Vorschlag der Stadt Eltern sollen künftig für Ferienbetreuung zahlen

BONN · Die Betreuung an den offenen Ganztagsschulen (OGS) brennt vielen Eltern auf den Nägeln. Denn die freien OGS-Träger haben angekündigt, das Angebot nicht mehr in dem Maße wie bisher aufrechterhalten zu können, falls der freiwillige städtische Zuschuss nicht um 317 Euro pro Kind und Jahr angehoben wird.

 Am 17. Januar demonstrierten 2000 Eltern und Kinder in der Bonner City.

Am 17. Januar demonstrierten 2000 Eltern und Kinder in der Bonner City.

Foto: Barbara Frommann

Die Stadtspitze hat dagegen vor dem Hintergrund der Haushaltsmisere eine Kürzung ihres OGS-Anteils von derzeit 460 Euro pro Platz und Jahr um 110 Euro vorgeschlagen.

In einer Sondersitzung beraten am Dienstag Schul- und Jugendausschuss gemeinsam über Eckpunkte für eine Neuausrichtung der OGS, was die Eltern begrüßen. Doch es bahnt sich neuer Ärger an.

Es geht um die von der Verwaltung vorgeschlagene Übergangsregelung für das Schuljahr 2015/16, die so lange gelten soll, bis ein neues OGS-Konzept auf dem Tisch liegt. Demnach soll der bisherige Gesamtzuschuss (siehe Infokasten) von bisher 2115 zwar auf 2160 Euro pro Platz und Jahr steigen, dafür soll aber die Betreuungszeit täglich um eine halbe Stunde reduziert werden. Außerdem sollen Eltern für die Ferienbetreuung zahlen.

Zur Finanzierung eines sogenannten Basisangebots in der Übergangszeit legt die Verwaltung zwei Varianten vor: In Variante A würde die Stadt ihren bisherigen Zuschuss wie geplant um 110 Euro kürzen und den Elternbeitrag um 52,50 Euro erhöhen. Bei Variante B würde sie den städtischen Anteil um 50 Euro kürzen und auf eine Elternbeitragserhöhung vorerst verzichten. In beiden Fällen sollen die Eltern aber bei der Ferienbetreuung zur Kasse gebeten werden. Die Rede ist von bis zu 100 Euro extra ab der vierten Ferienwoche. Bisher waren sechs Wochen Ferienbetreuung inbegriffen.

"Das ist für viele Familien eine Katastrophe", kritisierte gestern der Sprecher der OGS-Elternräte, Igor Thom, den Vorschlag und kündigte für heute eine Demonstration vor der Sitzung im Stadthaus (ab 18 Uhr) an. Denn wenn der Vorschlag für die Übergangszeit zum Tragen komme, falle aus Sicht der Eltern die sinnvolle Verzahnung von Schule und Nachmittagsbetreuung durch die OGS-Träger flach. Hintergrund: Bisher beginnt die Betreuungszeit der Kinder durch den OGS-Träger um 11.30 Uhr. Künftig soll sie erst um 12 Uhr beginnen. Andernfalls müsste am Nachmittag eine halbe Stunde abgezogen werden, was Thom zufolge überhaupt nicht im Interesse der Väter und Mütter sein könne.

Auf ihrer Seite haben die Eltern die Linksfraktion. "Das ist eine drastische Angebotsverschlechterung bei gleichzeitig deutlichem Anstieg der finanziellen Belastung für die Eltern", beklagte ihr schulpolitischer Sprecher Anatol Koch. Wie die Jamaika-Koalition zu den Vorschlägen steht, war gestern nicht zu erfahren.

Die OGS

Zurzeit haben gut 60 Prozent der Grundschulkinder in Bonn einen OGS-Platz. Dafür steht bisher pro Kind und Jahr eine Summe von 2115 Euro zur Verfügung, die sich aus Zuschüssen der Stadt (460 Euro), des Landes (935) und den nach Einkommen gestaffelten Elternbeiträgen in Höhe von maximal 150 Euro pro Monat zusammensetzt. Die OGS-Träger pochen vor dem Hintergrund der stetig steigenden Personalkosten auf eine Erhöhung der Stadtzuschüsse um 317 Euro. Das Land hat eine Dynamisierung seines Anteils um 1,5 Prozent zugesagt.

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