Bonner Südstadt Gemeinde Sankt Elisabeth will Glockenschall messen

Bonn · Nachdem sich eine Nachbarin von Sankt Elisabeth über nächtliche Ruhestörung beklagt hatte, will es der Kirchenvorstand der Gemeinde nun genau wissen.

Wann läuten Kirchenglocken so laut, dass die Anwohner sich zurecht gestört fühlen? Nachdem sich eine Nachbarin von Sankt Elisabeth über nächtliche Ruhestörung beklagt hatte ( der GA berichtete), will es der Kirchenvorstand der Gemeinde nun genau wissen.

"Jede halbe Stunde ein Schlag, jede volle Stunde die Stundenzahl. Es ist unerträglich", argumentiert die Anliegerin aus der Goethestraße und verlangt Ruhezeiten zwischen 21.59 und 6.01. Ihre Terrasse sei gut 300 Meter vom Kirchturm entfernt.

Wie Michael Forst vom Kirchenvorstand mitteilt, hat sich die Gemeinde nun bei den Juristen in der Südstadt und dem Erzbistum erkundigt. "In Deutschland ist es unterschiedlich geregelt, wo die Grenzwerte für nächtliches Läuten liegen", sagt Forst.

Die Uhr von Sankt Elisabeth schlägt jede halbe Stunde. Der Kirchenvorstand fand jetzt heraus, dass die Höchstwerte für Bonn nachts bei 40, tagsüber bei 65 Dezibel liegen. "Wir müssen in der Südstadt Frieden haben", sagt Forst. So hat der Kirchenvorstand vor wenigen Tagen beschlossen, auf eigene Kosten ein Gutachten in Auftrag zu geben. So soll festgestellt werden, wie hoch die tatsächliche Lärmbelästigung in den Nächten ist.

Die Nachbarin wurde darüber schriftlich informiert. "Die Gemeinde hat einen freundlichen Brief geschrieben. Bevor sie aber Geld ausgibt, soll jemand selbst vorbeikommen", sagt sie. Ihr gehe es weniger um die Lautstärke als um die Art des Geräuschs: Plötzlich aus dem Nichts schlage ein Gong, "da fällt man aus dem Bett".

Das würde nachts dann auch noch "so schön hallen". Um Mitternacht seien es ganze zwölf Schläge, so die Anwohnerin. Und: "Warum müssen die mir um halb zwölf sagen, dass es halb zwölf ist?" Deshalb sei sie entschlossen, etwas zu unternehmen. Mit Abneigung gegen die Kirche habe das nichts zu tun. Sie sei selbst katholisch.

Der Kirchenvorstand will nun Klarheit und deshalb auch die Lautstärke messen lassen. Denn gerade laufen noch die Renovierungen an der Kirche. So wäre es jetzt am einfachsten, gegebenenfalls irgendetwas am Glockenstuhl zu verändern.

Doch es gibt nicht nur Gegner der Glocken: Laut Forst gibt es mittlerweile Anwohner, die eine Initiative "Pro Läuten" gründen wollen. Ihre Meinung: Das gehöre zum Flair der Südstadt. Die Anwohnerin kann sich dagegen nicht vorstellen, dass sie die Einzige ist, die der Klang von Sankt Elisabeth stört.

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