Kim Adam im Interview "Frankenbad funktional und wirtschaftlich kaum noch betreibbar"

BONN · Viel Diskussionsstoff bietet das Gutachten von Kim Adam zu den Bonner Bädern. Im Interview bezieht die Gutachterin noch einmal klar Stellung zur aktuellen Situation und begründet, wieso sie sie als mangelhaft bewertet.

Können Sie den Bonner Bädern eine Gesamtnote geben?
Kim Adam: In der Gesamtschau und im Wortsinn können die Bonner Bäder nur als mangelhaft bewertet werden.

Hat Bonn zu viele Bäder?
Adam: Ja, in Bonn besteht ein Überangebot an Bädern.

Inwiefern geht das Bäderangebot am Bedarf und der Nachfrage vorbei?
Adam: Das heutige Hallenbadangebot richtet sich ausschließlich an Sportschwimmer. Ansprechende Angebote für zum Beispiel Familien, Kinder, Jugendliche oder entspannungs- und gesundheitsorientierte Nachfragegruppen existieren nicht. Dies spiegeln auch die geringen Individualbesuche wider. Hinzu kommt der auch für die Gäste sichtbare Sanierungsstau.

"Alles, was Spaß macht, ist verboten." Was meinen Sie damit genau?
Adam: Die Aussage bezieht sich auf den Betrieb der Bäder und die derzeit nahezu nicht vorhandene Möglichkeit, zusätzliche Einnahmen zu erwirtschaften (zum Beispiel durch Gastronomie, Verkäufe, verstärkte Kursangebote) und so das Defizit zu verringern.

Das Frankenbad ist denkmalgeschützt und die wichtigste Oase in der Nordstadt: Sind Schließungspläne in dem Fall überhaupt realistisch?
Adam: Aus gutachterlicher Sicht ist das Frankenbad ein funktional und wirtschaftlich kaum noch betreibbares Bad. Zudem verfügt es über ein identisches Versorgungsgebiet wie die Schwimmhalle im Sportpark Nord. Wir empfehlen die Schließung auch vor dem Hintergrund des unverträglich hohen Sanierungsstaus und halten sie dann für realistisch, wenn eine sachliche und keine emotionale Diskussion aller Fakten erfolgt. In diesem Kontext muss auch eine städtebaulich ansprechende Lösung im Sinne einer Treffpunktfunktion entwickelt werden.

Glauben Sie aus Ihrer Erfahrung heraus, dass man für das Kurfürstenbad einen privaten Betreiber finden könnte?
Adam: Aus unserer Erfahrung heraus wird es kaum möglich sein, einen privaten Investor für das Kurfürstenbad zu finden. Auch hier bestehen zudem funktionale Schwächen sowie ein sehr hoher Investitionsbedarf.

Was meinen Sie mit Preisanpassung? Wie hoch sollte der Eintrittspreis für die Bonner Bäder sein?
Adam: Bei den Preisanpassungen handelt es sich lediglich um im Zeitablauf ohnehin notwendige Erhöhungen um bis zu 20 Cent, unter anderem um die stark gestiegenen Energiekosten zumindest im Ansatz abzufangen. Wirklich marktgerechte (und eigentlich notwendige) Preiserhöhungen sind erfahrungsgemäß nicht durchsetzbar. Der Neubau muss in Bezug auf das Schwimmangebot der Preisstruktur der Bonner Bäder angepasst werden.

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