Eine Insel der Fußballverrücktheit

Weinkönigin Verena Zimmer spielt beim 1. FC Hardtberg - und drückt mit ihrer Familie den WM-Frauen die Daumen. Rund um das Haus der Familie wehen 14 Deutschland-Fahnen, die pünktlich zur Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft aufgehängt wurden.

 Deutschland vor, noch ein Tor: Wolfgang (von links), Verena und Waltraud Zimmer sowie Nachbar Alfred Ziegler sind im WM-Fieber.

Deutschland vor, noch ein Tor: Wolfgang (von links), Verena und Waltraud Zimmer sowie Nachbar Alfred Ziegler sind im WM-Fieber.

Foto: Roland Kohls

Medinghoven. Im Wohnzimmer der Zimmers steht eine Kiste mit schwarz-rot-goldenen Plüschhüten, Vuvuzelas und anderen Fußballfan-Utensilien, bewacht von einem lebensgroßen Sebastian-Schweinsteiger aus Pappe. Es ist nicht zu übersehen: Familie Zimmer ist im Fußballfieber - und damit natürlich auch Tochter Verena, Spielerin beim 1. FC Hardtberg und Duisdorfer Weinkönigin.

Rund um das Haus der Familie wehen 14 Deutschland-Fahnen, die pünktlich zur Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft aufgehängt wurden, einige davon haben sie von WM-Spielen der Herren 2006. "Für Frauen-WM-Spiele mit deutscher Beteiligung haben wir keine Karten mehr bekommen", bedauert die 22-Jährige.

Info Alle Infos rund um die WM in unserem SpecialDie Familie ist absolut fußballverrückt. Mutter Waltraud und Tochter Verena jubeln für Bayer Leverkusen, Vater Wolfgang ist von Geburt an Mitglied beim 1. FC Köln. Das birgt Konfliktpotenzial: "Wir haben immer wieder Streit um das Fernsehprogramm, wenn beide Mannschaften zeitgleich spielen", sagt Waltraud Zimmer.

Die Verwandtschaft teilt die Begeisterung: "Die Oma ist Fan von Dortmund, der Opa von Mönchengladbach", so die Weinkönigin. "Oma macht auch bei Autokorsos mit, auch wenn sie dafür nachts um elf noch aus dem Haus muss." Die Motivation für einen Korso war zwar am Sonntag nach dem Spiel der Frauen noch nicht sehr groß. "Aber spätestens beim Viertelfinale geht's los", kündigt Verena an.

Am Wesselheideweg sind die Zimmers die einzigen, die ihrer Begeisterung so offenkundig Ausdruck verleihen - eine "Insel der Fußballverrücktheit" hat man sich laut Mutter Waltraud geschaffen. Ihr Nachbar Alfred Ziegler kommt gerne mit auf die Insel, auch bei der Frauen-WM. "Ich fand das Spiel am Sonntag wirklich attraktiv", sagt der Bayern-München-Fan und meint damit vor allem die Spielweise der deutschen Nationalmannschaft. "1988 war der Frauenfußball noch verboten. Es ist schon erstaunlich, dass er jetzt so eine Renaissance erlebt."

"Ich hoffe, dass die Frauen im Fußball in einigen Jahren den gleichen Stellenwert haben wie die Männer, oder wenigstens davon leben können, ohne noch einen Beruf nebenher ausüben zu müssen", wünscht sich Verena. Unterschiede werde es immer geben, das weiß sie als Spielerin.

"Frauen brauchen länger, bevor sie auf den Platz kommen. Den Männern ist es egal, ob die Haare in alle Richtungen abstehen, den Frauen nicht. Und wenn Männer im Spiel aneinandergeraten, ist nachher alles wieder vergessen und sie gehen gemeinsam einen trinken. Die Frauen sind viel nachtragender und zickiger."

Ein Erfolgserlebnis hatte sie schon. "Ich trainiere auch die B-Mädchen-Mannschaft beim FC Hardtberg, und da gab es vor dem Spiel zwei Anfragen von Eltern, die überlegen, ihre Kinder anzumelden." Sie spielt seit 2002 beim FC Hardtberg und hat auch nicht vor, den Verein zu wechseln, Ascheplatz hin oder her. "Man lässt seine Mädels nicht im Stich."

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