Großer Saal der Villa Friede wird Kulturzentrum

Wer baut, der weiß: Manchmal kann's auch etwas länger dauern. Das gilt auch für die Mehlemer Villa Friede, die vor drei Jahren der chinesische Künstler Ren Rong von der Stadt erwarb. Seither arbeitet der Chinese mit deutschem Pass fleißig an seinem "Lebenswerk".

Großer Saal der Villa Friede wird Kulturzentrum
Foto: Ronald Friese

Mehlem. Wer baut, der weiß: Manchmal kann's auch etwas länger dauern. Das gilt auch für die Mehlemer Villa Friede, die vor drei Jahren der chinesische Künstler Ren Rong von der Stadt erwarb. Seither arbeitet der Chinese mit deutschem Pass fleißig an seinem "Lebenswerk".

Komplett saniert und fertig gestellt ist der vordere Teil des Hauses an der Mainzer Straße, wo sich zuletzt eine Gaststätte befand. Im oberen Bereich des Vorderhauses lebt der Künstler mit seiner Frau und den drei Kindern, das Erdgeschoss - so der aktuelle Plan - soll demnächst als Ausstellungsfläche für ein Beleuchtungsunternehmen dienen.

Links neben dem Eingang ins Haus hat Ren Rong noch ein kleines Grundstück hinzu erworben, das er zu einem Skulpturengarten umgestaltet hat - "ein kleines kreatives Refugium", wie er berichtet. Einst stand an dieser Stelle - die alteingesessenen Mehlemer erinnern sich - ein kleiner Kiosk, am Ende der einstigen Straßenbahnhaltestelle.

Kreatives Haus Ren Rong will die Villa als Kunst- und Kulturzentrum öffnen. Er ist für alle Arten von Veranstaltungen offen: Lesungen, Ausstellungen nationaler und internationaler Künstler, Konzerte, Feste.

Ihm schwebt ein lebendiges, kreatives Haus vor, das Anziehungskraft weit über Mehlem hinaus entwickeln soll.Relativ weit vorangeschritten ist der völlige Neubau des Mitteltrakts des Gebäudekomplexes, der diesen Teil mit dem alten Dorfsaal verbindet. Er beherbergte in den 50er Jahren das Mehlemer Kino "Mehli". Zuletzt diente der Saal den Mehlemer Vereinen als Treffpunkt und Veranstaltungssaal. Der dreigeschossige Mitteltrakt wird künftig Atelier, Büro und Wohnung vereinen.

Der Saal ist im Moment vollgestellt mit Baumaterial und künstlerischen Produktionen von Ren Rong. Die wandern allerdings demnächst eine Etage nach oben, wo der Künstler sein künftiges Atelier und Lager unter der Decke des acht Meter hohen Saales platzieren wird. Ein echter Kraftakt war das Einziehen dieser neuen Holzdecke, die, gestützt auf zahlreichen neu errichteten Holzpfeilern, Platz machte für eine neue Etage.

Obwohl die Villa Friede nicht unter Denkmalschutz steht, stimmt Ren Rong zahlreiche bauliche Maßnahmen mit der Unteren Denkmalbehörde ab. Ein besonderer Höhepunkt befindet sich auf dem Dachgeschoss des Mitteltraktes, wo man von einer schmucken Dachterrasse aus einen herrlichen Blick auf den Drachenfels genießen kann.

Gedanken macht sich Ren Rong wegen des leerstehenden Grundstücks zwischen Villa Friede und der ehemaligen jugoslawischen Botschaft in der Schlossallee, das bis heute exterritoriales Gelände ist. Er befürchtet, dass das Grundstück irgendwann bebaut werden könnte und hat deshalb bereits versucht, über das Konsulat Serbiens eine Anfrage zu stellen.

Hintergrund: Ren Rong will dieses Grundstück erwerben, um dort einen Skulpturenpark einzurichten, der öffentlich zugänglich sein soll. Das Grundstück nebst leerstehender Botschaft gehört dem einstigen Vielvölkerstaat auf dem Balkan. Das Problem: Dieser Staat existiert nicht mehr, und so muss mit den Nachfolgestaaten eine Lösung gefunden werden, was aus der einstigen diplomatischen Vertretung samt angrenzendem Grundstück werden soll. Und das kann dauern.

Was Ren Rongs Zeitplan angeht, ist er optimistisch, dass er bis Ende nächsten Jahres den alten Saal fertig gestellt hat und dann als Kunst- und Kulturzentrum eröffnen kann. "Ich will hier in Mehlem eine blühende Kulturszene etablieren", sagt er. Bekannt geworden ist Ren Rong, der schon seit mehr als 25 Jahren in Bonn lebt, für seine "Pflanzenmenschen", die als Motiv in seinen Bildern erscheinen, aber auch als Skulpturen Gestalt annehmen.

Am liebsten würde er einige seiner Skulpturen als eine Art Mehlemer Ortseingangs- und ausgangszeichen am Straßenrand platzieren. Und der Bereich Mainzer Straße zwischen Dreholzstraße und Meckenheimer Straße sollte seiner Meinung nach zur Fußgängerzone umgestaltet werden.

Fazit: Ein Mann mit vielen Ideen und einer Schwäche für Mehlem, der sich sogar vorstellen kann, nach Eröffnung seines Kulturzentrums den Mehlemer Vereinen wieder eine Heimstätte anbieten zu können.

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