Interview mit Brigitte Rubarth Die Bonner Gleichstellungsbeauftragte über Frauen im Beruf

BONN · Frauen im Beruf: Die Gleichstellungsstelle der Stadt Bonn legt am Donnerstag dem Rat ihren Bericht zur Frauenförderung bei der Stadt von 2010 bis 2012 vor, dazu einen Vorschlag für die Fortschreibung des Plans für die Jahre 2013 bis 2015.

Was genau sind die Aufgaben einer Gleichstellungsbeauftragten der Stadt?
Brigitte Rubarth: Zum einen sind wir in unserer Stelle intern in der Verwaltung in alle Personalmaßnahmen, also bei Einstellungen und Beförderungen, organisatorisch einbezogen. Wir beraten Kolleginnen und entwickeln gemeinsam mit dem Personalamt spezifische Fortbildungen. Zum zweiten haben wir einen Fokus auf die Situation von Frauen in der Stadt. Wir kooperieren zu vielfältigen Themen mit allen ansässigen Institutionen, Verbänden, Vereinen, die darauf Einfluss haben. Und wir arbeiten unter dem Aspekt der Geschlechtergerechtigkeit mit den Ämtern der Stadtverwaltung.

In Ihrem Bericht zum Frauenförderplan 2010 bis 2012 stellen Sie fest, dass die Mehrzahl der 5660 Beschäftigten bei der Stadt Frauen sind. Überrascht das?
Rubarth: Nein. Generell sind Frauen besonders stark bei Beschäftigungsverhältnissen mit Dienstleistungsorientierung vertreten, Verwaltungen sind traditionell dienstleistungsorientiert. Daher entspricht seit Langem der Anteil der Frauen an den Beschäftigten in etwa dem Anteil der Frauen an den Einwohnern (dies sind 52,5 Prozent), mit leichten Schwankungen von plus ein bis minus ein Prozent.

Aber ganz oben ist bei der Stadt die Luft für Frauen immer noch sehr dünn. Es gibt nur eine Dezernentin in Bonn.
Rubarth: Wenn wir die Beschäftigtenstruktur der Verwaltung anschauen, wird deutlich, dass in den nächsten zehn Jahren erhebliche Personalveränderungen anstehen. Viele Menschen werden in Rente oder Pension gehen...

Sie formulieren: Die Zukunft bei der Stadt wird weiblich?
Rubarth: ... auch dadurch haben die Frauen ausgezeichnete Chancen, die Chefinnen von morgen zu werden. Aber werfen Sie bitte noch einen Blick auf die Zahlen bei den Auszubildenden. Sie werden feststellen, dass gerade bei den Anwärtern für den gehobenen Dienst die Frauen stark überlegen sind. Bereits heute sehen Sie, dass die starken Jahrgänge der Vergangenheit sich bemerkbar machen: Inzwischen haben Frauen die Mehrheit auch in der mittleren Entgelt- und Gehaltsgruppe des gehobenen Dienstes. Und: Sie kommen weiter.

Sie sehen insbesondere eine gute Entwicklung bei Frauen im technischen Bereich?
Rubarth: Wir machen die Erfahrung, dass Frauen mit einem technischen Studium hervorragende Arbeit leisten. Und wir konnten die Anzahl der Frauen bei den Einstellungen dort deutlich erhöhen. Natürlich sind wir darauf angewiesen, dass sich genügend Frauen für ein Ingenieurstudium entscheiden, und nach dem Abschluss dann auch den Weg in die öffentliche Verwaltung gehen wollen.

Andererseits ist ja besonders bei Frauen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ausschlaggebend. Wie berücksichtigt das die Stadt?
Rubarth: Wir haben seit vielen Jahren ein ganzes Maßnahmenbündel. Das geht von eher "traditionellen" Angeboten wie weitergehenden Beurlaubungsmöglichkeiten nach der Elternzeit bis zur Volljährigkeit des Kindes über ein breit gefächertes Teilzeitangebot bis hin zu großzügigen Telearbeitsmöglichkeiten. Entscheidend war aus meiner Sicht allerdings die Flexibilisierung der Arbeitszeit vor einigen Jahren. Seither können die Kollegen ohne verpflichtende Kernarbeitszeiten ihre Arbeitszeit in Absprache mit dem jeweiligen Team und unter Berücksichtigung der dienstlichen Belange zwischen 6.30 Uhr und 19 Uhr frei einteilen. Gerade Menschen mit Kindern hat dies viel Druck genommen.

Für den Frauenförderplan 2013 bis 2015 versprechen Sie modifizierte Zielvorgaben. Welche zum Beispiel?
Rubarth: Wir wollen eine Doppelquotierung einführen, um auch diejenigen Arbeitsbereiche, in denen viele Frauen tätig sind, stärker einzubinden, um die Zielvorgaben zu erreichen. Und wir arbeiten an einigen neuen Fortbildungsmaßnahmen, die die Karrierechancen von Frauen verbreitern sollen.

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