Kreuzkraut in Bonn Gefahr für Mensch und Tier

BONN · Sie sind überall zu sehen: auf Wiesen, an Straßenrändern und entlang von Autobahnen. Kreuzkräuter wuchern überall. Mit ihren leuchtend goldgelben Blüten, die wie kleine Margariten aussehen, geben sie optisch ein farbenfrohes Bild ab. Aber: Das Gewächs ist hochgiftig und damit sowohl für Tiere als auch für Menschen lebensgefährlich.

 Das giftige Jakobskreuzkraut.

Das giftige Jakobskreuzkraut.

Foto: Landwirtschaftskammer NRW/Dr. Marianne Klug

Die Kreuzkräuter gehörten schon immer zur heimischen Flora - neu ist jedoch die massive Ausbreitung, vor der Helmut Wiedenfeld, akademischer Direktor am Pharmazeutischen Institut der Universität Bonn, eindringlich warnt. Seit fünf Jahren verbreitet sich das Jakobskreuzkraut rasant, seit etwa drei Jahren nimmt auch die Verbreitung des Wasserkreuzkrautes und des schmalblättrigen Kreuzkrautes enorme Ausmaße an, weiß der Experte.

Die Ausbreitung auf Weidenflächen hatte bereits bundesweit dramatische Auswirkungen. So war zunächst in Norddeutschland ein massives Pferdesterben zu beobachten, später konnte ein Kälbersterben in Bayern auf die giftigen Kräuter zurückgeführt werden.

"Das Vieh frisst mittlerweile das Kreuzkraut, denn es hat sich auch auf Weideflächen massiv ausgebreitet", erklärt Wiedenfeld. Auch in Nordrhein-Westfalen sind viele Regionen betroffen. Doch nicht nur Tiere, sondern auch Menschen haben die Einnahme des Kreuzkrautes nicht überlebt.

"Weltweit sind bereits mehr als 10.000 Menschen an einer Vergiftung durch Pflanzen gestorben, die dieselben giftigen Inhaltsstoffe wie die Kreuzkräuter enthalten", berichtet Wiedenfeld. Anfang der 1990er Jahre sind zwei Kinder in Österreich und in der Schweiz gestorben, weil die Mutter das Kreuzkraut mit einer Heilpflanze verwechselt hatte.

Für den Menschen bestehe zudem eine große Gefahr, da die toxischen Stoffe auch in Lebensmittel geraten können. Die rasante Ausbreitung in den vergangenen Jahren bedeutet höhere Gefahr in Lebensmitteln wie Milch und Milchprodukten. Auch Honig ist gefährdet, da die Bienen die Giftstoffe in ihren Honig übertragen.

Doch woher kommt diese extreme Ausbreitung des toxischen Gewächses? Helmut Wiedenfeld sieht eine mögliche Ursache in der veränderten Landwirtschaft: Insbesondere auf Auflassungs- und Brachflächen und auf ökologisch angelegten Feldern sowie an Straßenrändern wuchert das Kreuzkraut.

"Vor etlichen Jahren wurden solche Flächen noch mit hierfür zugelassenen und geeigneten chemischen Mitteln behandelt, wodurch die Ausbreitung der Kreuzkräuter verhindert wurde." Er appelliert an alle Landwirte, ein "vernünftiges Feld-Management" durchzuführen: Dazu müsste aber zunächst das wuchernde Kraut radikal entfernt werden. Gerade auf Mähwiesen sei dies dringend erforderlich, da mit Kreuzkraut belastetes Heu eine große Gefahr darstelle.

In der konventionellen Landwirtschaft kann das außer mit gutem Feld-Management auch mit hierfür zugelassenen Herbiziden erreicht werden - eine Lösung, die für den Biolandbau jedoch nicht infrage kommt. Verschiedene Einrichtungen geben Empfehlungen zum richtigen Umgang mit den Giftpflanzen heraus. So hat sich beispielsweise unter dem Namen "Arbeitskreis Kreuzkraut" ein Verein gegründet, dessen primäres Ziel die intensive Aufklärung ist. Auch die Landwirtschaftskammer bietet Info-Veranstaltungen an.

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