Eine Million Stunden fürs Rheinviertel

Lokale Studie zum Ehrenamt zeigt: Doppelt so viele Menschen wie bisher wollen helfen.

Eine Million Stunden fürs Rheinviertel
Foto: Ronald Friese

Bad Godesberg. Schon jetzt sind 1 200 Ehrenamtliche in der Bürgerstiftung Rheinviertel im Einsatz. Bald könnten es doppelt so viele sein: Denn das Potenzial der freiwilligen Helfer im Rheinviertel ist riesig - wie die Stiftung jetzt über eine professionelle Umfrage herausgefunden hat.

500 der rund 18 000 Rheinviertel-Bewohner wurden befragt, ob sie sich ein freiwilliges Engagement vorstellen können, und unter welchen Umständen. Die Resultate wurden auf das ganze Viertel hochgerechnet. Das Ergebnis: Etwa eine Million Stunden pro Jahr wären die Rheinviertel-Bürger bereit, freiwillige Aufgaben zu übernehmen. Das wären doppelt so viele Stunden, wie bisher von Ehrenamtlichen geleistet werden. Die Umfrage wurde im Auftrag des Generali Zukunftsfonds durchgeführt, der die Ergebnisse der Bürgerstiftung zur Verfügung stellt und sie auch für seine Forschung nutzen will.

Für Wolfgang Picken, Vorsitzender der Bürgerstiftung Rheinviertel, ist das Ergebnis ein großer Erfolg und zugleich eine große Aufgabe: "Jetzt geht es darum, dieses Potenzial zu nutzen." Die Ergebnisse im Detail: Viele Bürger möchten sich zwei bis fünf Stunden pro Woche engagieren. Dabei spiele das Themenfeld eine untergeordnete Rolle, sagt der Rheinviertel-Pfarrer Picken. Wichtiger seien die Umstände: "Viele wünschen sich eine zeitlich befristete Projektarbeit, bei der sie aktiv ihr Wissen und Können einbringen. Sie möchten sich nicht von Anfang an langfristig für eine einzige Sache engagieren." Außerdem sei es den Bürgern wichtig, dass sie vor Ort helfen, sich kennenlernen und über neue Medien vernetzt sind. Ein besonderes Augenmerk habe die Studie auf über 50-Jährige gelegt. Die meisten Bürger dieser Generation seien fit und gesund und die Kinder seien aus dem Haus, so Picken.

Um den Ansprüchen gerecht zu werden hat die Bürgerstiftung jetzt eine Ehrenamtskoordinatorin eingestellt - eine alleinerziehende Mutter aus dem Rheinviertel, die sich bereits vorher in Projekten freiwillig engagiert hat. Über ein ebenfalls neues IT-System werden die Freiwilligen koordiniert. Picken nennt ein konkretes Beispiel: Wenn ein Kindergarten eine sehr knappe Summe für eine Außengestaltung habe, werde über das IT-System abgefragt, welche Freiwilligen in diesem Bereich Interesse haben. In einer Projektgruppe könne dann mit dem Kindergarten die Außengestaltung geplant und umgesetzt werden.

Der Vorsitzende denkt, dass dieses Modell längst nicht nur im Rheinviertel funktionieren könnte - auch wenn gerade dort sehr viele gut situierte und exzellent ausgebildete Menschen leben. "Jedes Viertel hat zwar eigene Rahmenbedingungen. Aber ich bin überzeugt, dass dies auch in jedem anderen Viertel möglich ist."

Mit einem gesonderten Brief will die Stiftung im Spätsommer an alle Rheinviertel-Bürger herantreten und konkret nachfragen, ob sie Interesse an einem freiwilligen Engagement haben. Dann wird sich zeigen, wie viele ihr bekundetes Interesse in die Tat umsetzen werden.

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