Kommentar Festspielhaus und WCCB - Wille und Weg

Mag an Zufall glauben, wer will. Heute beginnt der Prozess gegen zwei für das WCCB-Projekt zentrale Mitarbeiter der Stadt Bonn, und heute liegt der Businessplan für das geplante Festspielhaus auf dem Tisch. Zwei gute Nachrichten?

Jedenfalls zwei Nachrichten, die die kommunale Tagesordnung der kommenden Monate bestimmen werden. Im ersten Fall geht es um die strafrechtliche Ahndung der Vorgänge, die dazu geführt haben, dass eines der Bonner Leuchtturmprojekte immer noch nicht leuchtet. Und man darf so viel Zutrauen in den Rechtsstaat haben, dass dort nach Recht und Gesetz entschieden wird.

Und im zweiten Fall - beim Festspielhaus, dem anderen Bonner Leuchtturmprojekt - geht es darum, dass sich eine Pleite wie beim Kongresszentrum nicht wiederholt. Anders gesagt: Ohne das WCCB-Desaster hätten es die Festspielhausfreunde viel viel leichter. Denn ganz gleich, wie die Strafverfahren ausgehen: Sie bringen die verlorengegangenen Millionen an Steuergeldern nicht zurück. Die Belastungen aus dem WCCB haben den ohnehin geringen Spielraum im städtischen Haushalt der einstigen Bundeshauptstadt geradezu eingeschnürt.

Und dennoch: Es geht in beiden Fällen um die Zukunft dieser Stadt, die sich lange, viel zu lange daran gewöhnt hatte, ihre Strukturprobleme mit Bundeshilfe wenn nicht gelöst, so doch gemildert zu bekommen. Es geht um die Zukunft einer Stadt, die in der Bundesrepublik immer noch einen ganz eigenen Ruf hat.

Deshalb war es eine zukunftsweisende Idee derselben Stadtführung, die für die WCCB-Pleite verantwortlich ist, dass sie der Stadt am Rhein mehr Internationalität als Rezept für die Zeit nach Bundes-Bonn verschrieb. Voraussetzung dafür war und ist ein (funktionierendes) Kongresszentrum, das es in diesem Jahr hoffentlich endlich geben wird. Und dann wird es - Vorgeschichte hin, Vorgeschichte her - ein Pfund sein, mit dem die Stadt wuchern kann. Und ein Projekt, für das die Bürger eines Tages so dankbar sein werden wie für die Rheinaue, wie für den Posttower - kurzum wie für alles, was dieser Stadt Profil gegeben hat.

Die Zukunft der Bundesstadt Bonn darf nicht den Bedenkenträgern gehören, die allüberall gern bereitstehen, mutige Großprojekte kleinzureden. Davon gibt es auch in Bonn schon viel zu viele - man denke nur an verhinderte Verkehrsprojekte wie die Tieferlegung der Bahn. Welche Stadt dieser Größenordnung in Deutschland hat für ein zentrales Projekt ihrer Entwicklung Millionenzusagen von privaten und öffentlichen Finanziers auf dem Tisch liegen? Keine.

Und deshalb gilt auch für das Festspielhaus: Es braucht Mut zur politischen Führung und zur - mitunter harten - Entscheidung, es braucht überzeugende inhaltliche Konzepte, nicht nur belastbare Zahlen. Ehe es wirklich zu spät ist. Eine derartige Zukunftschance bekommt Bonn so schnell nicht wieder.

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