Anti-Atom-Demonstration in Bonn Friedliche Sitzblockade und Kundgebung gegen Kernkraft

Rund 7 000 Menschen haben am Samstag friedlich gegen Atomenergie und für den Ausstieg aus der Kernkraft demonstriert. Polizei und Veranstalter sind mit dem Verlauf zufrieden.

 Beethoven im Rücken: Atomkraft-Gegner bei der Abschlusskundgebung auf dem Münsterplatz.

Beethoven im Rücken: Atomkraft-Gegner bei der Abschlusskundgebung auf dem Münsterplatz.

Foto: Barbara Frommann

Bonn. Rund 7 000 Menschen haben am Samstag friedlich gegen Atomenergie und für den Ausstieg aus der Kernkraft demonstriert. Polizei und Veranstalter - das Bündnis AntiAtom Bonn sowie das Netzwerk Friedenskooperative - sind nach der Abschlusskundgebung zufrieden mit dem Verlauf.

Bis auf Verkehrsbehinderungen durch Straßensperrungen und Verspätungen bei Bus und Bahn hat es keine Störungen gegeben. "Polizeilich gab es keinerlei Probleme", zieht Einsatzleiter Tom Book Bilanz. Tim Petzold vom Veranstalter spricht von einer beeindruckenden Demo, auch wenn die Zahl der erwarteten 10 000 Menschen nicht erreicht worden ist. "Die Bonner haben vehement gegen Atomkraft protestiert. Das haben wir uns gewünscht."

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Ein deutliches Zeichen"Der Protest ist gelb an diesem Tag. Schon am Morgen wehen am Geländer der Kennedybrücke zahlreiche gelbe Fahnen mit der Aufschrift "Atomkraft? Nein danke" und der aufgedruckten roten Sonne im Wind. Noch sind kaum Demonstranten unterwegs. Auch an den drei Sammelorten am Bahnhof Beuel, auf dem Kaiserplatz und vor dem Bundesumweltministerium ist es ruhig.Um 10 Uhr sind auf dem Robert-Schumann-Platz mehr Polizisten in Mannschaftswagen vorgefahren als Demonstranten. Eine kleine Gruppe der Grünen baut einen Stand auf. Nach und nach treffen sich Fahrradfahrer auf dem Platz. Später starten rund 200 und ein paar Traktoren zum Konvoi.

11.30 Uhr am Bahnhof in Beuel. Laute Musik dröhnt vom Band, insgesamt 300 Demonstranten rufen im Stakkato "abschalten, abschalten". Immer mehr gelbe Fahnen werden ausgerollt. Auf dem Kaiserplatz wird es am frühen Mittag eng. Junge und ältere Menschen strömen zur Auftaktkundgebung. Mit Transparenten wie "Atomkraft: Schluss!" oder "Deutschland ist erneuerbar" und Trillerpfeifen. Natürlich gelben.

"Es ist fünf vor zwölf", sagt ein Student (25) - und meint damit nicht nur die aktuelle Uhrzeit. "Der Ausstieg muss dringend kommen." Während die Demonstranten sich langsam in Richtung Kennedybrücke zu einer Zwischenkundgebung aufmachen und ihr Anliegen den Bonnern auf dem Weg lautstark mitteilen, erklingt Klaviermusik. Mitten auf dem Marktplatz sitzt ein Musiker am Flügel und unterhält die Passanten.

12.35 Uhr: Blaulicht auf beiden Seiten der Kennedybrücke. Die Polizei begleitet die Demonstranten zu ihrer Aktion "Wir blockieren Eure Brückentechnologie". In wenigen Minuten ist die Brücke in der Hand der Anti-Atom-Bewegung. Für etwa eine Stunde überquert kein Auto, keine Bahn den Rhein. Mehrere tausend Menschen - vom Baby im Kinderwagen bis zu 60, 70-Jährigen in gelben, mit Anti-Atom-Slogans beklebten T-Shirts - gehen von beiden Seiten aufeinander zu.

Dann auf Kommando eine Sitzblockade. "Abschalten, abschalten!" Die Rufe werden lauter. Ein Ordner mit Megafon hat es nicht einfach, den Demonstranten zuzurufen, sie mögen die Fahrspur Richtung Bonn für Rettungswagen freihalten. Doch zum Glück muss kein Hilfsfahrzeug zu dieser Zeit die Brücke überqueren. In Sprechchören fordern die Menschen den Ausstieg aus der Atomenergie, singen Anti-AKW-Lieder oder machen es sich einfach mitten auf den Gleisen bequem. Einige unter gelben Regenschirmen, die sie als Sonnenschutz nutzen.

Die Verkehrsbehinderungen in der City halten sich in Grenzen. Auch auf Bonner Seite am Rhein, als die rund 200 Fahrradfahrer vom Umweltministerium kommend während der Blockade oben unterhalb der Kennedybrücke zur Abschlusskundgebung rollen. Polizei-Einsatzleiter Tom Book glaubt, "dass sich Autofahrer rechtzeitig auf die Situation eingestellt und an unsere Empfehlungen gehalten haben".

14 Uhr: Auf den Münsterplatz sind deutlich weniger Demonstranten zur Abschlusskundgebung gekommen, als zuvor noch auf der Brücke waren. Tomoyuki Takada, ein seit 25 Jahren in Deutschland lebender Japaner, gibt für eine Video-Botschaft ins Heimatland den Bonnern Sprachunterricht. "Yame-Yoo Genpats'" (Hört auf mit Atomkraft) und "Akahn Genpats'" (Es geht nicht mit Atomkraft) rufen die Atomkraftgegner.

Takada, der vor kurzem im Japan war, mahnt: "Lasst Euch in Deutschland auf keine Kompromisse mehr ein. Atom zerstört unsere Seele. Ich habe das in Japan erlebt. Ich will nicht, dass so etwa noch mal passiert." Die Menschen auf dem Münsterplatz applaudieren und schwenken die gelben "Atomkraft? Nein danke"-Fahnen. Auch beim Abschluss mit "musikalischem Aufruhr" der Rockgruppe Brings.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort