr langes Gespräch mit mir geführt und mir den Ernst des Lebens erklärt. Das hat offenbar gewirkt", erzählt Westerwelle. Heute steht er auf der Liste der prominenten Schüler des EMA, zu denen auch der Bankier Hermann Josef Abs und Matthias Brandt, Schauspieler und Sohn von Altbundeskanzler Willy Brandt zählen. Selbstredend war Westerwelle 2007 der Einladung anlässlich des 125. Schuljubiläums gefolgt und hatte in der Aula einen Vortrag über "Politik als Beruf" gehalten.

Apropos Beruf: Was macht der Politiker Westerwelle, sollte die FDP einmal nicht mehr im Bundestag vertreten sein? "Sie wird!", sagt er bestimmt. Die Partei habe schon mehrere, schlimmere Talfahrten erlebt und sich immer wieder berappelt. "Als ich 1994 Generalsekretär wurde, war doch die Situation eine ähnliche wie heute. Aber, wenn ich nicht mehr als Politiker tätig sein sollte, so habe ich immer meinen Beruf als Rechtsanwalt. Das sage ich auch immer allen jungen Leuten: Verlasst euch nicht auf die Politik, sondern lernt erst einmal einen Beruf."

Das Gericht: Sein Jurastudium hat Westerwelle, der 1980 der FDP beitrat, in Bonn absolviert. Während des Referendariats war er unter anderem auch im Amts- und Landgericht tätig. Viele Menschen, denen er dort begegnete, waren ihm von Kindesbeinen an vertraut. Als Anwalt ging sein Vater dort täglich ein und aus und genoss großen Respekt. Sein Sohn holte ihn oft von der Arbeit ab, das Haus in der Heerstraße war ja nur einen Steinwurf entfernt. Dort, wo heute der Neubau des Landgerichts steht, stand in jenen Tagen das Gefängnis. Westerwelle war seit dem Abriss nie wieder im Gericht und staunt über die Veränderung.

Natürlich lässt er es sich nicht nehmen, den Gerichtssaal im Neubau zu besichtigen, in dem zurzeit der Prozess gegen den WCCB-"Investor" Man-Ki Kim und andere läuft. Immerhin hat Westerwelle maßgeblichen Anteil daran, dass der Bund Bonn noch einmal Millionen für den Weiterbau des Kongresssaales bereitstellen will. Der Minister blickt etwas wehmütig aus dem Fenster und zeigt in Richtung Stadthaus. "Da unten auf der Straße habe ich oft gestanden und den Mandanten meines Vaters hinter Gittern zugewunken", erzählt er. "Grüß Deinen Papa von uns, Guido", riefen sie ihm dann zu.

Die Kirche: Der Vater spielt eine besondere Rolle im Leben Westerwelles. Jetzt ist er 82 und pflegebedürftig. Westerwelle, der mit seinem Lebensgefährten Michael Mronz in Köln wohnt, besucht ihn oft. Glaubt er an Gott? "Ich bin ein gläubiger Mensch", sagt er ohne Zögern. Inzwischen ist er in der Kreuzkirche angekommen. In der evangelischen Stadtkirche wurde er Mitte der 70er Jahre konfirmiert. An den Namen des Pfarrers erinnert er sich nicht mehr.

Kreuzkirchenpfarrer Gerhard Schäfer führt ihn herum. "Ich habe leider auch noch nicht herausfinden können, wer Sie konfirmiert hat", bedauert Schäfer. Vor dem Altar probt gerade ein Chor. "Kommen Sie, singen Sie mit", ruft einer dem Gast zu. "Ich tue Ihnen eher einen Gefallen, wenn ich nicht singe. Ich kann es nämlich nicht", antwortet Westerwelle. Sein letzter Gottesdienstbesuch ist noch nicht lange her. Er führte ihn anlässlich des Deutschlandfestes ebenfalls in die Kreuzkirche. "Ich bin immer noch Gemeindemitglied", berichtet er stolz.

Vor der letzten Station an diesem Tag, dem Macke-Haus ganz in der Nähe, geht es auf den Bonner Weihnachtsmarkt. "Das ist Luxus für mich", sagt er, als er sichtlich mit Genuss in eine Bratwurst beißt. Für den Bummel über den Weihnachtsmarkt hat ein Außenminister normalerweise nicht nur keine Zeit. Er ist auch aus Sicherheitsgründen eigentlich tabu. Als immer mehr Passanten stehen bleiben, ihm freudig die Hand schütteln und Fotos machen wollen, drängen seine Leibwächter zum Aufbruch. Schade. Für Westerwelle, der sich medial oftmals nicht so einer großen Beliebtheit erfreut, muss die ihm entgegengebrachte Freundlichkeit von so vielen Menschen wie Balsam auf der Politikerseele sein.

Die Kunst: Dass sein Herz für Bonn schlägt, merkt man auch im Macke-Haus an der Bornheimer Straße. In der Familie Westerwelle habe Kunst nie eine große Rolle gespielt, sagt der Liberale. Erst durch einen Lehrer an der Realschule fand er Gefallen und ist heute ein großer Kunstliebhaber. Museumsdirektorin Klara Drenker-Nagels freut sich über den besonderen Gast. Schließlich ist es einer Initiative von Westerwelle zu verdanken, dass ihr Museum, einst Wohnhaus des Malers August Macke, im vorigen Jahr Bundesmittel in Höhe von 500.000 Euro für die Sanierung erhalten hat.

Nicht nur die Direktorin, auch die Museumsbesucher, die mit Westerwelle von Etage zu Etage steigen und die Ausstellung bewundern, sind überrascht über den Besuch des Außenministers. Der Bonn-Besuch als Heimspiel: "Die Luft in Berlin ist schon rauer", bekennt er freimütig. Er könne sich gut vorstellen, irgendwann auch wieder seine Zelte in Bonn aufzuschlagen. Jetzt ist er erst einmal auf seiner Lieblingsinsel. Seinen 50. Geburtstag feiert er am Dienstag auf Mallorca mit seinem Lebenspartner Michael Mronz und engen Freunden.

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