Kriminalität Digitale Erpressung und falsche Bittbriefe

Bonn · Das Internet ist allgegenwärtig, man nutzt es für die Arbeit und in der Freizeit. Kaum jemand, der nicht täglich einmal online ist, auf Internetplattformen einkauft oder seine Bankgeschäfte im weltweiten Netz abwickelt. Doch neben unbescholtenen Bürgern tummeln sich auch immer mehr Betrüger im Netz. Tendenz steigend.

 Wer seine Konten wie E-Mail, Online-Banking oder Facebook schützen möchte, sollte schwierige und vor allem unterschiedliche Passwörter benutzen.

Wer seine Konten wie E-Mail, Online-Banking oder Facebook schützen möchte, sollte schwierige und vor allem unterschiedliche Passwörter benutzen.

Foto: dpa

Und auch wenn die Zahl der angezeigten Delikte in Bonn, Bad Honnef, Königswinter und dem linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis im vergangenen Jahr um 70 auf 859 Fälle gesunken ist , warnt die Polizei vor den Internetbetrügern. Denn die Gefahr, auf sie hereinzufallen, wird immer größer.

Die Aufklärung der Fälle gestaltet sich schwierig. Laut aktueller Kriminalstatistik ist die Quote von 29,9 auf 15,7 Prozent gefallen. Der Grund: Die Täter arbeiten immer professioneller und haben sich laut Polizei den neuen Techniken angepasst. Hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer - viele Geschädigte zeigen den Betrug nicht an.

Die Bonner Polizeibehörde hat reagiert und eigens für den Kampf gegen die Computer-Kriminalität ein neues, zentral ermittelndes Kommissariat eingerichtet. Die Spezialisten arbeiten unter anderem eng mit dem Cybercrime-Kompetenzzentrum des Landeskriminalamtes zusammen und setzen auf Präventionsarbeit. Doch welche Betrugsmaschen gibt es? Eine Auswahl:

  • Digitale Erpressung: Die Kriminellen legen die Computer zum Beispiel in kleinen Unternehmen mittels Schadsoftware lahm. Erst wenn ein Lösegeld gezahlt wird, werden die Rechner wieder freigegeben. Um keinen direkten Kontakt mit dem Opfer zu haben, verschicken die Täter eine Nummer, die in ein dafür vorgesehenes Feld eingegeben werden muss. So wird der Betrag bezahlt.
  • BKA-Trojaner: Eine neue Form der digitalen Erpressung. Man erhält eine E-Mail mit dem Logo des Bundeskriminalamtes oder der Bundespolizei. Dem Empfänger wird vorgeworfen, eine Straftat begangen zu haben. Bis eine bestimmte Summe, eine "Bearbeitungsgebühr" gezahlt werde, werde der Computer gesperrt. Möglich ist das über einen sogenannten Trojaner, der sich auf dem PC installiert, sobald der Anhang der E-Mail geöffnet wird.
  • Phishing: Wird genutzt, um die Online-Bankdaten der Nutzer auszuspähen. Die Täter versenden fingierte E-Mails (Phishing-Mails), die einen Link enthalten. Klickt man darauf, werden die Opfer auf eine nachgebaute Seite (zum Beispiel der Bank) geleitet. Dort sollen persönliche Daten wie Passwörter, Transaktionsnummern oder Zugangsdaten eingegeben werden. Das Problem: Die Betrüger lesen mit. Dies passiert teilweise auch bei E-Mail-Postfächern.
  • Bittbriefe: Phishing gibt es auch bei E-Mail-Postfächern. Der Link leitet die Nutzer auf die nachgebaute Seite ihres Anbieters, sie geben E-Mail-Adresse und Passwort ein und ab sofort haben die Betrüger Zugriff auf das Postfach. Von dort aus verschicken sie weitere Spam-Mails oder auch Bittbriefe an das komplette Adressbuch. Der Inhalt: Der E-Mail-Adresseninhaber befindet sich vermeintlich in einer Notlage und bittet seine Freunde um eine Überweisung auf ein Konto. Auch wer sich per E-Mail rückversichert, kann getäuscht werden. Nur noch die Betrüger haben Zugriff auf das Postfach, fangen die Mails ab und antworten im Namen des Opfers.
  • Kontodaten: Haben die Täter die Konto- oder Kreditkartendaten ihrer Opfer ausgespäht, werden diese teilweise in sogenannten Untergrund-Foren verkauft.
  • Falsche Online-Shops: Teilweise orientieren sich die falschen Shops an real existierenden, bauen deren Seite nach. Sie bieten die Ware vermeintlich preiswert an. Später stellt sich jedoch heraus, dass die Ware entweder minderwertig oder überteuert ist - oder gar nicht eintrifft.
  • Abofallen: Es gibt Internetdienste, die angeblich gratis sind und sich dann als Kostenfalle entpuppen. Angeboten werden zum Beispiel vermeintlich kostenfreie Bilder, SMS-Dienste oder Gedichte- und Witzedownloads.
  • Cybermobbing: Die Täter nutzen zum Beispiel soziale Netzwerke, um ihre Opfer zu beleidigen, bloßzustellen und zu schikanieren. Die Täter bleiben anonym, müssen keinen Kontakt zu ihrem Opfer haben, können rund um die Uhr agieren. Außerdem findet sich im Internet ein großes Publikum - Tausende können die Taten verfolgen, sie kommentieren oder unterstützen.
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