Einkaufszentrum in Viktoriakarree: Investor setzt Fuß in die Tür

BONN · Schlüsselgrundstück für Einkaufszentrum im Viktoriakarree gekauft. Die Stadt plant allerdings eine europaweite Ausschreibung des Viktoriakarree-Projektes, bei der sich weitere Interessenten melden dürften. Politiker unentschlossen.

Die Neuigkeit, die Reimund Sigel am Donnerstagabend im städtischen Wirtschaftsausschuss verkündete, dürfte manchen Politiker überrascht haben. Seine Firma habe eine Schlüsselimmobilie im Viktoriakarree gekauft, sagte der Geschäftsführer der Signa Development Deutschland GmbH. Dies sei ein Beleg für die Ernsthaftigkeit seines Projektes.

Gemeint ist das 1253 Quadratmeter große "Dahm-Grundstück" an der Ecke Stockenstraße und Rathausgasse. Hier plant Signa nach dem Abriss der Bestandsgebäude den Zugang zu einem neuen Einkaufszentrum mit rund 20 000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Im fünften Stockwerk des massigen Gebäudes sieht der Investor Flächen für die philologische Uni-Bibliothek vor.

Um das Projekt zu verwirklichen, müsste Signa neben den städtischen Arealen im Viktoriakarree (rund 5300 Quadratmeter) weitere Privatgrundstücke aufkaufen. Sigel hat eine klassische Shopping-Mall im Sinn, mit drei großen Ankermietern (Elektrofachmarkt, Mode, Nahversorger) und kleineren Geschäften.

Dass die Innenstadt mehr Einzelhandel verträgt, das besagt eine Analyse im Signa-Auftrag. "Im Vergleich zu anderen großen Städten hat Bonn deutlichen Ausbaubedarf", erklärte Birgitt Wachs von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung. Der Innenstadt fehlten vor allem große Verkaufsflächen. Bei den Sortimenten sieht die Expertin Lücken bei "gehobenen Markenshops", internationalen Anbietern, Lebensmitteln und Elektronikmärkten. Das Viktoriakarree sei zwar nicht an die Hauptlauflagen der City angebunden, aber über die Stockenstraße "integrierbar".

Stadt plant eine europaweite Ausschreibung des Viktoriakarree-Projektes

Dass Signa sich das Dahm-Grundstück gesichert hat, ist allerdings keine Vorentscheidung. Die Stadt plant eine europaweite Ausschreibung des Viktoriakarree-Projektes, bei der sich weitere Interessenten melden dürften. Ein Konkurrenzangebot gibt es bereits: Auch der Projektentwickler Development Partner präsentierte seine Pläne im Ausschuss.

Anders als Signa wollen die Düsseldorfer kein Einkaufszentrum bauen, sondern mehrere Gebäude errichten, in denen die Bibliothek, das Stadtmuseum, die Gedenkstätte für die Bonner Opfer des Nationalsozialismus, ein kleines Wellnessbad, Gastronomie und Einzelhandel im kleineren Maßstab unterkommen sollen (siehe Grafik). Der Innenhof würde unbebaut bleiben und begrünt werden. "Unser Ankermieter ist die Universität", brachte Development-Vorstand Winfried Siebers den Unterschied beider Konzepte auf den Punkt.

Die Meinungen im Ausschuss zu beiden Varianten gingen weit auseinander. Während etwa Jürgen Repschläger (Linkspartei) das Einkaufszentrum skeptisch sah, signalisierte der Ausschussvorsitzende Guido Déus (CDU) Sympathie für die Signa-Planung. Wichtig sei aber, dass neue Einzelhandels-Anbieter in die Innenstadt geholt würden, schränkte Birgitta Jackel (ebenfalls CDU) ein: "Wir brauchen keine Kopie bestehender Angebote."

Stadtbaurat Werner Wingenfeld empfahl, das Viktoriakarree so bald wie möglich auszuschreiben. Vorher müssten Ausschüsse und Rat sich allerdings für einen Nutzungsschwerpunkt entscheiden. Wingenfeld kündigte eine Beschlussvorlage für Ende Februar an. Auch er sieht Bedarf für weitere Verkaufsflächen in der Innenstadt. Die Tendenz der Verwaltung sei, eine Konzentration auf Einzelhandel zu empfehlen. Bedingung sei eine Qualitätssteigerung durch das neue Viktoriakarree.

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